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Roulette der Liebe

Titel: Roulette der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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Von mir aus können sie es haben. Aber zuerst müssen sie Reno freischaufeln.
    Und ich werde bei jedem Zentimeter ihres Weges mit einem geladenen Gewehr neben ihnen stehen.
    Etwas sagte ihr, daß dieser Plan töricht und selbstmörderisch war. Aber sie mußte es einfach ignorieren. Sie war nicht stark genug, um Reno aus den Trümmern zu bergen. Aber Slaters Gang konnte es schaffen.
    Also würde sie zu Slater gehen, egal. Den letzten beißen die Hunde!
    Eve eilte über die feuchte Wiese wie ein schmutziges Gespenst. Ihr ehemals weißes Hemd hatte die grauschwarze Farbe der Felsen angenommen, auch ihre Hose. Nur die Waffen, die sie trug, waren blitzsauber. Eve hatte sie sorgfältig abgewischt, wie Reno es sie gelehrt hatte. Die Waffen waren gereinigt, voll geladen und schußbereit.
    Die zweite Kaskade war von Wald und Buschwerk gesäumt. Sich geräuschlos anzuschleichen, war unmöglich, aber das spielte auch keine Rolle; das Wasser rauschte laut genug, um das Trampeln einer ganzen Mustangherde auf der Flucht zu übertönen. Automatisch verschob Eve das Gewehr und den Patronengürtel, damit sie sich nicht in den Zweigen von Büschen und Bäumen verfingen, die sich nach ihr ausstreckten.
    Kurz bevor die Kaskade sich durch die Mündung des von Felsblöcken übersäten größeren Tales ergoß, stürzte das Wasser ein letztes Mal über einen Vorsprung aus Schiefergestein hinunter. Eve kroch auf den Felsen, um das Lager sehen zu können. Sie hatte bereits entschieden, daß sie Jericho Slater als ersten gefangennehmen würde. Jetzt ging es nur noch darum herauszufinden, wo er steckte.
    Ein schneller Blick über den Felsvorsprung bewies Eve, daß sie von Glück sagen konnte, wenn sie nicht selbst zur Gefangenen werden würde. Slaters Bande kampierte ungefähr dreißig Meter von dem Wasserfall entfernt in einem dichten Eibenwäldchen. Pferde waren rund um die Wiese als Vorposten aufgestellt. Eve überschlug die Anzahl der Männer. Zwanzig insgesamt.
    Verzweiflung schnürte ihr die Kehle zu. Zehn Männer hätte sie durchaus in Schach halten können. Vielleicht zwölf. Aber zwanzig?
    Es nützt alles nichts. Schnapp dir Slater, schließ einen Handel mit ihm ab, und mach ihm Dampf, damit die Sache vorankommt. Egal, wie schlimm es für mich selbst aussieht - was Reno durchmachen muß, ist schlimmer. Er ist dort ohne Licht oder Wasser oder Nahrung in der Falle gefangen.
    Und dabei fühlte er sich in Schächten immer unbehaglich. Er steht dort genauso viel Angst aus wie ich, wenn ich diese schmalen Vorsprünge über Abgründen bewältigen muß.
    Ich muß schnell zu ihm. Ich kann ihn da nicht allein lassen.
    Eve weigerte sich, an die Möglichkeit zu denken, daß Reno bereits tot unter Tonnen von Gestein liegen könnte, begraben, wie das Sklavenkind begraben worden war, ein weiteres Opfer an die goldenen Tränen des Sonnengottes. Eve war überzeugt, sie würde es spüren, wenn er tot wäre. Sie würde es so sicherfühlen, wie sie in diesem Moment ihr eigenes Leben fühlte.
    Sie wischte sich mit dem Ärmel über die Augen und spähte wieder in das Camp hinunter. Ein Wirbel von Blaßgrau erregte ihre Aufmerksamkeit. Jericho Slater trug immer noch den knielangen Umhang der konföderierten Armee. Der weiße Hut, wie ihn Plantagenbesitzer trugen, war ihr auch vertraut; er hatte ihn nicht einmal abgenommen, als er sich zum Pokerspielen an ihren Tisch gesetzt hatte.
    Ich frage mich, wie Slater in engen Schächten zumute wäre. Hoffentlich haßt er sie. Denn bis Reno befreit ist, wird Slater viel Zeit im Dunkeln verbringen.
    Grimmig lächelnd verließ Eve ihren Aussichtspunkt auf dem Felsvorsprung und eilte in den Schutz der Bäume zurück.
    Kaum hatten sich die grünen Zweige über ihr geschlossen, schoß plötzlich eine Männerhand vor und legte sich auf ihren Mund. Gleichzeitig schlang sich ein muskulöser Arm um ihre Taille und preßte ihr die Arme an den Körper. Obwohl Eve ein Gewehr in der Hand hielt, hatte sie keine Chance, es zu benutzen.
    Gleich darauf wurde sie hochgehoben. Sie zappelte hilflos und schlug heftig mit den Füßen um sich.
    »Beruhige dich, Wildkatze«, sagte eine tiefe Stimme dicht an ihrem Ohr. »Ich bin’s. Caleb Black.«
    Eve hörte auf, sich zu wehren, und blickte dann über ihre Schulter zurück.
    Calebs whiskyfarbene Augen erwiderten ihren Blick. Die Wärme, die sie ausgestrahlt hatten und an die sie sich so gut erinnerte, fehlte jetzt. Er sah genauso aus, wie Reno ihn einmal beschrieben hatte - wie ein

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