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Roter Lampion

Roter Lampion

Titel: Roter Lampion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. C. Bergius
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vorgespielt worden sei. Hatte man womöglich herausgefunden, daß er dem Secret Service angehörte?
     
     
    Nicht nur Gordon Cooper, auch Ivo Sorokin atmete insgeheim auf, als Margit Holstein wie ein rettender Engel in das Krankenzimmer eintrat. Sie trug ein duftiges Kleid dessen Jugendliche Note ausgezeichnet zu ihr paßte.
    »Sie hier?« fragte Sorokin voller Verwunderung, da Cooper ihm seine eigenmächtige Einladung zum Mittagessen verschwiegen hatte.
    Margit Holstein blickte erstaunt von einem zum anderen. »Sollte ich geträumt haben, zum Lunch hierher gebeten zu sein?«
    Ivo Sorokin schaute zu Gordon Cooper hinüber, der geheimnisvoll lächelte. »Warum haben Sie mir nichts davon gesagt?«
    Coopers Lächeln wurde zu einem breiten Grinsen. »Weil ich Überraschungsspiele liebe.«
    Sekundenlang stutzte Ivo Sorokin, dann aber lachte er aus vollem Halse.
    »Darf ich an Ihrer Freude teilnehmen?« erkundigte sich Margit Holstein, die immer noch wie verloren dastand. Ivo Sorokin reichte ihr die Hand. »Entschuldigen Sie die ungehörige Begrüßung, aber Mister Cooper hatte mich über seine Einladung, die ich selbstverständlich sehr begrüße, leider nicht informiert.«
    »Das habe ich mitbekommen«, erwiderte sie trocken. »Auch, daß Gordon Sie überraschen wollte. Nur Ihr Lachen ist mir nicht verständlich.«
    Sorokin rieb nervös sein Kinn. »Wie soll ich Ihnen das mit wenigen Worten erklären? Mister Cooper hat mir mit seiner Bemerkung, er liebe Überraschungsspiele, überraschend schnell etwas heimgezahlt. Kann man es so ausdrücken?« wandte er sich an Gordon Cooper.
    Der deutete eine Verneigung an. »Man kann, und ich wäre glücklich, wenn ich Ihren Gast nun ebenfalls begrüßen dürfte.«
    »Überraschungen am laufenden Band«, stellte Margit Holstein ironisch fest.
    »Sie ahnen nicht, wie recht Sie haben«, entgegnete Ivo Sorokin und griff nach dem Prospekt, den Cooper ihm gegeben hatte. »Sie fahren nämlich morgen früh zu einer Zeit, die Sie selber bestimmen wollen, nach Tanjong Bungah, einem reizenden Badeort an der Nordküste von Penang, wo Sie in diesem Hotel«, er überreichte den Prospekt, »zehn Tage lang wohnen werden.«
    Über Margit Holsteins Lippen drang ein unterdrückter Freudenschrei. Wie fasziniert starrte sie Ivo Sorokin an, dann beugte sie sich plötzlich über ihn und küßte seinen Mund. »Das ist wirklich eine Überraschung!« jubelte sie glücklich. »Eine himmlische sogar. Ich danke Ihnen…« Sie unterbrach sich und schüttelte den Kopf. »Nein, damit muß jetzt Schluß sein. Ich danke dir, Ivo. Von ganzem Herzen danke ich dir.« Damit küßte sie ihn erneut.
    Ivo Sorokin umklammerte ihre Schultern.
    Coopers Gesichtsausdruck bekam mephistohafte Züge. Es war, als triumphiere er über den Lauf der Dinge. Doch dann wurde sichtbar, daß diese Miene nur seinen Schmerz verdeckte.
    »Margit!« stammelte Ivo Sorokin beglückt. »Jetzt wird das Warten auf dich schwerer und leichter zugleich. Glücklicherweise achtete unser an alles denkender Freund darauf, daß dein Urlaubszimmer Telefonanschluß hat, so daß wir am Abend immer miteinander plaudern können.«
    Margit Holstein wandte sich nach Cooper um und reichte ihm die Hand. »Auch dir meinen Dank!«
    »For nothing«, entgegnete er leichthin. »Ich habe mich nur an die Worte gehalten, mit denen Mister Sorokin mich gestern abend beauftragte, dich vom Balkon zurückzuholen. ›Sagen Sie Miß Margit, daß sie für einige Tage ausspannen soll‹, erklärte er mir und fügte unmißverständlich hinzu: ›Sie müssen darauf bestehen, hören Sie!‹«
    Ivo Sorokin schoß das Blut in den Kopf. Hatte er wirklich so gesprochen?
    Margit Holstein sah, daß sich Sorokins Wangen röteten, und sie flehte den Himmel an, ihn gesunden zu lassen.
    Gordon Cooper fühlte sich nicht wohl in seiner Haut, denn das an diesem Morgen mit Sorokin geführte Gespräch hatte ihm dessen Gefährlichkeit drastisch vor Augen geführt. Jedes Mittel war ihm nun recht, um sich in das Herz derer einzuschleichen, die Zwickmühlen aufbauten, um sein Verhalten zu beobachten und seine Psyche unter die Lupe zu nehmen. Er war gewarnt und brauchte in Zukunft nur an Ah Boon und dessen treuherzige Erzählung zu denken, wenn es ihm angebracht erschien, eisige Kälte zu entwickeln. Auch wollte er sich an Ah Boons vertrauenerweckendes Gebaren erinnern, wenn er wieder mit Su-su zusammentraf. Er hatte vorgehabt, ihr eine Ansichtskarte zu schicken, nun aber war ihm die Lust vergangen.

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