Roulette der Liebe
Satteltasche zu kramen.
»Wenn Sie mir nicht glauben...«, begann sie.
»O doch, ich glaube Ihnen schon«, unterbrach er sie. »Ich hätte nur nicht gedacht, daß Sie so stolz auf brutalen Raub sind.«
»Ich war nicht diejenige, die die Pistole gehalten hat!«
»Sie hatten einen Partner, stimmt’s?«
»Verdammt, warum wollen Sie mir nicht zuhören?« rief Eve, wütend darüber, daß Reno sie für eine Diebin hielt.
»Ich höre ja zu. Ich höre nur nichts, was mich überzeugt, Ihnen zu glauben.«
»Halten Sie einfach den Mund. Sie würden sich wundern über all die Dinge, die Sie erfahren, wenn Sie nur den Mund geschlossen hielten.«
Renos Mundwinkel zuckten amüsiert, aber das war das einzige sichtbare Anzeichen dafür, daß er Eve gehört hatte. Beinahe geistesabwesend griff er in die Satteltasche und suchte weiter nach dem Ring. Das kühle, unverkennbare Gefühl einer Goldmünze ließ ihn sich wieder voll auf seine Suche konzentrieren.
»Ich dachte nur, daß Ihnen keine Zeit bleiben würde, etwas auszugeben«, sagte er mit Befriedigung. »Old Jericho hat sich kein Gras unter den Füßen wachsen lassen, bis er...«
Die Worte endeten abrupt, als Reno die Satteltasche fortschleuderte, einen Satz auf Eve zumachte und ihr blitzschnell die Pistole aus der Hand riß.
Ehe Eve begriff, was geschah, wurde sie unter der Decke hervorgerissen und baumelte wie ein Mehlsack von Renos kraftvollen Händen herab. Angst überfiel sie. Ohne lange zu überlegen, riß sie ihr Knie hoch und stieß es hart zwischen Renos Beine, so wie Donna es sie gelehrt hatte.
Reno blockte den Stoß geschickt ab, bevor er Schaden anrichten konnten. Als Eve auf seine Augen zielte, vergrub er sein Gesicht an ihrem Hals und zog sie mit sich zu Boden.
Eve lag flach auf dem Rücken, unfähig zu kämpfen, unfähig, sich zu verteidigen, unfähig, sich auch nur zu bewegen. Sie konnte kaum atmen. Renos starker Körper bedeckte sie ganz, preßte ihr die Luft aus den Lungen, nahm ihr jeden Kampfgeist. Die dünne Bettrolle tat wenig, um sie vor dem harten Boden zu schützen.
»Lassen Sie mich los«, keuchte sie.
»Sehe ich wie ein Idiot aus?« fragte er trocken. »Gott allein weiß, welche miesen kleinen Tricks Ihre Mama Ihnen noch beigebracht
hat.«
»Meine Mutter ist gestorben, bevor ich überhaupt bewußt ihr Gesicht wahrnehmen konnte.«
»Ja, ja«, meinte Reno, offensichtlich ungerührt. »Ich nehme an, Sie sind ein armes kleines Waisenmädchen ohne einen Menschen, der sich um Sie kümmert.«
Eve biß die Zähne zusammen und versuchte, nicht die Beherrschung zu verlieren. »Ganz richtig, ich bin Waise.«
»Armes kleines Ding«, erwiderte er gelassen. »Hören Sie auf, mir traurige Geschichten zu erzählen, sonst breche ich noch in Tränen aus.«
»Ich wäre schon damit zufrieden, wenn Sie von mir abließen.«
»Warum?«
»Sie zerquetschen mich. Ich bekomme kaum Luft.«
»Ach, wirklich?«
Reno blickte in das bezaubernde, vor Wut gerötete Gesicht nur wenige Zentimeter von ihm entfernt.
»Seltsam«, sagte er heiser. »Aber es macht Ihnen überhaupt keine Mühe, wie ein Schnellfeuergewehr zu reden.«
»Hören Sie, Sie aufgeblasener, eingebildeter Revolverheld«, erwiderte Eve eisig. »Halt, nein, Sie sind kein Revolverheld. Sie sind ein Gauner, der seinen Lebensunterhalt damit verdient, andere Leute zu berauben, die zu schwach sind, um sich... mmmph!«
Reno hatte Eve wirkungsvoll das Wort abgeschnitten, als er seinen Mund auf ihre Lippen preßte.
Einen Augenblick lang war sie zu erschrocken, um etwas anderes zu tun, als reglos und wie erstarrt unter seinem warmen, überwältigen-den Körper zu liegen. Dann fühlte sie seine Zungenspitze zwischen ihre Zähne dringen und geriet in Panik. Sie wand sich hilflos unter ihm, versuchte zu treten, kämpfte mit all ihrer Kraft, um ihn abzuschütteln.
Reno lachte, ohne Eves Mund freizugeben, und drückte sie noch fester zu Boden. Er fing ihre wütenden Anstrengungen ab, ohne auch nur eine Sekunde das sinnliche Spiel seiner Zunge in ihrem Mund zu unterbrechen.
Eves wilde, sinnlose Versuche, sich zu wehren, brachten nichts weiter, als daß sie ihre Kräfte völlig erschöpfte und verzweifelt nach Luft rang. Doch sie konnte nicht mehr atmen, denn Reno drückte mit seinem gesamten Gewicht auf ihre Brust.
Die Welt um sie herum begann zu verblassen, tauchte in Finsternis, wich in rasendem Wirbel vor ihr zurück.
Der leise, angstvolle Laut, der sich Eves Kehle entrang, als sie in Ohnmacht fiel,
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