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Rotes Meer

Rotes Meer

Titel: Rotes Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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kennt ihn.«
    »Das ist es ja, was mir Sorgen macht, unter anderem.«
    »Dieser Abdullah ist vermutlich nicht in zwei Fälle verwickelt, Erik.«
    Winter antwortete nicht, er wusste, dass er es nicht erklären konnte, nicht einmal Bertil. Er wusste auch, dass er selbst besser durchblicken würde, wenn er Abdullah träfe, ihm nur einige Fragen stellen und ihn sehen könnte, ihn studieren. Derartiges konnte man nicht erklären. Es war ein Gefühl, das mit all dem zusammenhing, was er im Lauf der Jahre bei der Arbeit gelernt hatte. Sein Gefühl ließ ihn nie im Stich.
    Sollte er Bror beschatten lassen?
    Herr im Himmel, die Kopfschmerzen. Er rieb sich heftig die Stelle über dem Auge.
    »Was ist los, Erik?«
    »Nichts.« Er ließ die Hand sinken.
    »Kopfschmerzen?«
    »Es ist nichts, Bertil. Fahren wir zurück nach Hammarkullen.«

    Vor dem Supermarkt in Hammarkullen standen Kisten mit Obst und Gemüse. Ein älterer Mann im Sakko hielt einen Apfel hoch, als würde er den Glanz bewundern.
    Einige Jungen lungerten bei den Rolltreppen herum, die zu den Straßenbahnen hinunterführten. Auf dem Asphalt waren Papier und anderer Abfall verstreut. Jemand hatte einen Papierkorb umgeworfen. Der lag jetzt auf dem Rasen.
    Auf dem Platz vor der Schule spielten Kinder Fußball. Die Rufe hallten zwischen den Hauswänden wider.
    Die Haustür war offen.
    Im Treppenhaus studierte Winter die Namen.
    »Vierter Stock«, sagte er.
    Sie stiegen die Treppen hinauf. Wenn es nicht unbedingt nötig war, nahm Winter keinen Fahrstuhl. Häufig, wenn sie zu zweit waren, fuhr der eine mit dem Aufzug und der andere ging zu Fuß, damit nicht jemand, der sie womöglich kommen sehen hatte, sich verdrückte. Aber diesmal war die Vorsichtsmaßnahme übertrieben.
    Wenn Alan Darwish abhauen wollte, hatte das etwas zu bedeuten. Andererseits hatte Winter die Nase voll von all den Verschwundenen.
    Nach dem dritten Klingeln öffnete eine Frau in Schwarz. Sie sah aus wie eine Schwester von Ediba Aziz. Familie Aziz wohnte nur einige Häuser weiter. Es war dieselbe Straße. Winter wollte sich bei Gelegenheit noch einmal mit Nasrin unterhalten, aber nicht jetzt. Vielleicht im Laufe des Tages.
    Er hatte eine Tablette gegen die Kopfschmerzen genommen. Noch wirkte sie nicht. Vielleicht sollte er sich etwas Kat besorgen, wo er schon in der Gegend war. Die Somalier importierten es tonnenweise. Sivertsson von der Bezirkspolizei hatte von Razzien erzählt, bei denen sie jede Menge Kat gefunden hatten. Wenn die Razzia begann, verschwanden die Somalier blitzschnell, wie große Vögel flogen sie zu den Fenstern hinaus.
    Die Frau sagte nichts. Winter und Ringmar hielten ihre Ausweise hoch. Die Frau drehte sich zur Wohnung um, als suche sie Hilfe. Winter hörte Kinder Fußball spielen. Die Fenster schienen geöffnet zu sein, aber sie ließen kaum Abkühlung herein.
    »Wir suchen Alan«, sagte Winter.
    Sie antwortete nicht. Er sprach eine fremde Sprache. Winter dachte an Mozaffar Kerim. Es wäre elegant gewesen, mit ihm aufzutauchen, als ob nichts passiert wäre, als ob sie nichts wüssten. Kerim noch einmal dolmetschen zu lassen.
    »Alan«, wiederholte Winter. Wenigstens das musste sie doch verstehen.
    »Was ist?«, ertönte eine Stimme, und Alan erschien im Flur.
    Die Frau sah erschrocken aus, als hätte Alans Stimme sie überrascht. Er war vermutlich ihr Sohn.
    Alan sagte etwas zu ihr. Sie antwortete und er sagte wieder etwas. Sie warf Winter und Ringmar einen raschen Blick zu und ging weg, in die Küche, von der Winter einen Teil sehen konnte.
    »Sie kocht uns Tee«, sagte Alan.
    Nein. Diesmal nicht. Er wollte nicht noch einmal mit einer schweigenden Mutter und ihren Kindern dasitzen und über den Tod reden. Und keinesfalls jetzt, wo sie wahrscheinlich ganz vom Gespräch ausgeschlossen sein würde.
    »Danke, nicht für uns«, sagte Winter.
    »Aber wir brauchen Tee.«
    »Ich möchte, dass Sie eine Weile mit uns kommen, Alan.«
    »Warum?«
    »Das werden wir Ihnen unterwegs erzählen.«
    »Mitkommen? Wohin?«
    »Nur ein kleiner Ausflug mit dem Auto.«
    »Warum können wir nicht hier reden?«
    »Wir haben einige Fragen«, sagte Winter. »Die hängen mit der Autofahrt zusammen.«
    Alan sah ängstlich aus, aber nicht wie jemand, der fürchtet, die Autofahrt könnte seine letzte sein. Die Angst galt mehr den Fragen als der Autofahrt.
    Er ging in die Küche und sagte etwas zu der Frau. Die Antwort konnte Winter nicht hören. Niemand ließ sich mehr blicken. Kein Mann, kein Vater. Dies

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