Roulette der Liebe

überzeugt.
    Ein paar Minuten herrschte Stille. Dann hörte Reno das Geräusch eines Korkens, der aus einer Flasche gezogen wurde. Die zufriedenen Rülpser, die darauf folgten, sagten ihm, daß es nicht Wasser oder Kaffee war, was da herumgereicht wurde.
    »Was, glaubst du, ist mit Crooked Bear passiert?« wollte Bandanna Mike wissen.
    Short Dog rülpste wieder. »Tot. Oder abgehauen, um seine Squaw zu besuchen. Macht keinen Unterschied.«
    »Verdammt, aber der Gedanke an das Gold kann einen Kerl mächtig kribbelig machen«, sagte Bandanna Mike nach einer Pause. »Glaubst du, sie haben es schon gefunden?«
    »Sind noch hier. Noch kein Gold gefunden«, knurrte Short Dog.
    Eine Zeitlang trat wieder Stille ein. Ein Pferd schnaubte und scharrte mit den Hufen.
    Reno wartete, unbeweglich.
    »Glaubst du, dieser Bursche Reno kann so gut mit einem Schießeisen umgehen, wie sie behaupten?«
    »Gottverdammt schneller, sicherer Schütze, darauf kannst du wetten!« erwiderte Short Dog mit Nachdruck.
    Insgeheim wünschte Reno, er hätte noch eine Idee schneller geschossen, als er Short Dog im Visier gehabt hatte. Dann hätte er sich jetzt um einen Comanchero weniger kümmern müssen.
    Andererseits herrschte nie Mangel an nichtsnutzigen, gierigen oder brutalen Männern, um die Banden zu verstärken, die von Männern wie Jericho Slater angeführt wurden.
    »Was ist mit der Frau? Hast du sie gesehen? Ist sie hübsch?«
    »’n Flittchen. Schlecht durch und durch, darauf kannst du wetten.«
    Bandanna Mike lachte. »Auf schlechte Weiber kann ich verzichten. Hoffe, ich bin einer der ersten. Macht keinen Spaß, wenn eine Frau keinen Pfeffer mehr hat.«
    Sie schwiegen wieder. Nur gelegentlich hörte man ein Husten oder Rülpsen, wenn die Männer einen Schluck aus der Flasche tranken.
    »Spielen wir eine Runde?« fragte Bandanna Mike. Short Dog brummte zustimmend.
    Das Geräusch von Karten, die gemischt wurden, drang zu Reno herüber.
    Reno wartete mit der Geduld eines Mannes, dessen Leben davon abhing — und während er wartete, wünschte er sich erneut, er besäße Calebs Fähigkeit, sich völlig lautlos zu bewegen. Er hätte viel darum gegeben, sich an die beiden Männer heranschleichen und Bandanna Mikes ungewaschene Kehle durchschneiden zu können.
    Eine Stunde lang hörte Reno zu, wie sich die beiden Banditen wegen der Karten stritten. Dann zog er sich langsam zurück, nutzte den starken Wind, der mögliche Geräusche überdecken würde.
    Als Reno zum Lager zurückkehrte, ging er einmal um die Wiese herum, um sich dann von der Rückseite zu nähern. Eve wartete mit angelegtem Gewehr. Sobald sie Reno erblickte, warf sie ihr Gewehr ab und rannte auf ihn zu. Er fing sie auf und preßte sie fest an sich. Als er sie schließlich losließ, blickte sie ihn an.
    »Slater«, sagte Eve.
    Es war eine Feststellung.
    »Slater, richtig«, erwiderte er. »Er läßt zwei Männer diese kleine, feuchte Wiese beobachten, die genau unter dieser hier liegt. Der Rest der Männer lagert auf der großen Wiese weiter unten.«
    »Was werden wir tun?«
    »Gold suchen, Süße.«
    »Und dann?«
    Reno lächelte kalt. »Dann werde ich den Jungs eine kleine Lektion über Schwarzpulver erteilen.«
    Und zu Gott beten, daß Cal, Wolfe oder Rafe auf dem Weg sind.
    Eve wartete an der Stelle, wo das Kojotenloch in den Haupttunnel mündete. Reno hatte das Loch am Tag zuvor so weit verbreitert, bis er sich hindurchzwängen konnte. Es war nicht bequem, aber es ging wenigstens mit der Arbeit voran. Er konnte jetzt zu der Stelle Vordringen, wo sechzehn Goldbarren vor etwa drei Jahrhunderten vergraben worden waren.
    Eve fühlte sich ruhiger, als sie Reno näher kriechen hörte, sie wollte aber auch seine Stimme hören. Sie streckte sich flach auf dem Boden des Tunnels aus und rief ihm zu:
    »Reno? Ist alles in Ordnung? Ich dachte, ich hätte etwas fallen gehört.«
    Seine Antwort kam schnell, verzerrt durch die Windungen des Wurmloches, durch das er kroch.
    »Das war nur ich. Hab etwas Geröll beiseite geschoben«, sagte er.
    Es war nur die halbe Wahrheit, nur die Hälfte, die Reno Eve mitzuteilen gedachte. Der mittlere Teil des alten Schachts war teuflisch unstabil. Die Erweiterung des Kojotenlochs hatte zwei kleine Erdrutsche ausgelöst. Immer noch rieselte loser Stein herunter. Jeden Moment konnte ein massiver Erdrutsch einsetzen. Je länger er im Tunnel oder im Kojotenloch verbrachte, desto größer war die Gefahr.
    Aber Reno wußte, wenn er Eve in die Situation