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Roter Lampion

Roter Lampion

Titel: Roter Lampion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. C. Bergius
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erfreuliche Mitteilung machte«, unterbrach er Gordon Cooper, als dieser das Gespräch auf den Freudentaumel der Hongkonger Bevölkerung anläßlich der Zündung der ersten chinesischen Wasserstoffbombe brachte. »Peking stellt Kairo das seinerzeit von mir in Vorschlag gebrachte zinslose Darlehen in Höhe von fünfzehn Millionen Dollar zur Verfügung, und die ›British Chinese Ex- and Import Company‹ wird in Höhe dieses Betrages Waffen liefern.«
    »Mein Kompliment!« erwiderte Cooper verblüfft. »Das haben Sie wunderbar hinbekommen.«
    Über Ivo Sorokins Gesicht huschte ein befriedigtes Lächeln, das jedoch schnell wieder erstarb. »Im Grunde genommen ist es ein Tropfen auf den heißen Stein. Ägypten schuldet uns, wie Sie wissen, den fast zehnfachen Betrag. Aber das macht mir nicht so viel Sorge wie die derzeitige politische Entwicklung in China. Der Gedanke, daß wir das Zyklotron lieferten, macht mich nicht gerade glücklich.«
    »Nanu«, staunte Gordon Cooper. »Sie bereuen ein Geschäft?«
    Sorokin nagte an seinen farblos gewordenen Lippen. »Bis vor kurzem habe ich keine Reue über dieses Geschäft empfunden. Auch nicht, nachdem die Wasserstoffbombe gezündet worden war. Nachdenklich stimmten mich erst die letzten Nachrichten über die Kulturrevolution, die erkennen lassen, daß es in China Kämpfe gibt, deren Ausgang ungewiß ist.« Er griff zu einer auf seinem Nachttisch liegenden Zeitung. »Im ›Pekinger Volksblatt‹ heißt es unter anderem:
    ›Wir wollen nicht leugnen, daß sich in den Provinzen Kwang-tung und Fukien ein wahres Massaker ausgebreitet hat. Auch wäre es falsch zu verheimlichen, daß unsere Stahlwerke in der Mandschurei durch Schlachten zwischen Rotgardisten, Arbeiterbataillonen und der Armee zur Zeit lahmgelegt sind.‹
    Wer, so frage ich mich nach der Lektüre dieses Artikels, wird aus der Kulturrevolution als Sieger hervorgehen? Anders ausgedrückt: Wer wird eines Tages über die Wasserstoffbombe verfügen? Das ist es, was mich plötzlich unruhig macht.«
    Wenngleich Gordon Cooper überaus verwundert war, so benutzte er die günstige Gelegenheit doch, um Ivo Sorokin zu fragen, woher er eigentlich perfekt Chinesisch könne.
    Der Waffenhändler sah ihn prüfend an. »Haben Sie nicht gewußt, daß ich einige Jahre in China lebte?«
    Cooper spürte, daß ihm eine Falle gestellt wurde. »Ja«, antwortete er nach blitzschneller Überlegung. »Mister Ah Boon erzählte es mir.«
    »Warum fragen Sie mich dann, woher ich perfekt Chinesisch kann?«
    Die Narbe auf Coopers Wange wurde feuerrot. »Wahrscheinlich war es eine Reaktion darauf, daß Sie den chinesischen Artikel während des Lesens gleich übersetzten. Jedenfalls habe ich in dem Augenblick nicht an die Erzählung Ihres Kompagnons gedacht.«
    »Tun Sie das jetzt?« drängte Ivo Sorokin weiter.
    »Gewiß«, antwortete Gordon Cooper ratlos, weil er nicht wußte, worauf sein Gegenüber hinauswollte.
    »Dann bin ich aber sehr erstaunt«, entgegnete Sorokin scharf. »Wenn ich richtig informiert bin, haben Sie Mister Ah Boon das Versprechen gegeben, über seine Plauderei zu schweigen.«
    »Das ist richtig«, erwiderte Cooper betroffen und überlegte, warum Ah Boon seinen Kompagnon wohl informiert hatte. Sollte er, Gordon Cooper, zu einer Aussage verleitet werden, die Ivo Sorokin als Lüge erscheinen mußte? »Ja, ich gab das Versprechen«, bestätigte er nochmals, um Zeit zu gewinnen. »Wenn ich es nicht hielt, so einfach, weil ich Sie nicht belügen wollte. Ich hatte zwischen Ah Boon und Ihnen zu wählen, und ich entschied mich für Sie.«
    Der bis zu diesem Augenblick angespannt gewesene Gesichtsausdruck Ivo Sorokins löste sich. »Ich beglückwünsche Sie. Großartig, wie Sie sich aus der Zwickmühle befreiten, die mein Kompagnon und ich Ihnen gestellt hatten.«
    »Absichtlich?« fragte Cooper verblüfft.
    »Ja«, antwortete Sorokin hintergründig lächelnd. »Wir treiben solche Spiele, wenn wir dieses oder jenes feststellen wollen. Doch genug davon. Ich möchte mich nicht weiter darüber äußern.«
    Gordon Cooper war es zumute, als hätte sich eine Zentnerlast auf ihn gewälzt. Er, der er Beobachter sein sollte, mußte feststellen, daß er beobachtet wurde. Und auf welch raffinierte Weise! Asien fing an, ihm unheimlich zu werden. Hatte er eben noch geglaubt, Ivo Sorokin mache sich wegen der Entwicklung in China ernstliche Sorge, so fragte er sich nun, ob ihm mit der zum Ausdruck gebrachten Sorge nicht schon wieder ein neues Theater

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