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Rousseau's Bekenntnisse

Rousseau's Bekenntnisse

Titel: Rousseau's Bekenntnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Jacques Rousseau
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Die Aussöhnung war so, daß ich selbst lebhaft davon gerührt wurde, und seit dieser Zeit fühlte ich nicht nur Achtung vor ihm, sondern wahre Hochachtung und wurde gewissermaßen sein Zögling, was nicht zu meinem Nachtheil ausfiel.
    Gleichwohl wurde ich schmerzlich von der Kunde berührt, daß jemand ein noch vertraulicheres Verhältnis mit ihr unterhalten könnte, als ich. Es war nicht einmal der Wunsch in mir rege geworden, selbst diese Stelle bei ihr einzunehmen; aber es war hart für mich mit anzusehen, daß ein anderer sie ausfüllte, das war sehr natürlich. Statt indessen gegen den, welcher sie mir weggekapert hatte, von Abneigung ergriffen zu werden, fühlte ich in Wahrheit, wie sich meine Anhänglichkeit an sie auch auf ihn ausdehnte. Vor allem wünschte ich, daß sie glücklich wäre, und da sie seiner bedurfte, um es zu sein, war ich zufrieden, daß auch er glücklich wäre. Er seinerseits ging vollkommen auf ihre Gefühle ein und faßte für den Freund, den sie sich gewählt hatte, eine aufrichtige Freundschaft. Ohne sich ein Übergewicht über mich anzumaßen, welches er bei seiner Stellung wohl hätte beanspruchen können, begnügte er sich einfach mit dem, welches ihm seine reifere Urtheilskraft über die meinige verlieh. Ich wagte nichts zu thun, was er zu mißbilligen schien, und er mißbilligte nur, was schlecht war. So lebten wir in einer Einigkeit, die uns alle glücklich machte und welche der Tod allein hat auflösen können. Ein Beweis von der Vortrefflichkeit des Charakters dieser liebenswürdigen Frau ist, daß alle, die sie liebten, sich wieder unter einander liebten. Die Eifersucht, ja selbst die Nebenbuhlerschaft trat gegen das herrschende Gefühl, das sie einflößte, in den Hintergrund, und ich habe unter denen, welche sie umgaben, nie Einen gesehen, der dem Andern zu nahe getreten wäre. Mögen die, welche dieses Werk lesen, bei diesem Lobe einen Augenblick inne halten, und wenn sie, darüber nachdenkend, irgend eine andere Frau finden, der sie dasselbe nachrühmen können, so mögen sie sich um der Ruhe ihres Lebens willens fest an sie anschließen, (und wäre sie im Uebrigen die niedrigste der Dirnen). [Fußnote: Die eingeklammerten Worte finden sich in der Genfer Ausgabe nicht, sei es, daß Rousseau selbst bei der Abschrift geglaubt hat, sie fortlassen zu müssen, sei es, daß sich die Herausgeber diese Streichung aus leicht begreiflichen Gründen erlaubt haben.]
    Hier beginnt von meiner Ankunft in Chambery an bis zu meiner Abreise nach Paris, im Jahre 1741, ein Zeitraum von acht oder neun Jahren, aus welchem ich wenige Ereignisse zu berichten habe, weil mein Leben eben so einfach wie angenehm war, und diese Einfachheit war es gerade, der ich so sehr bedurfte, um die Bildung meines Charakters zu vollenden, dessen Befestigung die fortwährende Unruhe verhindert hatte. Während dieses köstlichen Zeitraums erlangte mein Charakter, zu dessen zusammenhangsloser Entwickelung so viele verschiedenartige Elemente beigetragen hatten, erst die Festigkeit, die mich zu dem gemacht hat, was ich durch alle Stürme hindurch, die meiner warteten, beständig geblieben bin. Diese Entwickelung war unmerklich und langsam und knüpfte sich an wenige bemerkenswerte Ereignisse; aber sie verdient dennoch die Schilderung ihres stufenweisen Fortschreitens.
    Beim Beginn war ich fast nur mit meiner Arbeit beschäftigt; der Zwang des Bureaulebens ließ mich an nichts anderes denken. Meine wenige freie Zeit brachte ich bei der guten Mama zu, und da mir nicht einmal Muße zum Lesen blieb, so fühlte ich auch keine Lust dazu. Als aber in Folge erlangter Fertigkeit meine amtlichen Arbeiten den Geist weniger in Anspruch nahmen, stellte sich seine alte Unruhe wieder ein, und die Lectüre wurde mir von neuem zum Bedürfnis, und als ob dieser Hang durch die Schwierigkeit, mich ihm hinzugeben, noch mehr angefacht wäre, würde er, wie damals bei meinem Meister, abermals zur Leidenschaft geworden sein, wenn mich nicht andere dazwischen tretende Neigungen von ihm abgelenkt hätten.
    Obgleich wir bei unseren Berechnungen keine transzendentale Arithmetik nöthig hatten, so kam doch genug von ihr vor, um mich bisweilen in Verlegenheit zu setzen. Um diese Schwierigkeit zu überwinden, kaufte ich mir Lehrbücher der Arithmetik. Ich lernte diese Wissenschaft gründlich, denn ich lernte sie allein. Die praktische Arithmetik erstreckt sich, wenn man ganz gründlich zu Werke gehen will, über ein weit größeres Feld, als man

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