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Roter Lampion

Roter Lampion

Titel: Roter Lampion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. C. Bergius
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brachte, die dich vermuten läßt, ich beschäftigte mich neuerdings mit Psychologie.«
    O je, dachte Cooper betroffen. Er verzichtete aber darauf, Margit Holstein zu widersprechen, sondern hörte sich geduldig an, was sie ihm vortrug.
    »Zusammenfassend läßt sich folgendes sagen«, schloß sie ihre zum Teil schwer verständlichen Ausführungen. »Für den Chinesen vereint der Mensch in sich die Kräfte des Himmels und der Erde, und in der Harmonie eines geistig und körperlich gesunden Menschen befinden sich die polaren Kräfte der Welt somit im Gleichgewicht. Nach chinesischer Auffassung deutet deshalb jede Krankheit auf eine Störung der inneren Harmonie hin.«
    »Klingt großartig!« erwiderte Gordon Cooper. »Wirklich großartig! Wenn ich mir aber vorstelle, daß solchen Worten goldene, silberne und kupferne Nadeln folgen, dann spreche ich nicht mehr von Hokuspokus, sondern von einer raffiniert verklausulierten Kabbalistik.«
    »Was weißt du schon von Lebenskraftzentren, die auf unserer Haut ein Netzwerk von Meridianen projizieren, welche sich sogar mit den Headschen Zonen der modernen Medizin vergleichen lassen«, ereiferte sie sich.
    »Nun aber Schluß!« protestierte Cooper energisch. »Wie kann man nur von einem wohl- und ernstgemeinten Urlaubsvorschlag auf Headsche Zonen zu sprechen kommen. Brrr…!« machte er und schüttelte sich. »Zurück zum Ausgangsthema. Ist es dir möglich, dich zur Zeit frei zu machen?«
    »Du meinst wirklich, ich soll einige Tage fortfahren?«
    »Unbedingt!«
    »Im Moment sind Ferien; es käme somit gut aus. Aber was wird dann mit Mister Sorokin? Er hat sich so an meine Besuche gewöhnt…«
    »… daß eine Entwöhnungskur Wunder wirken wird«, unterbrach Gordon Cooper Margit Holstein und ergriff ihre Hand. »Du fährst für eine Woche ans Meer und kommst als braunes Rehlein zurück. Was meinst du, welchen Wunsch du dann in Mister Sorokin erweckst? Gleichfalls braun zu werden! Psychologisch mußt du vorgehen! Nicht mit goldenen, silbernen und kupfernen Nadeln.«
    Sie drückte seine Hand. »Ich bin froh, daß du wieder da bist.«
    Er versuchte den Ausdruck ihres Gesichtes im Schein der vorbeihuschenden Straßenlaternen zu erkennen. »Hast du dich übernommen?«
    »Du meinst hinsichtlich des Studiums?«
    »Wohl kaum.«
    Sie zuckte die Achseln. »Mit Mister Sorokin ist es im Augenblick natürlich sehr schwierig. Seine Untätigkeit und das daraus resultierende ständige Warten auf das Zurückkehren eines Gefühls in die gelähmten Partien seines Körpers zermürbt ihn und bringt sein Hirn in Aufruhr.«
    Gordon Cooper gab Margit Holsteins Hand frei, da er sah, daß der Wagen sich dem Federal Hotel näherte. »Ab morgen beschäftige ich unseren Freund so sehr, daß er nicht mehr zum Grübeln kommt.«
    Sie lachte hellauf. »Weißt du, was er mir heute sagte? Ab morgen beschäftige ich diesen Cooper, daß ihm Hören und Sehen vergehen wird!«
    »Woraus du ersehen magst, daß wir deiner in den nächsten Tagen nicht bedürfen«, erwiderte er auftrumpfend. »Gleich morgen werde ich ein Reisebüro aufsuchen. Rechne also damit, in ein oder zwei Tagen abrauschen zu müssen.«
    Sie lächelte still vor sich hin. »Ich werde mich nicht eine Sekunde lang sträuben.«
    »Was viel besagen will!« konstatierte er sachlich und wies auf das vor ihnen auftauchende Hotel. »Morgen früh schläfst du dich aus und gehst nicht zur Uni, verstanden?«
    »Yes, Sir!«
    »Gegen Mittag kommst du ins Krankenhaus. Wir essen dann gemeinsam mit Mister Sorokin.«
    »Yes, Sir!«
    »Alles Weitere wird sich finden.«
    Der Fahrer fuhr vor das Portal, wo ein Boy die Tür des Wagens öffnete.
    Margit Holstein gab Gordon Cooper die Hand. »Herzlichen Dank für deine Fürsorge.«
    Er machte eine abwehrende Bewegung. »Bringe mich nicht in Verlegenheit.«
    »Wenn ich das gewollt hätte, würde ich ein anderes Thema angeschnitten haben«, erwiderte sie mit Schalk in den Augen.
    »Nämlich?«
    »Wer ist Su-su, würde ich dich dann gefragt haben.«
    »Neugierig?«
    »Sehr.«
    »Ich werde dir gelegentlich von ihr erzählen. Gute Nacht, Margit. Und grüß Patrice von mir.«
    Gordon Cooper glaubte eine paradiesische Landschaft zu durchqueren, als er am nächsten Morgen zur Universitätsklinik von Kuala Lumpur fuhr. Die Üppigkeit der Vegetation übertraf bei weitem die der britischen Kronkolonie. Ihre Farben waren von einer Leuchtkraft, die mit dem Himmel zu wetteifern schien.
    Die Beschwingtheit des Morgens hatte allem Anschein

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