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Rotes Meer

Rotes Meer

Titel: Rotes Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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war eine Gegend der abwesenden Väter.
    Alan kam zurück in den Flur. Er zog Sandalen an. Auf dem Linoleum kratzte Sand oder Schotter.
    »Es dauert nicht lange«, sagte Winter.

    Halders winkte das Taxi heran und setzte sich auf den Rücksitz. Das Auto rollte an, bevor er die Tür geschlossen hatte.
    »Hjällbo«, sagte er.
    Der Fahrer nickte.
    »Und halten Sie dort an, wo Sie gestanden haben«, sagte Halders.

    Das Taxi war das einzige Auto auf dem Parkplatz. Der Ort war immer noch abgesperrt. Am Mittsommertag gab es keine Neugierigen.
    »Was soll das?«, wiederholte Jerker Reinholz die Frage, die er bei Halders’ Anruf gestellt hatte, aber Halders hatte nur etwas von der Ermittlung gemurmelt. Es war einfacher, darauf zu verweisen, statt sich in ein Gespräch über Intuition und Vorahnungen oder gar Gefühle verwickeln zu lassen. Halders hatte mit Gefühlen nicht viel im Sinn, aber manchmal folgte er einem Gedanken, der ihn nicht loslassen wollte.
    »Wir steigen aus«, sagte er.
    Sie standen neben dem Auto.
    »Okay, Sie haben geparkt und sind auf den Laden zugegangen. Erzählen Sie.«
    »Das hab ich nun schon hundertmal getan.«
    »Was meinen Sie, wie oft ich dasselbe Verhörprotokoll lesen muss?«, sagte Halders.
    »Dann haben Sie das Verhör ja vorliegen«, sagte Reinholz. »Warum es dann wiederholen?«
    »Dies ist kein Verhör«, sagte Halders.
    »Was ist es dann?«
    »Eine Rekapitulation.«
    »Was bedeutet das?«
    »Man geht alles erneut durch. Wir stehen also hier, und Sie setzen sich in Bewegung.« Halders wies mit dem Kopf auf das kleine Gebäude, das kreideweiß im Sonnenschein lag. »Dorthin sind Sie gegangen.«
    Reinholz nickte.
    »Wir gehen«, sagte Halders. Auf halbem Weg zwischen Auto und Gebäude blieb er stehen. »Von hier aus kann man den Fußweg sehen.«
    »Darauf habe ich nicht geachtet«, sagte Reinholz.
    »Wirklich nicht?«
    »Warum hätte ich das tun sollen? Früher war es häufig dunkel oder ich hatte es eilig, wenn ich hier war. Warum sollte ich darauf achten, wie es rundherum aussieht?«
    »Diesmal hat sich jemand auf dem Weg bewegt«, sagte Halders, »ist gekommen und wieder gegangen.«
    »Das hab ich doch gesagt. Jemand ist von hier abgehauen.«
    »Die leichten Schritte. Das Kind.«
    »Vielleicht war es kein Kind«, sagte Reinholz. »Darüber hab ich nachgedacht. Vielleicht war es jemand, der … es getan hat. Der sie erschossen hat.«
    »Das haben Sie bisher noch nicht gesagt.«
    »Es ist mir auch jetzt erst eingefallen.«
    Sie näherten sich dem Gebäude um einige weitere Schritte.
    »Was haben Sie von außen wahrgenommen?«, fragte Halders.
    »Nichts.«
    »Überhaupt nichts?«
    »Sie sehen es doch selbst. Man kann zwar hineinschauen, aber nicht erkennen, ob jemand am Boden liegt.«
    »Wann haben Sie entdeckt, dass jemand auf dem Boden lag?«

    Das rote Meer war in den Konturen immer noch erkennbar, aber die Farbe war verblasst. Die großen Fenster ließen den Sonnenschein herein, und es war sehr hell.
    Halders und Reinholz standen an der Türschwelle, Reinholz einen Schritt vor Halders.
    »Hier«, sagte Reinholz, »hier habe ich den ersten gesehen.«
    »Was haben Sie dann getan?«
    »Ich … kann mich nicht genau erinnern. Es war … ich war schockiert und vermute, dass ich aufgeschrien habe. Oder ich habe erst geschrien, als ich einen Schritt weiter in den Raum machte und den zweiten entdeckte.«
    Halders schwieg.
    »Und da habe ich vermutlich den Notruf gewählt.«
    »Wie viel Zeit war bis dahin vergangen?«, fragte Halders.
    »Seit wann vergangen?«
    »Von dem Moment an, als Sie entdeckten, was hier passiert ist.«
    »Das hab ich doch schon alles erzählt. Vielleicht eine halbe Minute. Oder eine.«
    »Mehr nicht?«
    »Ich weiß es nicht. Ich hab die Zeit nicht gestoppt. Ich … wusste ja kaum, wo ich anrufen sollte. Im ersten Moment war mir die Notrufnummer entfallen. Ich war ziemlich durch den Wind.«
    »Als Sie auf dem Weg zum Parkplatz waren, hat Ihre Zentrale Sie angerufen«, sagte Halders.
    »Äh … ja, das hab ich wohl erzählt.«
    »Nein, aber das ist okay. So was überprüfen wir sowieso immer. Sie waren erregt, das darf man nicht außer acht lassen. Aber wenn wir die Zeit bis zu Ihrem kleinen Gespräch mit der Notrufzentrale stoppen, dann kommen wir auf fast zehn Minuten.«
    Halders stand immer noch schräg hinter Reinholz und konnte sein Profil sehen. Der Mann blinzelte. Manchmal zog Halders es vor, neben den Leuten zu stehen, denen er Fragen stellte. Es konnte

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