Rotkäppchens Rache
Aussehen verlieh.
Naheer war damit beschäftigt, eine stichelhaarige Fuchsstute zu satteln. Die Sättel waren kürzer und breiter, als Danielle es gewohnt war, und mit großen Satteltaschen ausgestattet. Wenig später kam der Junge zurück, beladen mit Decken und Wasserschläuchen.
»Was hat Naheer zu ihm gesagt?«, fragte Danielle.
Schnee grinste. »Der Junge ist Naheers Neffe. Er hat ihm gesagt, er solle die Pferde fertig machen und dass er ihm die Ohren abschneiden würde, wenn er herumlungern würde, um mit den Mädchen zu flirten.«
»Was wird mit ihm geschehen, wenn Rajil sich wieder erinnert?«
Schnee übersetzte die Frage, ebenso wie Naheers Antwort. »Er gehört zur Familie. Ich werde ihn heute Nacht von hier fort und in Sicherheit bringen.« Die offensichtliche Sorge, mit der er den Jungen betrachtete, strafte seine vorangegangene Androhung körperlicher Gewalt Lügen.
»Wo gehen wir von hier aus hin?« Danielle hatte nicht alles verstanden, was im Garten gesprochen worden war, aber den Wortwechsel Talias mit Rajil hatte Schnee für sie zusammengefasst. »Wir wissen schließlich immer noch nicht, wo wir Zestan finden können.«
»Faziya weiß es vielleicht.« Talia warf einen Sattel auf ein drittes Pferd. »Wir verlassen die Stadt und tun unser Möglichstes, um sie wiederherzustellen, und hoffen, dass sie mehr herausgefunden hat als wir.«
Talia klang sogar anders. Ihre Worte waren … nicht ruhiger, aber bestimmter.
»Was kann ich tun?«, fragte Danielle.
»Sorge dafür, dass Faziya ruhig bleibt.« Talia zog den zweiten Sattel fest und ging zu der grauen Stute.
»Oh, oh!« Schnee berührte die leere Stelle an ihrem Halsband, wo der Spiegel gewesen war. »Unser Elfenfreund ist zurück.«
Talia blaffte einen Befehl auf Aratheanisch. Der Junge erbleichte und diskutierte kurz mit Naheer, bevor er floh. Naheer holte tief Luft und brummte Talia etwas zu.
»Ka hiran«, sagte Talia leise. Dann trat sie ihm ins Gesicht.
»Talia!« Danielle setzte sich in Bewegung, aber Schnee stellte sich zwischen sie.
Der Tritt ließ Naheer gegen eine der Steinsäulen krachen. Er taumelte nach vorn - genau in Talias nächsten Fußstoß. Talia ging dicht an ihn heran, die Faust zum Schlag erhoben, aber Naheer hob die Hände. Er wischte sich das Blut vom Mund und murmelte etwas auf Aratheanisch, dann brach er zusammen. Seine Augen schlossen sich.
Talia nahm den Speer und die Keule, die er trug, und steckte sich Letztere in die Schärpe, bevor sie ihr Reittier bestieg.
»Was hat er gesagt?«, wollte Danielle wissen.
Grinsend antwortete Schnee ihr. »Seine exakten Worte waren: ›Netter Tritt, Prinzessin.‹ Er dürfte sicher sein. Sein Neffe wird sagen, wir seien ausgebrochen und hätten ihn überwältigt.« Schnee stieg auf die Fuchsstute. »Die Zeit wird knapp, Talia!«
Danielle konnte schon Schreie aus der Villa hören. Sie kletterte auf das graue Pferd und rief dann nach Faziya. Nach vielem Drängen und gutem Zureden ließ Faziya sich von Talia hochheben und Danielle reichen. Danielle hielt den Schakal mit beiden Händen stabil im Sattel und lenkte das Pferd mit ihren Worten. Als sie an Roudette vorbeikamen, scheute die Stute und wieherte verängstigt.
»Was ist mit den Toren?«, fragte Danielle.
»Bleibt hinter mir!« Talia stieß ihrem Pferd die Fersen in die Weichen. »Schnee, gib mir Vater Uf’uyan und seinen Freund!«
Schnee zog den Beutel aus dem Gürtel und warf ihn Talia zu, die ihn sich aus der Luft schnappte.
»Kannst du ihre Verzauberung rückgängig machen?«, rief Talia, während sie ihr Pferd über den Hof drängte. Ein Pfeil bohrte sich in die Erde. Drei Männer stürzten von den Toren auf sie zu.
»Klar!«, sagte Schnee.
»Dann tu es!« Talia schleuderte den Beutel auf die vorderste der heranstürmenden Wachen.
Danielle zuckte voll Mitgefühl zusammen, als Uf’uyan und Yasar durch den Beutel brachen. Sie hatten ihre ursprüngliche Gestalt noch nicht völlig wiedererlangt, als sie in die Wachen krachten, aber sie waren genug gewachsen. Wachen, Priester und Naga lagen stöhnend auf dem Boden. Talias Pferd setzte über alle hinweg. Talia sprang ab und rannte aufs Torhaus zu; Augenblicke später schwang das Tor auf.
»Jetzt bist du doch froh, dass wir sie verschont haben, oder?«, fragte Danielle.
»Weiterreiten!«, brüllte Talia. Roudette war schon durchs Tor gerast, als die Lücke gerade breit genug für sie war. Schnee folgte ihr, doch Danielle zögerte am Tor. Im Hof stand Talia, das
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