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Rotkäppchens Rache

Rotkäppchens Rache

Titel: Rotkäppchens Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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persönlich handeln, die ihnen mit gezückten Waffen auflauerte.
    »Malindar hat hier gekämpft«, flüsterte Schnee. »Er war damals noch jung, aber schon mächtig.«
    Talia trat über einen umgestürzten Baum. »Das kümmert mich weswegen?«
    »Talia, manche sagen, dass dies der Ort ist, wo der Krieg zwischen Menschen und Elfen begonnen hat! Ohne Malindar könnte diese ganze Insel den Elfen gehören! Malindars Vertrag -«
    »Hilft uns nicht, Roudette zu finden. Geschichtsstunden später!« Talia wirbelte herum und spähte in die Dunkelheit hinter ihnen. Ein Schatten von der Größe eines großen Hundes trottete durch die Bäume. Talia wechselte mit dem Stab in die linke Hand und griff nach einem Messer, aber was sie da auch gesehen hatte, es schien nicht an ihnen interessiert zu sein.
    »Sieh noch einmal nach Charlotte!«, flüsterte Talia. »Vergewissere dich, dass Roudette noch bei ihr ist.«
    »Ich bin mir sicher.« Schnee tippte an ihren Spiegel. »Das ist die alte Elfenmagie, die dich nervös macht.«
    »Ich bin nicht nervös!« Talia warf noch einen finsteren Blick in die Dunkelheit, stieß das Messer wieder in die Scheide und ging weiter.
    Bald veränderte sich der Boden unter ihren Füßen und fühlte sich wie Schotter an. Sie kamen an einen weiteren umgestürzten Baum, der so breit wie ihre ausgestreckten Arme war. Talia kauerte sich nieder, um eine Eichel aufzuheben. Ohne sie anzufassen hätte sie nie gemerkt, dass sie aus Stein war. Sie legte eine Hand auf den Baum und befühlte die kalte, schwere Rinde.
    »Selbst die Insekten im Holz«, wisperte Schnee und pflückte eine winzige Steinameise aus einem Loch in der Seite des Stamms. »Erstaunlich!«
    Talia spähte an dem Baum vorbei. Weiter vorn konnte sie eine Lichtung erkennen. Sie zupfte Schnee am Ärmel, um ihre Aufmerksamkeit wieder auf die vor ihnen liegende Aufgabe zu lenken. »Da vorn! Sag Trittibar Bescheid!«
    Schnee öffnete die Tasche und ließ sie offen, sodass Trittibar gegebenenfalls aktiv werden konnte. Während sie mit dem Elf flüsterte, griff Talia in ihren linken Stiefel und zog ein flaches Lederfutteral heraus, das ein Paar Hiladi-Wurfmesser enthielt. Die Waffen waren tödlich, aber lästig zu tragen. Nicht nur, dass die Klingen rasiermesserscharf waren; aus jedem Knauf ragte auch noch eine zweite, kleinere Klinge heraus. Auch die Parierstange war angespitzt und lang genug, um Talias Daumen der Länge nach zu durchbohren. Sie öffnete das Futteral und faltete die Lappen auf, die die sekundären Spitzen schützten.
    Sie nahm eins der Messer und hielt es mit der linken Hand an ihren Stab. Das andere nahm sie in die Rechte, drückte die Klinge an ihr Handgelenk und zog den Ärmel herunter, um es zu verbergen. Wortlos gingen sie und Schnee auf die Lichtung zu, wobei sie die Bäume als Deckung benutzten.
    Mächtige Stümpfe bedeckten die Erde vor ihnen, deren dicke Wurzeln so ineinander verflochten waren, dass sie dunkle Gruben und Höhlen bildeten. In einer solchen Höhle saß Charlotte, gefesselt und hilflos, wie Schnee es beschrieben hatte. Ihre Kopf hing tief herunter, ob im Schlaf oder vor Verzweiflung gesenkt, konnte Talia nicht sagen.
    Hinter ihr, sitzend auf den Steinwurzeln einer gestürzten Eiche, wartete die Lady von der roten Kappe. Sie hielt einen kurzen Reflexbogen mit Hornspitzen in den Händen, der bereits gespannt war. So viel zum Thema Überrumpelung.
    »Prinzessin Whiteshore?« Roudette bewegte den Bogen in Richtung Talia. »Ich sagte Euch doch, Ihr sollt allein kommen!«
    »Ich habe auch keine Wachen mitgebracht«, entgegnete Schnee, die hinter einer alten Kiefer in Deckung blieb.
    Charlotte schreckte aus dem Schlaf auf. »Wer ist da? Danielle?« In ihrer Stimme lag kein Hochmut, nur Angst. Vielleicht hatten die zwei Jahre in Elfstadt ihren Stolz gebrochen.
    Schnees Zauberkraft verlieh ihr Danielles Stimme, jedoch nicht deren Intonation oder Sprachmuster. Charlotte würde nicht lange brauchen, um zu merken, dass dies nicht ihre Stiefschwester war.
    Schnee strich über die Zweige und ließ versteinerte Nadeln in ihre Hand rieseln. »Dies ist mein Diener und persönlicher Küchenchef, Gregory. Ich bin gekommen, wie Ihr mich ersucht habt, aber ich lehne es ab, wieder auf Bauernessen zurückzugreifen.«
    Charlottes Augen verengten sich, aber sie sagte nichts. Talia hinkte nach vorn und sorgte dafür, dass sie ein besseres Ziel abgab als Schnee. Nicht einmal Talia konnte einem Pfeil aus dieser Entfernung ausweichen, aber ihre

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