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Rotglut - Kriminalroman

Rotglut - Kriminalroman

Titel: Rotglut - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Schießerei, und Stegmann hat einen Polizisten erschossen. Es gab einen Prozess, bei dem Stegmann ganz locker davonkam. Nur eine Bewährungsstrafe. Es wäre ein unglücklicher Unfall gewesen, die Kugel aus Stegmanns Waffe wäre abgeprallt und hätte dann den Polizisten getroffen. Allerdings, so die Aktenlage, gab es zuerst noch einen Zeugen, der aussagte, es wäre ein gezielter Schuss gewesen. Später hat der Zeuge die Aussage aber vor Gericht nicht bestätigt. Er wäre sich wohl nicht mehr sicher gewesen, heißt es in den Akten.« Er sah seine Zuhörer lange an. »Scheint, dass in dieser Sache ganz schön geschlampt wurde, wenn nicht sogar ein saumäßiger Deal gelaufen ist. Und von alledem hat uns die ehemalige Frau Stegmann nichts berichtet. Da kann man nur spekulieren, was sie uns sonst noch alles verheimlicht hat.«

Juni 1974, Bremen
    Rosenberg kommt langsam zu sich. Er sitzt auf einem Stuhl und registriert als Erstes, dass seine Beine eingeschlafen sind. Als er sie bewegen will, um die Durchblutung wieder in Gang zu bringen, muss er feststellen, dass sie jeweils links und rechts an den Stuhlbeinen angebunden sind, ebenso sind seine Arme fixiert. Hinter der Rückenlehne des Stuhls sind sie an den Handgelenken schmerzhaft zusammengezurrt, seine Schultern schmerzen bereits durch die unnatürliche Haltung. Seine Zunge liegt wie ein trockener Lappen in seinem Mund. Wahnsinniger Durst quält ihn.
    Gott sei Dank ist der Klebestreifen weg. Der Klebestreifen. Die Erinnerung kehrt zurück. Er war auf dem Heimweg von der Sauna gewesen, als ihn jemand gepackt hatte. Es mussten mehrere Täter gewesen sein. Er hatte versucht, sich zu wehren, aber man hatte ihn bewusstlos geschlagen. Vorher hatte man ihm noch eine übel riechende Plastiktüte über den Kopf gestülpt, und er hatte das Gefühl gehabt zu ersticken.
    Auch jetzt steckt sein Kopf in etwas drin. Um den Hals herum zugeschnürt, nicht zu fest. Das Ding ist kratziger als die Plastiktüte, aber er kann atmen. Vermutlich eine Art Jutesack. Er glaubt, den erdigen Geruch von Kartoffeln wahrzunehmen. Ob es hell oder dunkel ist, kann er im Moment nicht beurteilen.
    Rosenberg versucht, etwas zu sagen, aber nur ein kehliges Geräusch verlässt seinen Mund. Er räuspert sich.
    »Hallo, ist da jemand? Was soll denn das Ganze hier?« Er versucht, seiner Stimme einen festen Klang zu geben. Keine Antwort. Er zerrt an seinen Fesseln. Die Handgelenke schmerzen höllisch. Schließlich lässt er es sein und versucht, die Fesseln an seinen Fußknöcheln zu lockern, indem er seine Knöchel abwechselnd an den Stuhlbeinen reibt – ohne Erfolg. Noch einmal räuspert er sich, nun schreit er.
    »Hallo, wo bin ich, was wollen Sie von mir? Soll das ein schlechter Scherz sein?« Doch außer seiner eigenen Stimme ist nichts zu hören.
    Rüdiger Rosenberg ist kein Mann, dem man so schnell Angst einjagen kann. Er überdenkt seine Situation. Es ist ihm klar, dass er entführt worden ist, irgendwo gefangen gehalten wird. Krampfhaft starren seine Augen in die Dunkelheit, sie beginnen sich daran zu gewöhnen, doch er erkennt trotzdem nichts. Wäre es um ihn herum hell und der Sack gröber gewebt, dann hätte er vielleicht eine Chance, seine Umgebung wahrzunehmen. Wenn er hier festgehalten wird, dann nur aus einem Grund. Jemand will von seiner Familie ein Lösegeld für seine Freilassung erpressen. Rosenberg ist zwar ein gewiefter Bankier, aber er hat, soweit er das selbst beurteilen kann, keine Feinde. Er ist korrekt und unbestechlich, ein Ehrenmann vom Scheitel bis zur Sohle.
    Wie viel können die Gauner wohl erpressen wollen? Hoffentlich machen seine Frau und Elvira sich nicht allzu große Sorgen. Seit wann wird er wohl schon hier sitzen? Wahrscheinlich noch nicht sehr lang, denn er verspürt weder ein Hungergefühl noch den Drang, dringend eine Toilette aufsuchen zu müssen. Oder hat er sich womöglich schon in die Hosen gemacht? Er schnuppert, riecht nichts. Es wäre ihm peinlich.
    Plötzlich vernimmt er Schritte, er lauscht. Konzentriert sich ganz auf seine anderen Sinne, nachdem das Sehen ihm verwehrt bleibt. Eine, nein mehrere Personen scheinen eine Treppe hinabzugehen. Rosenberg schätzt, dass es vielleicht drei Personen sind. Ein Schlüssel dreht sich in einem Schloss. Das Öffnen der Tür macht keine Geräusche. Dem Klang nach zu urteilen, als sie wieder geschlossen wird, ist die Tür wohl eher eine Art Zimmertür, nicht aus schwerem Metall. Die Schritte sind gedämpft, als ob sie sich

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