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Roth, Philip

Titel: Roth, Philip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nemesis
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Elternhauses zur Radiomusik getanzt hatten. Alles, was sie damals belastet hatte, war die Tatsache gewesen, dass Marcia im Juli und August fort sein würde.
    »In that small cafe ...«, sang sie mit zarter, flüsternder Stimme, »the park across the way ...«
    In dem kleinen Wäldchen aus Birken - die, wie Marcia ihm erklärt hatte, vom Schnee der Winter in den Poconos so gebeugt waren - hielten sie einander mit ihren ungelähmten Armen umschlungen, wiegten ihre ungelähmten Oberkörper im Takt der Musik auf ungelähmten Beinen hin und her und konnten die gesungenen Worte jetzt nur noch bruchstückhaft hören - »... everything that's light and gay ... think of you ... when night is new ... seeing you ...« -, bis jemand dort drüben die Nadel von der Platte hob und den Apparat ausschaltete. Eines nach dem anderen erloschen die Lichter in der Gemeinschaftshalle, und man hörte, wie die Jungen sich voneinander verabschiedeten: »Nacht! Gute Nacht!« Taschenlampen leuchteten auf, und Marcia und er konnten die flackernden Lichtpünktchen sehen, als die Kinder - ungefährdet, gesund, unversehrt und sorglos - zurück zu ihren Hütten gingen.
    »Wir haben einander«, flüsterte Marcia, nahm ihm die Brille ab und bedeckte sein Gesicht mit hungrigen Küssen. »Ganz gleich, was auf der Welt geschieht - wir lieben uns, Bucky. Ich verspreche, ich werde immer für dich singen und dich lieben, und was auch geschieht, ich werde immer an deiner Seite stehen.«
    »Das stimmt«, sagte er, »wir haben einander und unsere Liebe.« Aber was bedeutet das schon für Billy und Erwin und Ronnie?, dachte er. Was bedeutet es für ihre Familien? Was hat irgendeiner von ihnen davon, dass wir uns umarmen und küssen und miteinander tanzen wie zwei verliebte Teenager, die von nichts etwas wissen?
    Als er in seine Hütte trat - alle anderen schliefen bereits tief, ermüdet vom Wandern, Schwimmen und Ballspielen -, lag auf seinem Bett eine Nachricht von Donald. »Rufen Sie Ihre Großmutter an« - mehr stand da nicht. Sie anrufen? Er hatte doch gerade erst mit ihr gesprochen! Er rannte zur Telefonzelle und fragte sich, ob ihr etwas passiert war. Er hätte sie nie allein lassen dürfen. Natürlich kam sie nicht allein zurecht, nicht solange sie diese Schmerzen in der Brust bekam, sobald sie versuchte, etwas die Treppe hinaufzutragen. Er hatte sie allein gelassen, und jetzt war etwas passiert!
    »Grandma, ich bin's, Eugene. Was ist los? Ist alles in Ordnung?«
    »Mir geht es gut. Aber ich habe vorhin etwas gehört, und dann habe ich im Camp angerufen. Ich wollte dich nicht beunruhigen, aber ich dachte, du würdest es wissen wollen. Es sind keine guten Nachrichten, Eugene, sonst hätte ich kein Ferngespräch geführt. Mrs. Garonzik aus Elizabeth hat angerufen und wollte dich sprechen.«
    »Jake«, sagte Bucky.
    »Ja«, sagte sie. »Jake ist tot.«
    »Wie? Wie ist das passiert?«
    »Er ist in Frankreich gefallen.«
    »Ich kann es nicht glauben. Er war unbesiegbar. Er war wie eine Ziegelmauer. Er war eins dreiundneunzig groß und wog sechsundneunzig Kilo. Er war ein Energiebündel. Er kann nicht tot sein!«
    »Ich fürchte aber, es ist so, mein Junge. Seine Mutter sagte, dass er in einer Stadt gefallen ist, deren Name mir gerade nicht einfällt. Ich hätte ihn aufschreiben sollen. Eileen ist bei der Familie.«
    Bei der Erwähnung von Eileen durchfuhr es ihn abermals. Jake hatte Eileen McCurdy auf der Highschool kennengelernt, und während seines gesamten Studiums in Panzer war sie seine Freundin gewesen. Die beiden wollten heiraten und sich in Elizabeth niederlassen, sobald er aus dem Krieg zurück war.
    »Er war so groß und stark und so wohlerzogen«, sagte seine Großmutter. »Jake war einer der nettesten Jungen, die du je mitgebracht hast. Ich sehe ihn noch vor mir, da am Küchentisch, an dem Abend, als du ihn und Dave zum Abendessen eingeladen hast. Jake wollte jüdisches Essen. Und dann hat er sechzehn Latkes gegessen.«
    »Stimmt. Ich erinnere mich. Wir haben alle gelacht.« Tränen rannen ihm jetzt über das Gesicht. »Aber Dave ist am Leben, oder? Dave Jacobs ist am Leben.«
    »Ich weiß es nicht, mein Schatz. Wie soll ich das wissen? Ich nehme es an. Ich hoffe es. Ich habe nichts von ihm gehört. Nach dem, was sie im Radio sagen, verläuft der Krieg in Frankreich nicht gut. Schreckliche Kämpfe gegen die Deutschen. Viele Tote und viele Verwundete.«
    »Ich kann nicht meine beiden Freunde verlieren«, sagte Bucky mutlos, und als er auflegte,

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