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Rousseau's Bekenntnisse

Rousseau's Bekenntnisse

Titel: Rousseau's Bekenntnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Jacques Rousseau
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geschildert, es nur mit Sylphiden zu thun gehabt. Ich wollte einen Irrthum, der mir günstig war, weder bestärken noch zerstören. Aus der in Dialogsform durchgeführten Vorrede, die ich besonders drucken ließ, kann man ersehen, wie ich das Publikum darüber in Ungewißheit erhielt. Die Rigoristen sagen, ich hätte die Wahrheit rund heraus erklären sollen. Ich für meine Person sehe nicht ein, was mich dazu hätte verpflichten können, und ich glaube daß ich bei einer solchen ohne Notwendigkeit gemachten Erklärung eher Dummheit als Freimüthigkeit verrathen hätte.
    Ungefähr um dieselbe Zeit erschien der »Ewige Frieden«, dessen Manuscript ich in dem vorhergehenden Jahre einem gewissen Herrn von Bastide überlassen hatte, dem Herausgeber des Journals »Le Monde«, in welches er wohl oder übel alle meine Manuscripte hätte aufnehmen mögen. Er war ein Bekannter des Herrn Duclos und kam, um in seinem Namen in mich zu dringen, ihm das Journal füllen zu helfen. Er hatte von der »Julie« reden hören und wünschte, ich sollte sie in seinem Journale veröffentlichen; er wünschte, ich sollte den »Emil« darin veröffentlichen; er hätte auch gewünscht, ich sollte den »Contrat social« darin veröffentlichen, wenn er sein Vorhandensein geahnt hätte. Seiner Zudringlichkeiten überdrüssig, entschloß ich mich endlich, ihm einen Auszug aus dem »Ewigen Frieden« für zwölf Louisd'or abzulassen. Unser Vertrag ging dahin, daß er in seinem Journale gedruckt werden sollte; aber sobald er Besitzer dieses Manuscriptes war, hielt er es für angemessen, es mit einigen von der Censur verlangten Kürzungen besonders drucken zu lassen. Was wäre es gewesen, hätte ich mein Urtheil über dieses Werk beigefügt, von dem ich zum großen Glücke mit Herrn von Bastide nichts geredet hatte und das in unfern Handel nicht mit inbegriffen war. Dieses Urtheil befindet sich noch im Manuscript unter meinen Papieren. Wenn es je an das Tageslicht kommt, wird man daraus ersehen, wie sehr ich über Voltaire's Witze und den anmaßenden Ton, in dem er über dieses Werk sprach, habe lachen müssen, ich, der ich die Urteilsfähigkeit dieses armen Mannes in den politischen Dingen, in die er hinein zu reden wagte, so gut kannte.
    Inmitten meiner Erfolge beim Publikum und der Gunst der Damen fühlte ich mich im Hotel Luxembourg sinken, nicht bei dem Herrn Marschall, der seine Güte und Freundschaft für mich jeden Tag zu verdoppeln schien, aber bei der Frau Marschall. Seitdem ich ihr nichts mehr zu sagen hatte, standen mir ihre eigenen Zimmer weniger offen, und während ihres Aufenthalts in Montmorency sah ich sie, obgleich ich mich ziemlich pünktlich vorstellte, fast nur noch bei Tafel. Auch mein Platz war sogar nicht mehr selbstverständlich an ihrer Seite. Da sie ihn mir nicht mehr anbot, wenig mit mir sprach und ich ihr nicht mehr wichtige Dinge mitzutheilen hatte, nahm ich eben so gern einen andern Platz ein, wo ich ungestörter war, namentlich des Abends, und gewöhnte mich nach und nach daran, meinen Platz in größerer Nähe des Herrn Marschalls zu suchen.
    Bei dem Worte »Abend« fällt mir ein, daß ich behauptet, ich hätte im Schlosse nicht zur Nacht gespeist, und im Anfange der Bekanntschaft war es auch so; aber da Herr von Luxembourg nicht zu Mittag aß und sich nicht einmal zu Tische setzte, so war die Folge, daß ich nach Verlauf mehrerer Monate und im Hause schon sehr vertraut, noch nie mit ihm zusammen gespeist hatte. Er hatte die Güte, darüber eine Bemerkung zu machen; das bestimmte mich, dort mitunter zu Abend zu essen, wenn wenig Gesellschaft da war, und ich befand mich sehr wohl dabei, da man Mittags nur schnell und wenige Bissen aß, während das Abendessen sehr lange währte, weil man sich, von einem weiten Spaziergange zurückgekehrt, behaglich dabei ausruhte. Dabei war es sehr gut, denn der Herr von Luxembourg war ein Feinschmecker, und verlief sehr angenehm, weil Frau von Luxembourg die Pflichten der Wirthin in entzückender Weise erfüllte. Ohne diese Erklärung würde man das Ende eines Briefes des Herrn von Luxembourg (Heft D, Nr. 36) schwer verstehen, in dem er mir schrieb, er erinnere sich mit Entzücken unserer Spaziergänge, »besonders,« fügte er hinzu, »wenn wir Abends bei der Rückkehr keine Räderspuren von Kutschen auf dem Hofe fanden.« Er erwähnt dies deshalb, weil man zur Vernichtung der Räderspuren den Sand im Hofe alle Morgen harken ließ und ich nun bei der Heimkehr aus der Zahl dieser

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