Rotkäppchens Rache
sagte Talia.
Faziya war blass und sah aus, als würde sie ohne Talias Unterstützung zusammenbrechen. Ihre Lippen hatte keine Farbe und sie zuckte vor dem Sonnenlicht zurück. Aber sie lebte. Danielle lächelte. »Gern geschehen.«
»Wurde auch allmählich Zeit, dass ihr aufsteht«, sagte Roudette aus dem Schatten der Felsen heraus. Sie biss in einen Streifen geräucherten Ziegenfleischs und riss die Hälfte davon ab. Beim Kauen fragte sie: »Hat deine Freundin uns gesagt, wo wir Zestan finden können?«
»Sie weiß es nicht.« Talia runzelte die Stirn und sah zu den Pferden hinüber, die an einem kleinen, knorrigen Baum mampften. »Was habt ihr letzte Nacht mit ihnen gemacht?«
»Ich habe sie weggeschickt«, antwortete Danielle. »Die Sättel und Vorräte haben wir versteckt. Ich habe ihnen gesagt, sie sollen loslaufen und sich amüsieren, und sie gefragt, ob sie heute zurückkommen würden, um uns zu helfen. Wildpferde, die durch die Wüste streifen, dürften keine Aufmerksamkeit erregen, richtig?«
Talia führte Faziya zu einer Stelle im Sand bei den Felsen. Die Art, wie sie Faziyas Arm hielt, erinnerte Danielle an einen Lord, der seine Lady zu einem Ball geleitete. Die Sonne stand noch tief, sodass es reichlich Schatten gab. Talia wartete, bis Faziya es sich bequem gemacht hatte, bevor sie sich wieder an Roudette wandte. »Wenn Zestan eine Deev ist, dann werden wir die Hilfe derjenigen brauchen, die von Geburt an dafür ausgebildet wurden, die Deev zu jagen und zu töten.«
Roudette stand auf und schüttelte den Sand aus ihrem Umhang. »Du hast vor, die Kha’iida zu suchen? Dir ist schon klar, dass wir damit wieder in den Weg der Wilden Jagd geraten? Nachdem es ihnen nicht gelungen ist, uns zu fangen, wird Zestan ihnen vermutlich befehlen, die Jagd auf die Kha’iida wiederaufzunehmen.«
»Zweifelsohne«, pflichtete Talia ihr bei.
Roudette fletschte die Zähne. »Wann brechen wir auf?«
Talia zeigte nach Osten. »Faziya sagt, ihr Stamm müsste zu dieser Jahreszeit im Hai’ir tel sein.«
»Hai’ir tel?«, fragte Danielle.
»Das Tal der Tränen Gottes«, sagte Talia. »Eine Oase, ungefähr auf halbem Wege zwischen Jahrasima und dem Fluss Makras. Ein Zweitagesritt von hier.« Sie warf einen schnellen Blick auf Faziya. »Möglicherweise länger.«
Schnee schürzte die Lippen. »Ich glaube nicht, dass es eine gute Idee ist, sie so schnell wieder auf ein Pferd zu setzen.«
»Würdest du lieber warten, bis uns Wasser und Nahrung ausgehen?«, warf Roudette ein. »Oder bis die Jagd uns findet?«
Selten hatte Danielle Talia so unentschlossen gesehen. Talia raunte Faziya etwas auf Aratheanisch zu. Faziyas Antwort darauf veranlasste Schnee dazu, sich augenrollend abzuwenden.
»Sie ist genauso stur wie Talia!«, beklagte sich Schnee. »Sie besteht darauf, dass es ihr gut genug geht, um zu reisen.«
»Heilerinnen sind die schlimmsten Patientinnen, nicht wahr?«, zog Danielle sie auf, womit sie sich einen gespielt wütenden Blick einhandelte. Danielle wurde wieder ernst. »Zu warten ist zu gefährlich. Ich werde ihr Pferd bitten, so sanft wie möglich zu sein.«
Talia nickte. »Sie kann mit mir reiten.«
»Natürlich.« Danielle half, den Rest der Vorräte in die Satteltaschen zu packen und Talias Pferd so viel Last wie möglich abzunehmen, weil es nun zwei Reiterinnen tragen sollte.
Sobald alles fertig war, setzte Danielle sich hin und bemühte sich, herauszubekommen, was sie mit der Sheffeyah anstellen sollte. Sie versuchte sich daran zu erinnern, wie Talia sie am Tag zuvor für sie gewickelt hatte. Sie wusste, dass sie dreimal umgeschlagen wurde und dass die zweite Windung den Hals und die untere Gesichtspartie schützte, aber sie konnte das Ding nicht dazu bringen, an Ort und Stelle zu bleiben.
Schließlich erbarmte sich Talia ihrer. »Fang nicht mit der Mitte des Tuchs an, sondern halb zwischen der Mitte und dem Ende, und wickle es der Länge nach!« Sie ging zu Schnee, um als Nächstes ihr zu helfen, aber Schnee schob ihre Hand fort.
Roudette hatte schon ihre Wolfsgestalt angenommen. Danielle überprüfte ein letztes Mal die Höhle, um sich zu vergewissern, dass sie so wenig Spuren ihres Lagers wie möglich hinterließen. Normalerweise hätte Talia das gemacht, aber sie war begreiflicherweise abgelenkt.
Danielle beobachtete Schnee beim Reiten aufmerksam. Schnees Kopftuch verhüllte alles bis auf ihre Augen und machte es schwierig, ihre Stimmung zu deuten, aber es war klar, dass irgendetwas sie
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