Rotkäppchens Rache
und warf ihn dem fliehenden Elf hinterher. Mitten im Flug zerbarst der Spiegel und verwandelte sich in einen Strom aus glitzerndem Staub, der sich mit dem Rauch vereinigte. »Wenn er es versucht, dürfte der Spiegel ihn über die Hälfte dieser Welt zerstreuen und er wird das nächste Jahr damit verbringen, sich wieder zusammenzusetzen.«
Talia packte Rajil am Hals. »Gib Faziya frei und sag uns, wo wir Zestan-e-Jheg finden, und du wirst die Sonne noch einmal aufgehen sehen!«
»Du verlangst von mir, Zestan zu verraten?«
Talia musste sich zusammennehmen, um sie nicht zu schlagen. »Hast du Jahrasima heute gesehen? Hast du dir dein Volk angesehen und den Schaden, den die Wilde Jagd hinterlassen hat?«
»Die Jagd kam wegen dir.« Langsam setzte Rajil sich auf und beobachtete mit weit offenen Augen Roudette und auch Talia. »Du hast sie hierher geführt. Stell dich, und Jahrasima wird wieder sicher sein!«
»Bis Zestan der Wilden Jagd den nächsten Auftrag gibt!« Talia gab Danielle ihr Schwert zurück, hauptsächlich um der Versuchung zu entgehen, es zu benutzen. »Denk an den Eid, den du geleistet hast: Jahrasima und seine Bevölkerung mit deinem Blut zu beschützen! Dich deiner Stadt vor Stamm und Familie zu verpflichten!«
»Das ist genau das, was ich tue!«, brauste Rajil auf. »Diese Stadt würde ohne die Hilfe der Elfen nicht existieren! Wo wären wir, wenn wir ihre Unterstützung ausgeschlagen hätten? Wir würden in der Wüste umherwandern wie Kha’iida-Wilde. Wir würden uns um das wenige Wasser balgen, das wir finden können, und einander bekriegen wie während der hundert Jahre, in denen du geschlafen hast! Sie haben uns vor der Barbarei bewahrt! Zestan wird ganz Arathea in ein Juwel verwandeln!«
»Indem sie uns versklavt?«, fragte Talia.
Rajil breitete die Arme aus. »Sehe ich wie eine Sklavin für dich aus?«
»Du siehst wie eine -«
Danielle hüstelte, und Talia fing sich gerade noch. Sie hatte keine Zeit, mit Rajil zu streiten.
»Die Elfen wollen uns dienen«, sagte Rajil, indem sie sich auf die Lücke stürzte, die Talias Schweigen hinterließ. »Wir sind ihre Buße. Sie werden aus diesem Land ein Paradies machen.«
»Erzähl das den Leuten, die den Verlust ihrer Heime und ihrer Lieben beklagen!«, erwiderte Talia leise. »Erzähl das Königin Lakhim. Du weißt, dass Zestan vorhat, sie umzubringen, nicht wahr? Sie und ihre beiden Enkel. Würdest du dich gegen deine eigene Herrscherin auf die Seite der Elfen schlagen?«
»Fragt ausgerechnet die Frau, die Prinz Jihab ermordet hat!« Rajil spie aus.
Sich mit Rajil zu streiten war Zeitverschwendung. »Zestan-e-Jheg ist eine Deev.«
Einen Herzschlag lang sah sie Zweifel in Rajils Augen. »Ausgeschlossen!«
»Sieh dir die Macht an, die sie innehat. Halte dir vor Augen, wie sie die Wilde Jagd auf die Kha’iida und deine Stadt losgelassen hat!«
»Die Wilde Jagd ist ein Werkzeug Gottes, geschickt, um diejenigen zu bestrafen -«
»Sie werden heute Nacht in großer Zahl wiederkommen!«, fuhr Talia sie an. »Sie werden keinen Stein auf dem andern lassen, um mich zu finden. Du wirst die Raikh einer toten Stadt sein, die in Trümmern liegt … falls sie dich am Leben lassen!«
»Zestan würde mir nichts tun.«
»Was ist ihr wohl wichtiger, einen Menschen zu beschützen oder mich zu finden? Dein Freund Jhukha hat nicht gezögert, dich im Stich zu lassen.« Talia beugte sich näher und senkte die Stimme. »Gib mir Faziya. Sag mir, wo ich Zestan finde. Als Gegenleistung verspreche ich dir, Jahrasima vor der Wilden Jagd zu beschützen.«
»Was tust du da?«, fragte Danielle.
»Was sie hätte tun sollen.« Talia stieß Rajil mit dem Fuß an.
Rajil zögerte. »Zestans Einfluss war schon im Wachsen begriffen, bevor du aufgewacht bist. Die meisten Elfenfamilien in Arathea geloben ihr jetzt Treue, obwohl wenige sie je gesehen haben. Es ist erst ein Jahr her, dass sie Jhukha zu mir geschickt hat.« Sie blickte sich flüchtig um. »Dies ist Jhukhas Menagerie. Es ist Jhukhas Zauberei, die die Verräter in diese Gestalten bannt. Auch wenn ich dir helfen wollte, ich könnte sie nicht wiederherstellen.«
»Du brauchst sie nur für mich zu identifizieren«, entgegnete Talia. »Ich suche nach einer Kha’iida-Frau. Sie dürfte vor ungefähr einem Monat hierhergekommen sein. Sie hat sich bestimmt nach der Wilden Jagd und nach Zestan erkundigt.«
»Der Schakal«, flüsterte Rajil. »Ich hatte natürlich Verständnis für ihre Bitten, doch Jhukha
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