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Rotkäppchens Rache

Rotkäppchens Rache

Titel: Rotkäppchens Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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plagte. Normalerweise hätte sie mit Talia gescherzt oder sittenwidrige Trinklieder gesungen, und die Gefahr, die Zestan und die Wilde Jagd darstellten, hätte ihren Liedern nur noch mehr fröhliche Obszönität verliehen. Stattdessen saß sie schweigsam auf dem Pferd. Hatte der Gebrauch von so viel Magie sie ermüdet, oder war da noch etwas anderes?
    Roudette rannte den andern voraus. Sie schien die Grenzen von Schnees Bindezauber austesten zu wollen: Sie lief, bis sie strauchelte, und wartete dann, bis die andern sie einholten. Das wiederholte sie immer wieder und kam jedes Mal ungefähr fünfzig Schritt weit, ehe der Fluch sie aufhielt. Einmal gelang es ihr sogar, eine Echse von der Größe von Danielles Arms aufzuschrecken, die sie so begierig hinunterschlang wie Jakob Süßigkeiten.
    Während Schnee uncharakteristisch still war, war Talia fast geschwätzig und kommentierte während des Reitens die verschiedenen Geländepunkte: Hügel aus orangefarbenem Stein, die leicht zu wogen schienen wie Wellen auf dem Meer; ein verlassenes Dorf, halb vergraben im Sand; eine Steinmauer, die sich weiter als eine Meile erstreckte.
    »Warum baut man eine Mauer mitten in der Wüste?«, wunderte sich Danielle.
    »Für die Gazellenjagd.« Talia zeigte in die Ferne. »Eine Meile weiter weg gab es einmal eine zweite Mauer, die im spitzen Winkel auf die erste stieß. Die Kha’iida trieben die Tiere in den sich verengenden Raum zwischen den beiden Mauern und sperrten sie in einem runden Gehege am Ende ein. Die Tiere konnten nur entkommen, indem sie über niedrige Stellen in den Mauern sprangen, doch dann stürzten sie in die Fallgruben auf der Außenseite. Manche Stämme benutzen sie noch immer.«
    »Ich dachte, das Siqkhab verbietet solche Fallen«, ergriff Schnee zum ersten Mal, seit sie an diesem Morgen aufgebrochen waren, das Wort.
    »Tut es auch!«, bestätigte Talia vergnügt. Schnee gab keine Antwort.
    Das langte jetzt! Danielle flüsterte ihrem und Schnees Pferd zu, langsamer zu machen. Als Talia sie überholt hatte, lenkte sie ihre Stute näher an Schnee. »Was ist los?«
    »Abgesehen davon, dass wir mitten in Arathea feststecken, meinst du?« Schnee wischte sich die Hände am Gewand ab. »Ich habe das Gefühl, genug Sand in Haaren und Kleidern zu tragen, um meine eigene Wüste anfangen zu können!«
    »Du bist so still, seit du letzte Nacht diesen Zauber gewirkt hast. Ist es das, was dich beunruhigt? Du hast die richtige Entscheidung getroffen. Du hast Faziya das Leben gerettet.«
    »Kann sein.« Schnee zuckte die Schultern. »Wir müssen abwarten, wie der Heilungsprozess verläuft. Sie durch die Wüste zu schleifen, wird ihrer Genesung nicht zuträglich sein.«
    »Du magst sie nicht, stimmt’s?«
    »Das ist es nicht.« Schnee wandte sich ab und zupfte an ihren Ärmeln herum, bis sie die Aufschläge über die Hände gezogen hatte.
    »Schnee?«
    Schnee seufzte. »Es ist nicht Faziya. Sie ist es.«
    »Roudette?«, fragte Danielle.
    »Talia. Sie ist anders hier. Sie benimmt sich schon anders, seit wir angekommen sind, und seit wir Faziya gefunden haben, ist es nur noch schlimmer geworden.«
    »Dies ist ihr Zuhause.« Danielle hielt inne. Trotz Elfen und Menschen, die beide auf sie Jagd machten - Talia war zu Hause. Wohingegen Schnee noch weiter von Allesandria entfernt war denn je. Ein Teil von ihr musste Talia um die Chance beneiden, die Heimat noch einmal zu sehen.
    »Sieh sie dir an!« Schnees Ärmel flatterte, als sie mit der Hand auf Talia und Faziya zeigte. »Sie sind genauso schlimm wie damals du und Armand, bevor ihr Jakob hattet und langweilig wurdet.«
    »Langweilig?« Danielle machte große Augen und versuchte abzuschätzen, ob Schnee Spaß machte. »Wir sind nicht -«
    »In der ersten Nacht, als ihr beide euch begegnet seid, da habt ihr bis Mitternacht getanzt. Wann bist du das letzte Mal so lang aufgeblieben? Zwischen der Aufmerksamkeit für Jakob, der Arbeit mit deinen Hauslehrern und der Übernahme von Beatrices Pflichten rund um den Palast - wie oft tauschen du und Armand da noch mehr als einen müden, flüchtigen Kuss auf die Wange aus, bevor ihr ins Bett krabbelt?«
    »Du versuchst das Thema zu wechseln«, sagte Danielle.
    Zusammengekniffene Augen funkelten Danielle an. »Während du dich jedes Mal, wenn wir haltmachen, über diesen Spiegel kauerst und Talia die ganze Nacht mit Faziya rummacht -«
    »Wirklich?«, fragte Danielle. »Die ganze Nacht?«
    Schnee blickte himmelwärts. »Ich übertreibe. Das

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