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Rousseau's Bekenntnisse

Rousseau's Bekenntnisse

Titel: Rousseau's Bekenntnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Jacques Rousseau
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hat.
    Obgleich sie jedoch weder etwas zu sehen noch zu bemerken schien und ich an ihr keine Abnahme ihres freundlichen Entgegenkommens und keine Aenderung ihres Benehmens wahrnahm, so ließ mich doch die Fortdauer und sogar Zunahme eines nur zu gegründeten Vorgefühls unaufhörlich davor zittern, daß der Schwärmerei für mich bald Ueberdruß folgen werde. Konnte ich von einer so großen Dame eine Beständigkeit erwarten, die ich so wenig zu erhalten fähig war? Ich verstand nicht einmal dieses dunkle Vorgefühl, das mich beunruhigte und noch widerwärtiger machte, vor ihr zu verhehlen. Man wird es aus dem folgenden Briefe erkennen, der eine höchst merkwürdige Vorhersagung enthält. Dabei muß ich bemerken, daß dieser im Concepte datumlose Briefe spätestens im October 1760 geschrieben ist.
    »Wie grausam ist Ihre Güte! Weshalb den Frieden eines Einsiedlers stören, der auf die Freuden des Lebens verzichtete, um nicht mehr seine Widerwärtigkeiten zu fühlen? Ich habe meine Tage damit zugebracht, feste Verbindungen vergeblich zu suchen; in den Verhältnissen, die mir erreichbar waren, habe ich sie nicht anknüpfen können; darf ich sie in den Ihrigen suchen? Ehrgeiz und Eigennutz führen mich nicht mehr in Versuchung; ich bin wenig eitel, wenig besorgt; ich vermag allem zu widerstehen, nur nicht Freundlichkeiten. Weshalb greifen Sie mich beide bei einer Schwäche an, die ich besiegen muß, da bei der Kluft, die uns trennt, innige Herzensergießungen mein Herz dem Ihrigen nicht nähern dürfen? Wird einem Herzen, das nicht zwei Arten, sich zu geben, kennt und sich nur der Freundschaft fähig fühlt, die Dankbarkeit genügen? Freundschaft, Frau Marschall! Ach, das ist eben mein Unglück! Von Ihnen und dem Herrn Marschall ist es schön, dieses Wort zu gebrauchen, aber ich bin wahnsinnig, Sie beim Worte zu nehmen. Sie treiben damit Ihr Spiel, ich halte mich daran, und das Ende des Spieles bereitet mir neuen Kummer. Wie hasse ich alle Ihre Titel und wie beklage ich Sie, sie tragen zu müssen! Sie scheinen mir so würdig, sich der Reize des Privatlebens zu erfreuen! Weshalb bewohnen Sie nicht Clarens? Ich ginge hin und suchte dort das Glück meines Lebens. Aber das Schloß Montmorency, aber das Hôtel Luxembourg! Darf man dort Jean-Jacques sehen? Darf dorthin ein Freund der Gleichheit die Neigungen eines gefühlvollen Herzens bringen, eines Herzens, das dadurch, daß es die Achtung, die man ihm erweist, in gleicher Weise bezahlt, eben so viel zurückzugeben glaubt, wie es empfängt? Sie sind gut und auch gefühlvoll, ich weiß es, ich habe es gesehen; es thut mir Leid, daß ich es nicht schon früher habe glauben können; aber bei dem Range, in dem Sie stehen, bei der Lebensweise, die Sie führen, kann nichts einen dauernden Eindruck auf Sie ausüben, und so viele neue Gegenstände verwischen sich gegenseitig so vollkommen, daß keiner bleibt. Sie werden mich vergessen, gnädige Frau, nachdem Sie mich außer Stand gesetzt haben, Sie nachzuahmen. Sie werden viel gethan haben, um mich unglücklich zu machen und um unentschuldbar zu sein.«
    Ich hatte Herrn von Luxembourg mit hinzugenommen, um ihr meine verletzenden Bemerkungen weniger hart zu machen, denn seiner fühlte ich mich im Uebrigen so sicher, daß ich mich auch nicht ein einziges Mal einer Befürchtung hinsichtlich der Dauer seiner Freundschaft hingegeben habe. Nichts von dem, was mich in Beziehung auf die Frau Marschall in Besorgnis versetzte, erstreckte sich auch nur einen Augenblick auf ihn. Ich habe gegen seinen Charakter, den ich als schwach, aber zuverlässig kannte, nie das geringste Mißtrauen gehabt. Ich fürchtete von seiner Seite eben so wenig eine Erkaltung, wie ich von ihm eine heroische Zuneigung erwartete. Die Einfachheit und Vertraulichkeit unseres Verkehrs ließ erkennen, wie sehr wir uns gegenseitig auf einander verließen. Wir hatten beide Recht; so lange ich lebe, werde ich das Gedächtnis dieses würdigen Herrn ehren und lieben; und was man auch gethan haben möge, ihn von mir zu trennen, so bin ich doch so sicher, daß er als mein Freund gestorben ist, wie wenn ich seinen letzten Seufzer empfangen hätte.
    Bei dem zweiten Sommeraufenthalte in Montmorency im Jahre 1760 nahm ich, nachdem die Lectüre der »Julie« beendet war, meine Zuflucht zu der des »Emil«, um mir bei Frau von Luxembourg als Stütze zu dienen; aber dies hatte nicht einen gleich guten Erfolg, sei es, daß ihr der Stoff weniger zusagte, oder daß sie so vieles Vorlesen

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