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Rotglut - Kriminalroman

Rotglut - Kriminalroman

Titel: Rotglut - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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über Teppichboden bewegen. Der Bankier gewinnt den Eindruck, dass er in einem Haus und nicht in einer Fabrikhalle oder Ähnlichem festgehalten wird.
    Es wird heller. Jemand hat wohl an einem Lichtschalter gedreht. Durch den Sack nimmt er einen matten Schein wahr. Angestrengt versuchen seine Augen erneut, das Gewebe zu durchdringen, um mehr zu erkennen als nur Helligkeit. Nichts.
    Stimmen flüstern miteinander. Weder kann er die Worte verstehen noch unterscheiden, ob es männliche oder weibliche Stimmen sind. Er räuspert sich erneut, ist erstaunt, dass er überhaupt noch einen Ton herausbringt nach seinem vorherigen Schrei. Seine Kehle fühlt sich an wie ein Reibeisen.
    »Ich höre, dass Sie da sind. Bitte, was wollen Sie von mir? Geht es um Geld? Sie haben mich sicherlich verwechselt. Ich bin nur ein kleiner Angestellter, ich …« Weiter kommt er nicht, jemand schlägt ihm mit voller Wucht mit der Hand auf die Stelle, wo man seinen Mund vermutet. Rosenberg spürt, wie seine Lippe aufplatzt, den metallischen Geschmack seines eigenen Blutes auf der Zunge.
    Mit gepresster, eigenartig monotoner Stimme redet jemand auf ihn ein. Es kommt Rosenberg so vor, als würde man einen vorformulierten Text von einem Blatt ablesen.
    »Gefangener Rosenberg, wir, das Kommando Spartakus, erklären uns solidarisch mit dem geknechteten und gefolterten Volk der Chilenen. Wir wissen, dass die USA und die BRD das Unrechtsregime des Schweins Pinochet unterstützen. Du bist Teil dieses Systems. Wir fordern dich auf, unserem Kampf Beihilfe zu leisten. Da du dies niemals freiwillig tun wirst, sehen wir uns gezwungen, dir mitzuteilen, dass du so lange unser Gefangener sein wirst, bis deine Familie uns 150.000 Mark …«, Rosenberg vernimmt ein aufgeregtes Flüstern, »… ich korrigiere, 250.000  Mark spendet.« Jetzt hört Rosenberg ein unterdrücktes Kichern. Die Stimme fährt aufgebracht fort:
    »Ich korrigiere nochmals: 250.000 Mark Lösegeld an uns übergibt. Diese Forderung werden wir noch heute deiner Familie übermitteln, du mieses Kapitalistenschwein.«
    Rosenberg wartet einen Moment, doch die Rede scheint beendet. Er möchte etwas sagen, doch seine Stimme ähnelt mehr dem Knurren eines Hundes, mühsam quetscht er die Worte hervor.
    »Bitte geben Sie mir etwas zu trinken.« Rosenberg hat wirklich einen unglaublichen Durst. Aber er erhofft sich auch, dass man ihm den Sack vom Kopf nimmt und er seine Umgebung in Augenschein nehmen kann. Seine Hoffnungen werden in Sekundenschnelle zunichtegemacht.
    »Wenn du glaubst, wir nehmen dir den Sack vom Kopf, hast du dich aber geschnitten, alter Mann. Hier, trink.«
    Unsanft wird ihm eine Flasche an die Brust geknallt, unter den Sack geschoben. Fast hätte sich der Strohhalm, der in der Flasche steckt, in sein rechtes Nasenloch gebohrt, wenn er nicht den Kopf ruckartig nach hinten geschleudert hätte.
    »Meine Nase«, protestiert er halbherzig.
    Wieder vernimmt Rosenberg das alberne Kichern, es muss von einem Mädchen stammen. Sie wispert, für Rosenberg noch hörbar, einer anderen Person zu: »Bei den alten Ägyptern haben sie den Toten das Hirn mit einem Strohhalm durch die Nase rausgezogen, hab ich mal gehört. Könnten wir doch auch ausprobieren. Wollte schon immer mal sehen, wie ein Schweinehirn aussieht.«
    »Halt endlich deine Klappe und hilf mir lieber. Du musst seinen Kopf stillhalten.«
    Zwei Hände fassen seinen Kopf in der Höhe seiner Ohren. Noch einmal schiebt sich der Halm unter den Sack. Dieses Mal bekommt Rosenberg ihn mit den Lippen zu fassen und gierig saugt er das Wasser ein, nimmt einen hauchzarten Vanilleduft wahr. Er schnuppert, ein Gedanke blitzt in seinem Gehirn auf und erlischt so schnell, wie er gekommen ist. Aber in einem Punkt ist sich Rosenberg sicher: Einer seiner Gefängniswärter ist ein Mädchen, eine junge Frau.
    »Kind, was machst du denn da? Wofür gibst du dich her?«
    Erschrocken zieht die Person, die seinen Kopf hält, die Luft ein und springt zurück. Niemand antwortet auf seine Frage, und Rosenberg schöpft Mut.
    »Das ist doch sicherlich ein dummer Streich, den ihr mir hier spielt«, er duzt seine Entführer, versucht so, mehr Nähe zu schaffen. »Passt auf, lasst mich frei und wir vergessen das Ganze. Ich werde auch nicht versuchen, euch auf die Spur zu kommen. Macht euch nicht unglücklich. Ich schätze mal, ihr seid noch jung. Verbaut euch nicht eure Zukunft.«
    Noch ehe Rosenberg weiter auf seine Entführer einreden kann, erhält er einen

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