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Rotglut - Kriminalroman

Rotglut - Kriminalroman

Titel: Rotglut - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Kriminalbeamter«, zog Peter seinen Kollegen auf, »das war echt ein Geistesblitz von dir, die Waffen abgleichen zu lassen.«
    Hölzle zog einen Schokoriegel aus seiner Schreibtischschublade und warf ihn Harry zu, der ihn geschickt auffing. »Sehr gut, Herr Kriminaloberkommissar Schipper.« Er zog einen weiteren Riegel hervor und gab ihn Dahnken. »Damit’s koin Schtreit gibt«, schwäbelte er ausnahmsweise mal laut. Dann gönnte er sich ebenfalls einen Schokoriegel.

    *

    »Chef, Wiegand will Sie dringend sprechen.« Hilke Maier, sonst ein Ausbund an Fröhlichkeit, verzog das Gesicht in Sorgenfalten, so, als stünde Werder-Bremen unrettbar auf einem Abstiegsplatz.
    Sie wedelte mit einem Stapel Kopierpapier vor seiner Nase herum.
    »Er hat sehr ernst gewirkt. Sie haben mir doch nichts angestellt?«
    Hölzle zuckte mit den Schultern.
    »Keine Ahnung, was er von mir will. Sie haben ihm doch gestern den Zwischenbericht zum Stegmann-Mord abgeliefert? Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass da etwas unklar gewesen sein soll. Und der Schlussbericht des Totschlagfalles in der Neustadt sollte eigentlich auch keine Fragen mehr aufwerfen.«
    Trotz seiner in gelassenem Ton hervorgebrachten Antwort war Hölzle mulmig zumute. Mit zwei Fingern weitete er seinen Hemdkragen, der ihm unangenehm auf den Hals drückte. Er spürte, dass ihm, im wahrsten Sinne des Wortes, das Herz bis zum Hals klopfte, und Rinnsale von Schweiß bahnten sich ihren Weg zwischen seinen Schulterblättern hinab in Richtung Hosenbund.
    »Der Chef möchte während Ihres Gesprächs nicht gestört werden, von nichts und niemandem.«
    Auffordernd betrachtete Hilke Maier ihn, als warte sie immer noch auf eine Erklärung Hölzles, warum Wiegand ihn so dringend sprechen müsse.
    »Frau Maier, wenn ich weiß, was Wiegand von mir will, sind Sie die Erste, die es erfährt«, fuhr er die Sekretärin mit barscher Stimme an.
    So kannte Hilke ihn überhaupt nicht. Beleidigt zog sich Frau Maier in ihr Büro zurück. Sie knallte die Tür mit Schwung hinter sich zu, sodass das gerahmte Poster mit den Unterschriften ihrer Werder-Lieblinge, das sie – obwohl vom Hausmeister strengstens untersagt – mit einem Nagel an die Holztür gehängt hatte, mit Getöse auf dem Boden landete.
    Hölzle war schon auf dem Weg zu Wiegand, hörte sie aber noch laut vor sich hin fluchen. Er würde ihr als Wiedergutmachung in den nächsten Tagen ein Glas ihrer Lieblingsbonbons mitbringen – Werder-Bonbons, grün-weiß gestreift, aus der Bonbonmanufaktur in der Böttcherstraße – und sich wegen seines rüden Tons entschuldigen.
    Hölzle ahnte, mehr noch, ihm war ziemlich klar, was Wiegand von ihm wollte.
    Die Tür zu Wiegands Büro war nur angelehnt. Hölzle drückte sie eine Spur weiter auf und streckte seine Nase in das Zimmer des Polizeipräsidenten. Er räusperte sich.
    Unschlüssig blieb er stehen, wippte auf den Füßen und betrachtete wohl zum hundertsten Mal die Einrichtung in Wiegands Büro. Der Mann hatte Geschmack. Ein schlichter Schreibtisch mit Glasplatte von Le Corbusier, der LC6, das hatte Hölzle sich gemerkt. Auch die anderen Stücke waren von erlesener Qualität. Soviel Hölzle wusste, entstammte Wiegands Frau einer betuchten Düsseldorfer Familie und hatte offensichtlich bei der Einrichtung seines Büros ein Wörtchen mitzureden gehabt. Hölzles Blick blieb an der Schreibtischlampe hängen. Die hatte er noch nicht gesehen. Chromfuß, weißer Kugelschirm. Sehr schick. Er heftete seinen Blick darauf. Wiegand, der offensichtlich in einen roten Aktenordner versunken war, schaute immer noch nicht auf. Hölzle räusperte sich erneut, und sein Räuspern ging ungewollt in ein kratziges Husten über. Wiegand winkte Hölzle ins Zimmer, noch immer hatte er seinen Blick nicht von diesem Ordner gehoben und noch immer schwieg er. Hölzle kam sich vor wie ein Schuljunge, der wegen eines frechen Streichs zum Rektor zitiert wird – eine Situation, die er als Schüler mehrfach erlebt hatte. Aber noch nie war ihm dabei so unwohl gewesen wie jetzt in diesem Moment.
    »Herr Hölzle, nehmen Sie doch Platz.« Aha, das Reden hatte er also nicht verlernt.
    »Danke, guten Morgen, Herr Dr. Wiegand.« So förmlich war er selten mit seinem Chef umgegangen.
    »Hölzle, sagt Ihnen der Name Delano etwas?« Wiegand klappte den Ordner zu und sah Hölzle streng an.
    »Ah, Belana! Festkochend, klasse für Kartoffelsalat«, platzte es auch schon aus Hölzle heraus.
    Irritiert hob Wiegand die

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