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Rousseau's Bekenntnisse

Rousseau's Bekenntnisse

Titel: Rousseau's Bekenntnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Jacques Rousseau
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Name Ihres Freundes bei ihnen eine Empfehlung für den Abbé Morellet ist, so weiß ich gleichwohl nicht, bis zu welchem Grade es ihnen gefällt, bei dieser Gelegenheit den mit ihrem Range verbundenen Einfluß und ihr persönliches Ansehen aufzubieten. Ich bin nicht einmal überzeugt, daß der fragliche Racheact so sehr, wie Sie anzunehmen scheinen, auf die Frau Prinzessin von Rodeck zurückzuführen ist; und wäre dies auch der Fall, so darf man doch nicht annehmen, daß die Rachlust ausschließlich den Philosophen zukomme, und daß, wenn diese Frauen sein wollen, die Frauen Philosophen sein werden.
    »Ich werde Sie von dem, was mir Frau von Luxembourg sagen wird, sobald ich ihr Ihren Brief gezeigt habe, in Kenntnis setzen. Inzwischen glaube ich sie genügend zu kennen, um Ihnen im voraus die Versicherung geben zu können, daß, wenn sie das Vergnügen haben sollte, zu der Freilassung des Abbé Morellet beizutragen, sie den Tribut der Dankbarkeit, den Sie ihr in der Encyklopädie versprechen, nicht annehmen würde, so ehrenvoll er auch für sie wäre, weil sie das Gute nicht des Lobes willen thut, sondern zur Befriedigung ihres guten Herzens.«
    Ich unterließ nichts, um zum Besten des armen Gefangenen den Eifer und das Mitleid der Frau von Luxembourg zu erwecken, und es gelang mir. Sie reiste nach Versailles, lediglich um dem Herrn Grafen von Saint-Florentin einen Besuch abzustatten, und diese Reise kürzte ihren Aufenthalt zu Montmorency ab, welches der Herr Marschall zu gleicher Zeit zu verlassen gezwungen war, um sich nach Rouen zu begeben, wohin ihn der König wegen einiger stürmischer Auftritte im Parlamente, das man im Zaume halten wollte, als Gouverneur der Normandie schickte. Am zweiten Tage nach ihrer Abreise schrieb mir die Frau von Luxembourg folgenden Brief (Heft D, Nr. 23):
    Versailles, Mittwoch.
    »Herr von Luxembourg ist gestern früh um sechs Uhr abgereist. Ich weiß nicht, ob ich ihm folgen werde. Ich warte auf Nachricht von ihm, weil er selbst noch nicht weiß, wie lange er dort sein wird. Ich habe Herrn von Saint-Florentin gesehen, der gegen den Abbé Morellet sehr günstig gesinnt ist, allein es stehen ihm Hindernisse entgegen, die er indessen bei seinem ersten Vortrage bei dem Könige, der nächste Woche stattfindet, zu besiegen hofft. Ich habe auch als Gnade erbeten, ihn nicht zu verbannen, weil die Rede davon war; man wollte ihn nach Nancy schicken. Das ist es, mein Herr, was ich habe erlangen können; aber ich verspreche Ihnen, daß ich Herrn von Saint-Florentin nicht in Ruhe lassen werde, so lange die Angelegenheit nicht nach Ihrem Wunsche durchgeführt ist. Und nun nehmen Sie meine Versicherung an, wie schmerzlich es mich berührte, Sie so bald verlassen zu müssen; aber ich schmeichle mir, daß Sie es nicht in Zweifel ziehen. Ich liebe Sie von ganzem Herzen und mein ganzes Leben lang.«
    Einige Tage darauf erhielt ich von d'Alembert folgendes Billet, das mich mit wahrer Freude erfüllte (Heft D, Nr. 26):
    Den 1. August.
    »Dank Ihren Bemühungen, mein lieber Philosoph, ist der Abbé aus der Bastille entlassen, und wird seine Haft keine andern Folgen haben. Er reist auf das Land und ruft Ihnen, eben so wie ich, tausend Dank und Grüße zu. Vale et me ama.«
    Der Abbé schrieb einige Tage später gleichfalls einen Danksagungsbrief (Heft D, Nr. 29) an mich, dem meines Bedünkens eine gewisse Herzlichkeit fehlte und in dem er den Dienst, den ich ihm erwiesen hatte, gewissermaßen abzuschwächen schien; und einige Zeit später nahm ich wahr, daß mich d'Alembert und er in einiger Hinsicht bei Frau von Luxembourg, ich will nicht sagen, ausgestochen hatten, aber mir in ihrer Gunst gefolgt waren, und ich bei ihr so viel verloren hatte, als sie gewonnen. Indessen bin ich weit davon entfernt, den Abbé Morellet zu beargwöhnen, zu meiner Ungnade beigetragen zu haben; dazu achte ich ihn zu sehr. Was d'Alembert betrifft, sage ich hier nichts darüber; ich werde später darauf zu sprechen kommen.
    Zu der nämlichen Zeit hatte ich eine andere Angelegenheit, die mir zu dem letzten Briefe, welchen ich an Voltaire schrieb, Veranlassung gab, zu einem Briefe, über den er wie über eine abscheuliche Beleidigung lautes Geschrei erhob, obgleich er ihn niemandem gezeigt hat. Ich werde das, was er nicht hat thun wollen, hier nachholen.
    Der Abbé Trublet, den ich flüchtig kannte, aber sehr selten gesehen hatte, schrieb den 13. Juni 1760 (Heft D, Nr. 11) an mich, um mich davon zu benachrichtigen, daß Herr

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