Roulette der Liebe
Stimme nicht traute. Zögernd versuchte sie, sich aus seinem Griff freizumachen. Der Druck seiner langen Finger verstärkte sich gerade genug, um sie wissen zu lassen, daß sie sicher in seinen Armen war.
»Nicht fliegen«, erwiderte sie zitternd. »Fallen. Zwischen fliegen und fallen ist ein großer Unterschied, Revolverheld.«
»Nur bei der Landung. Das nächste Mal wirst du auf deinen Füßen landen wie die geschmeidige kleine Katze, die du bist.«
»Es wird kein nächstes Mal geben.«
»Willst du dein Wort brechen?« fragte Reno herausfordernd.
Eves Lächeln war wie ein Winterhauch.
»Das brauche ich gar nicht. Du kannst mich zu verführen versuchen, bis Feuer zu Eis gefriert. Ich werde nicht wieder darum bitten, verletzt zu werden, bis ich blute.«
»So ist es nur beim ersten Mal. Und wenn ich gewußt hätte, daß du noch Jungfrau gewesen bist, wäre ich...«
»Ich habe dir gesagt, daß ich niemals einen Mann unter meinen Rock gelassen habe«, unterbrach sie ihn kalt. »Aber du hast mir ja nicht geglaubt. Du hast mich für eine Hure gehalten. Jetzt weißt du, daß ich es nicht bin.«
Die Erkenntnis traf Eve wie ein Schlag. Ihre Mundwinkel verzogen sich verbittert.
»Ich war keine Hure«, korrigierte sie sich. »Aber jetzt bin ich eine.«
Wut stieg in Reno auf.
»Ich habe dich nicht zur Hure gemacht«, sagte er scharf.
»Wirklich nicht? Wie passiert es denn dann? Einmal ist ein Fehler, und zweimal machen aus einem Mädchen eine Hure? Sag es mir, Revolverheld! Wie oft muß es passieren, bevor ein Mädchen über Nacht auf wundersame Weise zur Hure wird?«
»Was erwartest du von mir?« fragte er zornig. »Daß ich dich heirate? Würde das die Sache wieder in Ordnung bringen?«
»Nein!«
»Was?« sagte Reno verblüfft und fragte sich, ob er richtig gehört hatte.
»Nichts könnte das, was wir getan haben, wieder in Ordnung bringen - nur Liebe«, erwiderte Eve bitter. »Und von einem Mann wie dir Liebe zu bekommen, ist ungefähr so wahrscheinlich, wie ein Schiff aus Stein zu finden, trockenen Regen und ein Licht, das keinen Schatten wirft.«
Als Reno seine eigenen Worte so hart und bitter über Eves Lippen kommen hörte, wurde ihm klar, daß er sie weit mehr verletzt haben mußte als nur in ihrer Jungfräulichkeit.
»Du hast geglaubt, du liebtest mich«, sagte er tief betroffen.
Eve wurde blaß. »Spielt das eine Rolle?«
»Zum Teufel, ja, und ob es eine Rolle spielt! Du hast auf mich reagiert, weil du durch und durch Frau bist, und nicht wegen irgendwelcher jungmädchenhaften Illusionen von Liebe!«
Mit einer geschickten Bewegung befreite Eve sich aus Renos Griff.
Sie zog sich das Hemd enger um den Körper und starrte ihn aus wilden gelben Augen an.
Reno ahnte, daß er sich etwas taktvoller über das Thema Liebe hätte äußern sollen. Wesentlich taktvoller.
Eve war unschuldig gewesen, und Unschuld glaubte nun mal an Liebe. »Eve...«
» Zieh deine Hosen hoch, Revolverheld! Ich habe es satt, mein Blut auf dir zu sehen und daran erinnert zu werden, wie dumm ich gewesen bin.«
15. Kapitel
Eve brauchte sich nicht umzudrehen, um zu wissen, daß Reno ihr zu dem Teich gefolgt war, wo das herabfallende Wasser tanzte und flüsterte. Bei jedem Schritt, den sie sich vom Lager entfernt hatte, spürte sie ihn hinter sich.
Ihre Hände zögerten, als sie begann, ihr Hemd abzustreifen. Darunter trug sie nur Unterwäsche, deren dünner Stoff wenig Schutz vor Renos hungrigen Blicken bot.
Es ist ein bißchen spät für mädchenhafte Scham, dachte Eve und verzog spöttisch die Mundwinkel. So ziemlich das gleiche, als würde man die Stalltür verschließen, lange nachdem das Pferd ausgebrochen ist.
Mit schnellen, eckigen Bewegungen schlüpfte Eve aus dem Hemd und ließ es zu Boden fallen.
Reno sog scharf die Luft ein, als er das helle Rot auf Eves Spitzenhosen sah. Die langen Zipfel ihres geliehenen Hemdes hatten es bis jetzt verborgen.
»Eve«, sagte er rauh. »Ich wollte dich nicht verletzten.«
Sie sagte nichts. Bedachte ihn mit keinem Blick.
Geräuschlos trat er hinter Eve und legte ihr seine Hände auf die Schultern.
»Hältst du mich für so ein Tier, daß es mir Lust bereitet, Frauen zu verletzen?« fragte er schroff.
Eve wollte lügen, begriff aber, daß sie am Ende nur noch mehr verletzt würde. Reno war erbarmungslos und unerbittlich, wenn es um das Thema Wahrheit und Saloongirls ging.
»Nein«, sagte sie tonlos.
Reno seufzte tief, und sein warmer Atem strich über die weichen Härchen in
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