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Roulette der Liebe

Titel: Roulette der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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neugieriger auf ihn als am Abend zuvor, als er sich unaufgefordert an ihren Tisch gesetzt und bei der Pokerrunde mitgespielt hatte.
    Reno ließ die Perlen ein letztes Mal durch seine Finger gleiten, bevor er sie in einen Beutel aus Rehleder steckte und in seiner Jackentasche verschwinden ließ.
    Das nächste, was seine Finger in der Satteltasche ertasteten, war ein länglicher Gegenstand, in weiches Leder eingeschlagen und mit einer abgenutzten Lederschnur zugeschnürt. Neugierig zog Reno das Bündel heraus und wickelte es aus. Zwei lange, schlanke Metallstäbe mit einer Vertiefung in der stumpfen Spitze fielen mit einem schwachen Klingen in seine Handfläche.
    Ich will verdammt sein! dachte er. Spanische Wünschelruten. Ich frage mich, ob sie geschickt genug ist, sie zu benutzen.
    Nachdenklich wickelte er die großen, stumpfen Stäbe wieder ein und legte sie in die Satteltasche zurück.
    Dann ertastete er den abgenutzten Ledereinband des spanischen Tagebuchs. Er öffnete es, blätterte hastig die Seiten durch, um sicherzugehen, daß es das richtige war, und verstaute es in seinen Satteltaschen.
    Der Anblick des restlichen Inhalts der Satteltaschen des Mädchens brachte Renos Vorsatz, seinen Spielgewinn von der hübschen kleinen Betrügerin zurückzufordern, doch beträchtlich ins Wanken. Alles, was sie in ihrer Tasche hatte, war eine Jungenjacke, das purpurrote Kleid, ein weiteres Kleid aus Mehlsäcken und ein zerknittertes weißes Jungenhemd und schwarze Hosen. Der Goldring war nirgends zu finden. Auch nicht die Handvoll Münzen, die sie zusammen mit dem Ring an sich genommen hatte.
    Es war offensichtlich, daß sie kein Glück gehabt hatte. Andererseits ...
    »Tasten Sie ruhig weiter nach Ihrer Kanone«, sagte Reno, ohne aufzublicken, »und ich werde Sie aus dieser Bettrolle herausziehen und Ihnen Manieren beibringen.«
    Eve zuckte erschrocken zusammen. Bis zu diesem Moment hätte sie geschworen, der Mann habe überhaupt nicht bemerkt, daß sie wach war.
    »Wer sind Sie?« fragte sie.
    »Matt Moran.« Beim Sprechen stopfte er ihre Kleider wieder in die Satteltasche zurück. »Aber die meisten nennen mich Reno.«
    Eves Augen weiteten sich verblüfft zu Seen von Gold. Sie hatte von dem Mann, den sie Reno nannten, gehört. Er war ein Revolverheld, suchte aber nie nach Schießereien. Er benutzte seine todbringenden Fähigkeiten auch nicht, um sich als bezahlter Mörder zu verdingen. Er war ganz einfach ein Einzelgänger, der das wilde Land durchstreifte; während der Hochgebirgssommer auf der Suche nach Goldnuggets, in der roten Stille des Wüstenwinters auf der Suche nach spanischem Gold.
    Einen verrückten Augenblick lang dachte Eve daran, ins Unterholz zu fliehen und sich zu verstecken, bis Reno aufgab und davonritt. Fast genauso schnell, wie ihr die Idee gekommen war, verwarf sie sie auch wieder.
    Eve ließ sich nicht länger von Renos Aura träger Gelassenheit täuschen. Sie hatte gesehen, wie er sich im Saloon bewegte, hatte seine Hände beobachtet, die so schnell am Abzug des Revolvers waren, daß ihr Anblick vor den Augen verschwamm. Die Lyons hatten Eves schnelle Finger oft gelobt, doch sie bezweifelte nicht, daß der Mann, der Reno genannt wurde, schneller war als sie. Sie würde keine drei Schritte weit kommen, und schon hätte er sie eingeholt.
    »Ich nehme an, Sie werden mir wohl nicht sagen, wo mein Ring ist, oder?« fragte Reno nach einer Weile.
    »Ihr Ring?« fragte Eve zurück. »Er gehörte Don und Donna Lyon!«
    »Bis Sie ihn gestohlen und an Raleigh King verloren haben, und ich habe ihn von ihm gewonnen«, erwiderte er und blitzte sie mit Augen an, die wie grünes Eis waren. »Und seitdem gehört der Ring mir.«
    »Ich habe ihn nicht gestohlen!«
    Reno lachte.
    Es war kein warmer Klang.
    »Klar, gata«, sagte er sarkastisch. »Sie haben den Ring nicht gestohlen. Sie haben ihn einfach bei einem Kartenspiel gewonnen, richtig? Und haben Sie nicht zufällig die Karten ausgeteilt?«
    Ärger überflutete Eve und vertrieb die seltsame Erregung, die ihr zu schaffen machte, seit sie Renos schlanke Hand mit den kostbaren Perlen hatte spielen sehen. Die aufsteigende Wut ließ sie ihre Vorsicht vergessen. Wieder bewegte sie ihre Hand auf die Pistole zu, die unter der Decke neben ihr lag.
    »Tatsache ist«, erklärte sie mit schneidender Stimme, »daß ein sterbender Mann mit vorgehaltener Waffe dazu gezwungen wurde, den Ring herauszugeben.«
    Reno warf ihr einen angewiderten Blick zu und fuhr fort, in der

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