Rotglut - Kriminalroman
eigentlich von Beruf?«
»Er hat für einen Sicherheitsdienst gearbeitet, nachdem er sein Studium abgebrochen hatte, weil ich schwanger wurde.«
»Wissen Sie noch, wie die Firma hieß?«, erkundigte sich Hölzle.
Hannelore Uhlenbruck schüttelte den Kopf. »Nein, ehrlich gesagt, habe ich mich auch nie sonderlich für seine Arbeit interessiert.«
»Danke. Falls wir noch Fragen haben, melden wir uns wieder bei Ihnen.« Er und Schipper verabschiedeten sich, und Hannelore Uhlenbruck schloss die Tür hinter ihnen.
Harry betätigte die Fernbedienung am Autoschlüssel, um den Wagen zu öffnen. Im Auto war es inzwischen brütend heiß, denn es hatte die ganze Zeit in der Sonne gestanden.
»Lass mal die Fenster runter, Harry, das hält ja keiner aus«, beschwerte sich Hölzle.
»Sag mal, glaubst du, dass sie wirklich nicht wusste, dass ihr Ex noch am Leben ist?«, fragte Harry und drückte die Knöpfe der elektrischen Fensterheber.
»Nein, aber das können wir ihr im Moment wohl nicht nachweisen und wir haben auch nichts, womit wir sie unter Druck setzen können. Was auch immer damals passiert ist, es muss für ihn so bedeutend gewesen sein, dass er die Flucht beziehungsweise die Vortäuschung seines Todes als einzige Lösung gesehen hat. Etwas muss ihn in enorme Angst versetzt haben. Hat er in seiner Firma Geld unterschlagen, sich auf irgendeine Weise Feinde gemacht? Bis jetzt wissen wir noch gar nichts, aber wir kriegen noch raus, was genau geschehen ist, Harry, da bin ich sicher. Peter wollte ja heute nochmals zu Saskia Uhlenbruck. Das bringt wahrscheinlich auch nicht viel, aber vielleicht hat Stegmann ihr gegenüber ja etwas erwähnt oder wenigstens angedeutet, dem sie bis jetzt keine Bedeutung beigemessen hat. Kannst die Fenster wieder zumachen, es zieht.«
Schipper schüttelte den Kopf. »Weißt du eigentlich, was du willst? Auf, zu, dir kann man’s echt nicht recht machen«, maulte er gutmütig.
April 1973, Bremen
Raimund Stegmanns Chance ist gekommen. Vor einem Monat hat Ronni ihm eröffnet, dass die Firma den Sicherheitsdienst während der großen Neueröffnung des Karstadt-Kaufhauses in der Obernstraße übernimmt. Raimund, als einer seiner besten Männer, solle das Konzept entwickeln und, wenn nötig, für diesen Tag noch zusätzlich ein paar Männer einstellen – wer sich bewähre, könne eventuell in Ronnis Firma angestellt werden. Der Bedarf an Sicherheitspersonal ist groß wie nie.
Ronni hat ihm Zeichnungen der Geschossgrundrisse auf den Schreibtisch geknallt, alle Eingänge und die Notausgänge sind bereits markiert, die Gästeliste mit einer Büroklammer dahintergeheftet. Schon beim Überfliegen der Liste hat Raimund das Potenzial erkannt: Bürgermeister, Innensenator, Wirtschafts- und Finanzsenator, Präsident der Bürgerschaft, Präses der Handelskammer, Chef Karstadt Bremen, Deutschlandchef Karstadt und, und, und …
Die feierliche Eröffnung ist für Dienstag zehn Uhr geplant, dem gemeinen Volk wird erst am nächsten Tag Einlass gewährt werden. Im Minimum 15 Mann Sicherheitspersonal werden benötigt, dazu kommen noch einmal etwa zehn Polizisten. Raimund soll seine Leute bereits ab acht Uhr positionieren, die Polizei bietet Geleitschutz für die Prominenz, die ab 9:30 Uhr erwartet wird.
Raimunds Plan ist einfach. Er wird am Abend vor der Eröffnung noch einmal allein – Ronni vertraut ihm voll und ganz – das ganze Gebäude inspizieren. In der Nähe des Buffets im Erdgeschoss wird ein Brandsatz installiert werden, der mittels eines Fernzünders hochgejagt wird. Raimund wird darauf achten, dass sich die Gäste noch auf dem Weg zum Buffet befinden. Er möchte keine Toten. Verletzungen durch umherfliegende Splitter würde er in Kauf nehmen. Allerdings soll der finanzielle Schaden in die Millionen gehen.
Ein Bekennerschreiben hat er bereits verfasst und er hofft, dass ihm Enno für den ›Bombenjob‹ jemanden aus dem inneren Kreis vermittelt.
›Was für ’n innerer Kreis?‹, hatte Enno irritiert gefragt, als er ihn in der ›Roten Ameise‹ getroffen und ihm von seinem Plan, der ihn endlich der linken Szene empfehlen soll, berichtet hat. Außer den Leuten bei Ilse kenne er kaum jemanden, und Ilse sei, seitdem Raimund bei ihr aufgetaucht war, immer noch stinksauer auf ihn, hat Enno erzählt. Außerdem sitze Ilse im Moment im Knast.
Doch Raimund Stegmann will diese einmalige Chance nicht ungenutzt vorbeiziehen lassen. Außerdem glaubt er Enno kein Wort. Der ist erst vor Kurzem
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