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Rotglut - Kriminalroman

Rotglut - Kriminalroman

Titel: Rotglut - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Brauen. »Herr Hölzle, ich will gar nicht lange drum herumreden. Es geht, wie Sie sicherlich vermuten, um den Fall des Toten im Bürgerpark. Wie ich höre, sind Sie dabei unter anderem auf den Sprengstoffanschlag am Bremer Hauptbahnhof von 1974 gestoßen und haben sich Akteneinsicht im Staatsarchiv verschafft, in einer Abteilung, in der Sie, das heißt wir, eigentlich nichts zu suchen haben.«
    Hölzle nickte und fragte sich, woher Wiegand das wusste. ›Logisch, der ond der Bruns spielet mitnander Golf.‹ Sich aufmerksam in seinem Stuhl nach vorne lehnend, die Unterarme auf seine Oberschenkel gestützt, wartete er, bis Wiegand fortfuhr.
    »Nun habe ich einen etwas unangenehmen Anruf bekommen«, Wiegand räusperte sich, »man hat mir nahegelegt, Sie von dem Fall abzuziehen. Wobei nahegelegt noch harmlos ausgedrückt ist.«
    Hölzle richtete sich auf und lehnte sich zurück. »Alles klar. Der Verfassungsschutz hat sich auch bei Ihnen gemeldet. Das war ja zu erwarten.«
    Wiegand sah ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen an, zwischen denen sich nun eine steile Falte abzeichnete. »Was meinen Sie mit ›auch‹?«
    Heiner Hölzle seufzte und rieb sich den rechten Augeninnenwinkel. »Vor einiger Zeit ist dieser Delano bei mir aufgetaucht und hat mir bereits klargemacht, dass ich die Finger von dem Fall lassen soll.«
    »So, so«, machte Wiegand. »Und warum sind Sie damit nicht zu mir gekommen?« Der Polizeipräsident sah Hölzle ernst und eindringlich an.
    »Na ja«, begann Hölzle zögernd, »warum sollte ich Sie mit so was belästigen …«
    »Verdammt noch mal, Hölzle, Sie wissen genau, dass Sie mich darüber hätten informieren müssen«, Wiegand schlug mit der flachen Hand auf seinen Schreibtisch.
    Hölzle senkte den Kopf. »Ja, ich weiß«, gab er grummelnd zu, »aber der hat mich so blöd angemacht, dass ich dachte …«
    »Blöd angemacht, was soll das denn nun wieder heißen? Sie dachten, dass Sie das schön aussitzen können«, unterbrach ihn Wiegand erneut, »und Sie haben natürlich einfach weiter ermittelt, wie ich Sie kenne.« Seine Stimme hatte einen drohenden Tonfall angenommen.
    Hölzle sah Wiegand direkt in die Augen und antwortete trotzig: »Genau. Und das ist auch richtig so. Von denen lass ich mir doch nicht meine Arbeit verbieten!« Er begann, sich in Rage zu reden, als er an Delano dachte. Das Handy-Foto, auf dem dieser Christiane küsste, erschien vor seinem geistigen Auge. Hölzle erhob sich von seinem Stuhl und lief im Zimmer auf und ab.
    »Blödes Pack allesamt, die Leute vom Verfassungsschutz. Machen einen auf James Bond und kommen sich immer als die Retter der Nation vor. Aber nicht mit mir! Da müssen die schon früher aufstehen. Die haben doch nur Schiss, dass die Presse womöglich darüber berichtet, dass der Bombenanschlag am Hauptbahnhof damals gar nicht von Terroristen durchgeführt, sondern von ihnen selbst initiiert worden ist. Ist doch gerade wieder aktuell, die ganze Scheiße von damals. Ich sag nur: Verena Becker! Die steht doch eben vor dem Oberlandesgericht in Stuttgart wegen des Buback-Mordes, und sie war Informantin für den Verfassungsschutz. Ich sag Ihnen eins, Dr. Wiegand, da halte ich es mit dem Götz von Berlichingen und lass mich von der ganzen Bande am Arsch lecken!« Er erschrak selbst über sich und erwartete ein Donnerwetter seitens des Polizeipräsidenten.
    Doch wider Erwarten lächelte dieser, nein, der grinste richtig!
    »Bravo, Herr Hölzle, ganz meine Meinung.«
    ›Will der mi verarscha?‹, fuhr es Hölzle durch den Kopf. Doch Wiegand schien es ernst zu meinen.
    »Ich habe mich ähnlich am Telefon ausgedrückt, nur nicht ganz mit Ihren drastischen Worten. Also, mein lieber Herr Hölzle, bleiben Sie am Ball. Meine Rückendeckung haben Sie.«
    Hölzle blieb der Mund offen stehen. Das hätte er nicht erwartet.

    Gut gelaunt verließ Hölzle wenig später das Präsidium, um eine späte Mittagspause zu machen. Sein Magen hing gefühlt in seinen Kniekehlen, die Kantine hatte heute nur Angebote, die nicht seinem Geschmack entsprachen, und da war es keine Frage, dass er – wie so oft – in die Stadtmitte fuhr, um bei Uschi Kramer einen ofenwarmen Leberkäse zu essen.
    Nach einem kleinen Schnack mit Uschi und zwei Leberkäsbrötchen schlenderte Hölzle zurück zum Parkhaus. Er fühlte sich gestärkt und gewappnet für den Rest des Tages. Viele Mitarbeiter der umliegenden Banken und Geschäfte hatten wie er ihre Mittagspause genutzt, um in einem der zahlreichen

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