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Rott sieht Rot

Rott sieht Rot

Titel: Rott sieht Rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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zurückgekommen.«
    »Was soll’s? Ich lebe eben nach dem Lustprinzip. Das sollte jeder machen, sage ich immer.«
    Ich versuchte den Gedanken zu vergessen, dass es sich mit einem Einkommen von etwa fünfzehn Mille im Monat gut nach dem Lustprinzip leben ließ. »Und wie sieht es jetzt mit deiner Assistenz-Lust aus?«
    »Jetzt?«
    »Ich meine, bei diesem Fall. So eine Bewachung ist schwierig für einen allein. Ich könnte Hilfe gebrauchen.«
    »Was?« Sie lachte auf. »Du glaubst doch nicht, dass ich mich nächtelang auf die Straße stelle. Also nein - das muss ja nun wirklich nicht sein.«
    Ich spürte, wie sich in mir etwas verhärtete.
    »Ich habe auch gar keine Zeit. Tristan und ich müssen noch eine Überraschung für die Hochzeit besorgen, und es gibt auch sonst eine Menge zu tun. Je näher der Termin rückt, desto stressiger wird es.«
    »Schon verstanden.«
    »Ich bin dir aber trotzdem sehr dankbar, dass du das für uns tust.«
    Schon wieder dieses »uns«!
    »Wer weiß«, sagte ich. »Vielleicht sorgt deine Agnes dafür, dass du in den Adelsstand erhoben wirst. Jutta von Ahrens - das klingt doch gut, oder?«
    »Remi, wie hast du das erraten? Daran habe ich auch schon gedacht. Wenn wir ihr helfen, dann wäre das vielleicht tatsächlich irgendwie drin.«
    »Und wenn es nichts wird und ich Pleite gehe, kann ich mich ja bei dir als Lakai verdingen«, spann ich den Gedanken weiter. »Obwohl das für den Neffen einer Gräfin, Baronin oder was weiß ich sicher nicht standesgemäß wäre. Es kann also nur aufwärts gehen.«
    Damit legte ich auf.

3. Kapitel
    Wie kam ich am besten an eine Remscheider Tageszeitung vom letzten Samstag heran? Es gab auf die Schnelle nur eine Möglichkeit. Ich startete den Computer.
    Manni, mein PC-Berater, hatte mir vor ein paar Wochen genau erklärt, wie man Informationen aus dem Internet holte, und mich dabei mehrmals als hoffnungslos rückständig bezeichnet. Jetzt schlug meine große Stunde. Schade, dass er nicht hier war. Er hätte mich als begabten Schüler erleben können.
    Ich klickte mich in eine Suchmaschine und gab die Worte »Tristan«, »Sülzbach« und »Rosen-Winkler« ein. Die Ausbeute war verwirrend. Erst landete ich auf allen möglichen Seiten, auf denen Schallplattenfans Aufnahmen von Wagners Oper »Tristan und Isolde« anpriesen. Dann kam ich auf die Homepage vom Bundeskriminalamt, die einen Hinweis mit dem Titel »Mord an Tristan« zeigte. Es war ein Aufruf zur Mithilfe an der Aufklärung eines Mordes an einem kleinen Jungen namens Tristan.
    Dann fand ich eine Seite mit Schlagern des Komponisten Gerhard Winkler, der unter anderem die Lieder »Rosen erblühten, als wir uns fanden« und »Rote Rosen, blauer Flieder« geschrieben hatte.
    Ich versuchte eine andere Strategie. Ich besuchte die Seiten der örtlichen Zeitungen - Rheinische Post, Remscheider Generalanzeiger und Westdeutsche Zeitung. Dort wurde ich fündig: Eine Notiz mit dem Titel »Prominentenhochzeit in Remscheider Stadtkirche« machte mich neugierig.
    Auf dem Bildschirm erschien das Schwarzweiß-Foto eines lächelnden Paares. Agnes von Rosen-Winkler, neben ihr ein Mann mit hellen, gelockten Haaren. Tristan Sülzbach, breit lächelnd, mit großen Zähnen, die genauso hell waren wie die gekräuselten Haare auf seinem Kopf. Er hatte was von Dieter Bohlen. Es waren wohl die Grübchen links und rechts der Mundwinkel.
    Ich überflog den Text neben dem Foto. »Remscheid. Wie heute aus gut unterrichteten Kreisen zu erfahren war, steht eine bergische Prominentenhochzeit unmittelbar bevor. Die Remscheider Geschäftsfrau Baronin Agnes von Rosen-Winkler und der Manager Tristan Sülzbach werden sich am 27. Oktober in der Evangelischen Stadtkirche in Remscheid offiziell das Ja-Wort geben. ›Wir wollen mit dem Hochzeitsfest unsere Verbundenheit zum Bergischen Land zum Ausdruck bringen‹, sagte Sülzbach.«
    Danach wurde noch erwähnt, dass sich Vertreter aus Kultur und Politik zu diesem Ereignis einfinden würden.
    Ich fühlte mich gut genug informiert. Mit einem Klick trennte ich den PC vom Netz, fuhr den Rechner herunter und verließ mein Büro.
    Den Golf-Diesel Baujahr ’89 hatte ich Manni abgekauft. Er hatte in der Anfangszeit seiner Computerservicefirma damit Geräte an die Kunden geliefert. Ich hatte das Gefährt so übernommen, wie es war - einschließlich einem Stapel Straßenkarten, Stadtpläne und Straßenatlanten aller wichtigen Zentren zwischen Düsseldorf und Olpe und Wuppertal und Bonn, einem

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