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Rousseau's Bekenntnisse

Rousseau's Bekenntnisse

Titel: Rousseau's Bekenntnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Jacques Rousseau
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aufrichtigen Freundin des Herrn Hume, in mir rege machten, sehr verstärkt. Nach meiner Übersiedelung nach der Schweiz empfing ich von ihm durch diese Dame einen äußerst schmeichelhaften Brief, in welchem er an die größten Lobeserhebungen meines Genies die dringende Einladung anknüpfte, nach England zu kommen, und mir seinen und seiner Freunde ganzen Einfluß versprach, um mir den Aufenthalt daselbst angenehm zu machen. Ich suchte augenblicklich Mylord Marschall, den Landsmann und Freund des Herrn Hume auf, der mir alles Gute, was ich von ihm dachte, bestätigte und nur sogar eine literarische Anekdote über ihn mittheilte, die auf ihn eben so großen Eindruck gemacht hatte, wie sie auf mich machte. Wallace, der über die Bevölkerung bei den Alten gegen Hume geschrieben hatte, war während des Druckes seines Werkes abwesend. Hume übernahm die Correctur der Druckbogen und die Ueberwachung der Herausgabe. Diese Handlungsweise entsprach meiner Denkungsart. Gerade so hatte ich Abschriften eines wider mich verfaßten Liedes das Stück zu sechs Sous verkauft. Ich hatte also jede Art günstigen Vorurtheils für Herrn Hume, als mir Frau von Verdelin bei ihrem Besuche lebhaft von der Freundschaft, die er für mich zu hegen versicherte, und von seinem Eifer sprach, mir, wie sie sich ausdrückte, im Namen Englands Gastfreundschaft zu gewähren. Sie drang lebhaft in mich, diesen Eifer zu benutzen und an Herrn Hume zu schreiben. Da ich England ursprünglich nicht sehr liebte und mich nur in der äußersten Noth dorthin wenden wollte, weigerte ich mich zu schreiben und ein festes Versprechen abzulegen, räumte ihr jedoch das Recht ein, alles zu thun, was sie für angemessen erachten würde, um Herrn Hume in seiner günstigen Stimmung zu erhalten. Als sie von Motiers schied, ließ sie mich nach allem, was sie mir von diesem berühmten Manne erzählt hatte, in der Ueberzeugung zurück, daß er zu meinen Freunden und sie noch weit mehr zu seinen Freundinnen zählte. Nach ihrer Abreise trieb Montmollin seine Schändlichkeiten weiter, und der Pöbel kannte keinen Zügel mehr. [Fußnote: In einem langen an Du Peyrou gerichteten Briefe vom 8. August 1765, der ausdrücklich dazu geschrieben war, um veröffentlicht zu werden und es in der That auch bald darauf wurde, schildert Rousseau ausführlich die Geschichte seiner Beziehungen zu dem Pfarrer von Motiers und läßt den Charakter dieses Mannes und die Ungerechtigkeit feiner Handlungsweise gegen ihn in einem noch sonderbareren Lichte erscheinen. Man lese seine Briefe.] Ich fuhr indessen fort, inmitten des Hohngeschreies ruhig einherzugehen, und da die Lust an der Botanik, die mir der Arzt d'Ivernois eingeflößt hatte, meinen Spaziergängen ein neues Interesse verlieh, durchstreifte ich Kräuter suchend die Gegend, ohne mich durch das Geschrei dieses ganzen Gesindels beunruhigen zu lassen, dessen Wuth meine Kaltblütigkeit nur noch mehr reizte. Was mich am meisten schmerzte war, daß ich sehen mußte, wie die Familien meiner Freunde [Fußnote: Dieses widrige Geschick hatte von meinem Aufenthalte in Yverdun an seinen Anfang genommen, denn als ein oder zwei Jahre nach meiner Abreise aus dieser Stadt der Bannerherr Roguin gestorben, war der alte Papa Roguin so aufrichtig, mir mit Bedauern mitzutheilen, man hätte unter den Papieren seines Verwandten Beweise gefunden, daß auch er sich der Verschwörung angeschlossen hätte, mich aus Yverdun und dem Canton Bern zu vertreiben. Dies bewies ganz deutlich, daß diese Verschwörung nicht, wie man es glauben machen wollte, eine Sache der Frömmelei war, da der Bannerherr Roguin nicht nur nicht zu den Frommen gehörte, sondern den Materialismus und Unglauben bis zur Unduldsamkeit und zum Fanatismus trieb. Uebrigens hatte mich in Yverdun niemand so in Beschlag genommen, hatte mir so viele Verbindlichkeiten, Lobeserhebungen und Schmeicheleien gesagt, als der erwähnte Bannerherr. Er befolgte getreulich den von meinen Verfolgern gutgeheißenen Plan.] oder solcher Leute, die sich dafür ausgaben, ganz offen in die Reihe meiner Verfolger eintraten, wie die Ivernois, sogar mit Einschluß des Vaters und Bruders meiner Isabella, Boy de la Tour, ein Verwandter der Freundin, bei welcher ich wohnte, und Frau Girardier, ihre Schwägerin. Dieser Peter Boy war ein solcher Tölpel, ein solcher Dummkopf und betrug sich so ungeschliffen, daß ich mir erlaubte, um nicht in Zorn zu gerathen, meinen Spaß mit ihm zu treiben. Ich schrieb nach Art des »Kleinen

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