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Rotglut - Kriminalroman

Rotglut - Kriminalroman

Titel: Rotglut - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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forderte Bruns Hölzle und Schipper auf. Gemeinsam gingen sie durch das enge Treppenhaus die Stufen hinunter in das zweite Untergeschoss des riesigen Archivgebäudes in der Nähe der Wallanlagen. Hinter einer dicken gesicherten Stahltür lagerten die Akten des Verfassungsschutzes. Bruns tippte einen Sicherheitscode in das Kästchen neben der Tür ein, zog die schwere Tür auf und betrat den Raum als Erster.
    Er erklärte Hölzle und Schipper das System, wie welche Akten aufzufinden seien, und ließ die beiden Beamten mit dem Mitarbeiter dann allein, nicht ohne sie darauf hinzuweisen, dass sie nichts, aber auch gar nichts aus diesem Archivraum entfernen durften. Auch Notizen dürften sie sich nicht machen. Heiner und Harry gingen die Regale entlang und suchten nach den Ordnern des Jahres 1974.
    »Puh, wird eine Menge Arbeit werden, das alles zu sichten«, stöhnte Harry.
    »Stimmt, dann wird’s dir wenigstens nicht langweilig. Aber wenn ich recht habe, dann rütteln wir hier ganz schön was auf.« Heiner klopfte seinem Kollegen auf die Schulter. »Am besten, wir fangen mit 1974 an. Schließlich ist Stegmann Ende 1974 verschwunden.«
    Harry zog mehrere schwere Ordner aus einem Regal, legte sie auf einem kleinen Holztisch ab und blies den Staub herunter. »Dann lass uns anfangen.«
    Sie hatten sich bereits mehrere Stunden durch die Papierberge gewühlt, als Hölzle auf einmal sagte: »Guck mal, hier!«, er deutete auf eine Seite, die er gerade aufgeschlagen hatte, und las vor. Harry blickte über Heiners Schulter und las stumm mit.
    ›Mantel, Hut und Stock werden sich um die Durchführung kümmern. Hauptverantwortlich zeichnet Stock. RS übernimmt Lieferung des Päckchens und Ablage in SF. Kollateralschäden sind nicht zu erwarten, aber möglich.‹
    Harry pfiff leise durch die Lippen. »Mein lieber Mann, das ist ja ein starkes Stück. Aber eines muss man denen lassen. Ihre Namensfindung entbehrt nicht einer gewissen Komik.« Er las still weiter. Dann deutete er auf eine weitere Zeile.
    ›7.12.1974 Paket abgeliefert, Explosion in Gepäckschließfach 66 um 16.15 Uhr am Bremer Hbf erfolgt, 5 Verletzte. Zeugenbeschreibung könnte auf RS hinweisen. Schutz unsererseits für diesen aufgehoben bei evtl. Festnahme.‹
    Hölzle und Schipper sahen sich an. Sie dachten beide dasselbe. Stegmann war als ›Agent provocateur‹ für den Verfassungsschutz tätig gewesen und dann offenbar gefährlich geworden. Jemand aus diesen Reihen musste gewusst haben, dass Stegmann beileibe nicht 1974 gestorben war, und das Gefahrenpotenzial erkannt haben, als er jetzt nach Bremen zurückgekommen war. Dieser Unbekannte war entweder selbst der Mörder oder hatte einen Mörder beauftragt. War er der Geldgeber aus Abidjan und möglicherweise früher beim Verfassungsschutz gewesen? Egal, wer, man hatte es offensichtlich mit der Angst zu tun bekommen.

    *

    »Wer ist Neni, Frau Uhlenbruck?«, fragte Peter Dahnken sein Gegenüber und schenkte Saskia eine weitere Tasse Kaffee ein. Sie nickte dankend: »Das ist meine Tante. Also keine echte Tante, ich meine, wir sind nicht verwandt oder so. Sie ist seit ewigen Zeiten eine gute Freundin meiner Mutter. Wieso fragen Sie?« Sie trank einen Schluck Kaffee und stellte die Tasse vorsichtig zurück auf den Tisch, als hätte sie Angst, dass sie in ihrer Hand vielleicht zerbrechen würde.
    »Ich frage mich nur, warum Ihr Vater in seinem Brief diese Frau so eindringlich erwähnt. Finden Sie das nicht auch etwas seltsam?« Er beobachtete jede ihrer Regungen genau.
    »Nein, eigentlich nicht. Wahrscheinlich hat er sich Gedanken über meine Versorgung und die meiner Mutter gemacht und dabei auf Tante Nenis Beistand gehofft oder vertraut. Er wusste ja um die dicke Freundschaft und dass Neni, beziehungsweise ihre Eltern, wohlhabend, wenn nicht gar reich, waren. Und seine Hoffnung auf Neni hatte sich ja bewahrheitet, sie war meiner Mutter eine wirkliche Stütze, eine wahre Freundin.«
    Peter Dahnken sagte sich, dass er dieser Person wohl zu viel Bedeutung beigemessen hatte, und beließ es dabei. Darüber hinaus konnte Saskia Uhlenbruck ihm nichts weiter erzählen, und sie verließ kurz darauf sein Büro. Saskia war erleichtert, dass sie den Brief nicht für sich behalten, sondern der Polizei übergeben hatte. Vielleicht ergab sich ja doch ein Hinweis, der die Polizei auf die Spur des Mörders ihres Vaters brachte. Was ihre Mutter davon halten würde, das konnte sie sich schon denken.

    *

    Bertram Uhlenbruck saß

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