Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Roulette der Liebe

Titel: Roulette der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
Vom Netzwerk:
einen Moment die Augen, dann blickte sie Reno an, als fürchtete sie, sie sähe ihn zum letzten Mal.
    »Wie lange wirst du fortbleiben?« fragte sie.
    »Bevor es dunkel wird, bin ich wieder zurück.«
    Reno wandte sich ab, dann drehte er sich noch einmal um und gab Eve einen letzten Kuß, brutal und doch zärtlich.
    »Folge mir nicht. Warte hier auf mich, bis ich zurückkomme.«
    Eve drückte Reno einen Moment fest an sich, bevor sie ihn freiließ und zurücktrat.
    »Ich werde hier sein.«
    Ohne ein weiteres Wort wandte Reno sich ab und schritt auf die Mündung des Tales zu. Er bewegte sich schnell über die Wiese, nutzte die Deckung aus, die der Wald ihm bot. Die Pferde warfen erschreckt die Köpfe hoch, als sie ihn sahen, grasten aber gleich darauf unruhig weiter, nachdem sie seinen Geruch erkannt hatten.
    Bald hatte Reno die Stelle erreicht, an der das Tal sich verengte und der Bach zu einer breiten Kaskade anschwoll, die zwischen scharfkantigen schwarzen Felsen hindurchschoß. Ein Trampelpfad wand sich an einer Seite des wilden Baches entlang. Oberhalb des Pfads erhob sich ein Wäldchen windzerzauster Fichten. Unterhalb davon, ganz am Ende der Kaskade, lag eine winzige, sumpfige Wiese, durchzogen von einem weiteren Bach, und dahinter ein wesentlich größeres Tal mit einem von Felsklippen gesäumten See an seinem Ende.
    Reno glitt unter die Fichten und wartete bewegungslos, bis die Vögel und kleinen Tiere sich an seine Anwesenheit gewöhnt hatten und wieder zu ihrem normalen Verhalten zurückkehrten. Ein scharfer Wind blies von den Bergen herab. Er brachte den Geruch von Rauch mit sich.
    Und den Klang von Männerstimmen.
    Reno zog sich noch tiefer in sein Versteck zurück und wartete. Kurz darauf erschienen zwei Männer entlang der mittleren Kaskade. Ihre Pferde waren hager, sehnig und zäh wie Leder. Die Reiter ebenfalls. Sie suchten den Boden aufmerksam nach Spuren ab und beobachteten dann die Umgebung. Beide Männer trugen sechsschüssige Revolver und hatten jeder ein Gewehr in einer Sattelschlaufe stecken.
    Einer der Männer war Reno bekannt. Das letzte Mal hatte er Short Dog über einem Gewehrlauf in Jed Slaters Camp gesehen, hoch in den Bergen von San Juan, wo Willow gefangengehalten worden war. Short Dog hatte sein Gewehr angelegt, doch Reno war ihm mit seinem Schuß zuvorgekommen, und Short Dog war gestürzt. Aber als die Leichen begraben werden sollten, war Short Dog nicht unter den Toten gewesen.
    Den anderen Mann kannte Reno nur vom Hörensagen. Bandanna Mike war ein Postkutschenräuber und Schmalspurrevolverheld, der sich für Gottes höchsteigenes Geschenk an die Frauen hielt. Sein Markenzeichen war ein schwarzrotes Halstuch aus Seide, groß genug, um als Picknicktischtuch zu dienen. Im Moment hatte er das Bandanna locker um seinen schmutzigen Hals geschlungen.
    Der Wind trug Gesprächsfetzen heran, einzelne Sätze und Worte, die Reno zusammenfügen mußte.
    »Niemand hier gewesen... Tagen«, sagte Bandanna Mike. »Warum zum Teufel...«
    »Ob sie ihre Bohnen hier oben essen oder unten...« sagte Short Dog. »Kein Unterschied.«
    Schweigen folgte, nur gelegentlich unterbrochen vom Geräusch eines rollenden Kieselsteins, als die Pferde auf einem steinigen Wegabschnitt direkt unterhalb der Fichten entlangtrabten.
    Reno hatte Angst, die Pferde der Comancheros würden ihn wittern, wenn sie weiter die Anhöhe hinaufkletterten und ihnen der Wind aus Renos Richtung entgegenkam, aber die Männer stiegen am anderen Ende des Wäldchens ab, ungefähr zehn Meter von Reno entfernt. Falls sich der Wind nicht plötzlich drehte, würden die Pferde Renos Geruch nicht wahrnehmen.
    »Hat keinen Zweck, hier auf einem Felsen herumzuhocken, wenn wir da hinten im Gras liegen könnten«, knurrte Bandanna Mike. »Sie können nicht entwischen, ohne schnurstracks durch unser Camp zu trampeln, und selbst ein stinkbesoffener Mestize könnte sie nicht übersehen.«
    »Sag das Slater«, meinte Short Dog.
    »Könnte mich genausogut erschießen und abnippeln, statt mit ihm zu reden«, murmelte Bandanna Mike.
    »Schieß du nur, und Slater kommt wie ein geölter Blitz angesaust, darauf kannst du wetten«, gab Short Dog zurück. »Bei Walleye Jack war’s das gleiche.«
    »Jericho hatte keinen Grund, den alten Walleye abzuknallen. Er hatte sich nur einen Spaß mit der Schlange gemacht.«
    »Egal. Walleye Jack hat’s erwischt, die Schlange auch. Totes Fleisch. Beide.«
    »Jericho ist ein mieser, elender Bastard«, meinte Bandanna Mike

Weitere Kostenlose Bücher