Rotglut
aufhalten, dort soll nach dem Rundgang durch das Haus den Ehrengästen Champagner gereicht und das Buffet eröffnet werden.
Peer ist an Raimunds Seite. Ronni hat fünf seiner engsten Mitarbeiter mit Waffen ausgestattet. Die Waffen, Walther PPK, sind gemeldet, nach Dienst werden sie wieder an Ronni zurückgegeben und weggesperrt.
Die Gäste sind bereits seit über einer Stunde im Kaufhaus unterwegs. Im Anschluss werden noch vier Reden gehalten, gegen halb eins soll der Sturm auf das Buffet beginnen.
Raimund schaut auf seine Uhr. Seine Erregung wächst, die Nerven sind bis aufs Äußerste angespannt. Eifriges Geplauder kündigt an, dass die ersten Gäste bereits auf dem Weg zum Buffet sind.
Ein junger Polizist tritt auf Raimund zu.
»Hmm, das sieht ja alles verlockend aus.« Er greift nach einem Häppchen und schiebt es sich in den Mund. Dann ordnet er auf der silbernen Platte die Häppchen wieder so, dass nicht auffällt, dass eines verschwunden ist. Gut gelaunt versucht er, mit Raimund ins Gespräch zu kommen.
»Ganz schön viel Prominenz heute hier. Wenn da eine Bombe losgeht, dann kann sich Bremen eine neue Regierung suchen.«
Hinter ihnen öffnet ein Mitarbeiter des Servicepersonals die große gläserne Flügeltür komplett, damit die Gäste schneller in den Saal strömen können.
Bei den Worten des Polizisten ist Raimund leicht zusammengezuckt. Mit einem Wink gibt er Peer zu verstehen, dass es jetzt an der Zeit ist, sich um die Ladung zu kümmern. Peer nickt. Er hat verstanden. In zwei Minuten wird es so weit sein. Die Hände lässig in der Hosentasche, steuert er den hinteren Ausgang an. Vor diesem ist ein riesiger rechteckiger Tisch aufgebaut, überzogen mit einem blütenweißen Tischtuch, der Champagner perlt bereits in den Gläsern.
Einige Servicemitarbeiter haben schon begonnen, schwere Tabletts mit Saft, Wasser und Champagner nach vorn zu tragen. Das Tischtuch reicht auf allen Seiten bis zum Boden, das ideale Versteck für die gestern platzierte Sprengladung.
»Hey, Sie, bleiben Sie mal stehen.«
Peer geht unbeeindruckt weiter.
»Sie sollen stehen bleiben!«, die Stimme des jungen Polizisten ist lauter geworden. Aufgeregt wendet er sich an Raimund.
»Da stimmt doch was nicht, was hat der Typ denn für Schuhe an?«, er deutet auf Peer.
Raimund traut seinen Augen nicht. Alle seine Leute tragen die schweren dunklen Sicherheitsschuhe zur Wachuniform. Nur Peer, dieser Idiot, trägt helle Turnschuhe. Scheiße, wie ist das denn möglich? Er hat ihm doch die Sicherheitstreter gegeben!
Noch bevor er den Polizisten beruhigen kann, zieht dieser die Waffe und schreit: »Stehenbleiben, habe ich gesagt, sofort!«
Raimund, im Moment unfähig, sich zu bewegen, starrt den Polizisten an. Mein Gott, was soll er jetzt nur machen? Jedes Detail seines Plans ist durchdacht gewesen, aber diese Situation? Unvorstellbar! Ganz langsam, so kommt es ihm vor, aber es können nur Bruchteile von Sekunden vergangen sein, löst sich seine Erstarrung. Er bemerkt, dass der junge Mann zittert, als er seine Waffe hebt und entsichert.
Durch das Geschrei aufmerksam geworden, sind mittlerweile mehrere Polizisten in den Saal gerannt. Sie schieben die Gäste zur Seite, fordern sie laut rufend auf, den Saal zu verlassen. Auch einige von Raimunds Mitarbeitern sind herbeigeeilt. Innerhalb weniger Sekunden ist ein heilloses Durcheinander entstanden.
Peer geht einfach zügig weiter, der Polizist gibt einen Warnschuss in die Luft ab. Statt sich in Sicherheit zu bringen, strömen immer mehr Leute in den Saal. Der junge Polizeibeamte rennt hinter Peer her.
Ein zweiter Schuss knallt, ein dritter. Peer ist verschwunden, und der junge Polizist bricht vor dem Champagnerbuffet zusammen, liegt reglos auf dem Boden.
Zwei Uniformierte packen Raimund an den Armen. Er starrt auf die Waffe, die er in der Hand hält. Eine starke Hand entwindet ihm die Pistole, sein linker Arm wird ihm auf den Rücken gerissen. Raimund wartet auf den erlösenden Knall, auf die Detonation, die ihm Peer versprochen hat. Es passiert nichts. Wie durch Watte nimmt er das Geschrei im Festsaal wahr. Kollegen beugen sich über den jungen Polizisten, dessen Uniform auf dem Rücken ein winziges Loch davongetragen hat. Wo er liegt, breitet sich ganz langsam eine Blutlache aus.
Endlich kann Raimund wieder klar denken, als Fragen auf ihn einprasseln.
»Ich habe auf den Flüchtigen gezielt. Ein Querschläger muss Ihren Kollegen getroffen haben, ich habe nicht auf ihn gezielt,
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