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Roulette der Liebe

Titel: Roulette der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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sie nicht verletzen wollen, aber er hatte es getan. Die Erkenntnis beschämte und verärgerte ihn.
    »Erzähl mir nicht, du hättest es nicht gewollt«, sagte Reno brüsk. »Zum Teufel, du hast förmlich darum gebettelt.«
    Eine tiefdunkle Röte stieg in Eves Wangen, als sie an ihr schamloses Benehmen dachte. Er hatte ganz recht. Sie hatte darum gebettelt.
    »Aber jetzt bitte ich nicht mehr darum«, sagte sie verkrampft.
    Fluchend stützte Reno sich auf, um auf die Seite zu rollen.
    Eves Atem stockte, und ein Schauer durchlief sie, als er aus ihr herausglitt. Die Bewegung war wie eine letzte zärtliche Liebkosung.
    Blut schimmerte in der Sonne, scharlachroter Beweis einer Wahrheit, die Reno auch jetzt kaum fassen konnte. Eve hatte sich wie wilder, von der Sonne erwärmter Honig angefühlt. So überwältigend war sein Verlangen gewesen, daß er sich nicht mal die Zeit genommen hatte, Eve oder sich selbst zu entkleiden. Er hatte sie in Stiefeln und hastig heruntergezogenen Hosen genommen, als wäre sie nicht mehr als eine Hure, die man für wenige Minuten Vergnügen kaufen konnte.
    Und sie hatte ihn gelassen. Sie hatte ihn angefleht, sie zu nehmen.
    Reno blickte Eve an, als hätte er sie noch niemals gesehen. Und das hatte er auch nicht. Jedenfalls nicht auf die Weise, wie er sie jetzt sah. Er hatte sich nicht erlaubt, durch das rote Kleid hindurchzusehen und das unschuldige Mädchen darunter zu erkennen, weil er sich zu sehr gewünscht hatte, das Mädchen würde sich von ihm abwenden, egal, was die Wahrheit ihrer Unschuld war.
    » Jungfrau.«
    »Ganz richtig, Revolverheld«, gab Eve heftig zurück. »Ich bin eine Jungfrau.«
    Plötzlich erschien ein unglücklicher Zug um ihre Mundwinkel.
    »Nun, ich war eine Jungfrau«, sagte sie. »Jetzt bin ich nur ein weiteres ruiniertes Mädchen, das es hätte besser wissen müssen.«
    Ruiniert. Wie ein Echo schallte das Wort in Renos Kopf wider.
    So, wie Savannah Marie ruiniert gewesen war. So, wie Willow ruiniert gewesen war.
    Ein anständiger Mann heiratet ein unschuldiges Mädchen, wenn er seinen Ruf ruiniert hat.
    Plötzlich fühlte Reno sich in die Enge getrieben. Und wie ein Tier, das sich in die Enge getrieben fühlt, kämpfte er um seine Freiheit. Seine Finger schlossen sich um Eves Schultern.
    »Wenn du glaubst, du hättest deine Jungfräulichkeit gerade gegen einen Ehemann eingetauscht«, sagte er kalt, »dann irrst du dich gewaltig. Ich habe dich in einem Pokerspiel gewonnen. Ich habe mir genommen, was mir gehört. Das ist die ganze Bezahlung, die erforderlich war.«
    »Gott sei Dank«, murmelte Eve. Es war das zweite Mal, daß Eve Reno irritierte. Er hatte einen Streit erwartet, einen wüsten Schwall von Worten, mit dem sie ihm zu verstehen gab, als anständiger Mann sei es seine verdammte Pflicht und Schuldigkeit, das Mädchen zu heiraten, das er gerade ruiniert hatte. Es war ein alter Trick, der älteste und zugkräftigste im Arsenal des Krieges, der zwischen heiratswilligen Mädchen und freiheitsliebenden Männern tobte.
    Und dennoch benutzte Eve diesen Trick nicht.
    »Gott sei Dank?« wiederholte Reno ungläubig.
    »Ganz richtig«, gab Eve zurück. »Gott sei Dank, daß ich meine Schuld jetzt voll zurückgezahlt habe und du es nicht wieder tun wirst,
    weil...«
    »Worüber, zum Teufel, redest du eigentlich?« unterbrach er sie.
    »... jetzt weiß ich, warum Frauen dafür bezahlt werden!«
    Eves wütende Worte hingen einen langen, angespannten Moment lang in der Luft, bevor Reno seiner Stimme genügend traute, um zu antworten.
    »Du hast es genossen, und du weißt es auch«, sagte er mit leiser, tödlicher Stimme. »Ich habe dich nicht mit Gewalt genommen.«
    »Stimmt, du hast mich nicht mit Gewalt genommen. Und ich habe es nicht genossen!«
    »Warum hast du mich dann angefleht, dich zu nehmen?«
    Scham und Wut brannten auf Eves Wangen. Ihre Lippen zitterten, doch ihre Stimme war so ruhig wie ihre Augen.
    »Ich wette mit dir, wenn du einen ganz jungen Vogel fragen würdest, wie ihm das Fliegen gefällt, würde er glücklich zwitschern den ganzen Weg bis hinunter auf die Erde, wo er sich seinen dummen Hals bricht!«
    Einen Moment lang schwieg Reno. Dann lachte er laut, trotz seines Ärgers darüber, ein Saloongirl genommen zu haben und feststellen zu müssen, daß er eine leidenschaftliche Jungfrau zum Bluten gebracht hatte.
    »Fliegen, so, so«, meinte er dunkel.
    Eve warf Reno einen argwöhnischen Blick zu, weil sie dem plötzlich so samtigen, tiefen Klang seiner

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