Roverandom
beiden Hunde zogen los und hatten ein sehr aufregendes Abenteuer, viel zu aufregend, solange es dauerte; aber das war ihre eigene Schuld. Sie wanderten mehrere Tage und entfernten sich weiter als je zuvor seit Roverandoms Ankunft; und sie dachten nicht weiter darüber nach, wohin sie gingen. Tatsächlich gingen und gingen sie und verirrten sich, und der falsche Weg führte sie immer weiter vom Turm weg, während sie glaubten, er führe zurück. Der Mondhund sagte, er hätte die gesamte weiße Seite des Mondes durchstreift und kenne sie wie im Schlaf (er neigte sehr zu Übertreibungen), doch schließlich musste er zugeben, dass ihm die Landschaft ein bisschen sonderbar vorkam.
»Leider ist es sehr lange her, seit ich hier war«, sagte er, »und ich fange an, das Land ein bisschen zu vergessen.«
Um die Wahrheit zu sagen – er war überhaupt noch nie dagewesen. Unabsichtlich waren sie zu nahe an den schattigen Rand der dunklen Seite geraten, wo alle möglichen halb vergessenen Dinge lauern und Pfade und Erinnerungen sich verwirren. Gerade als sie sicher waren, dass sie auf dem rechten Weg nach Hause waren, standen sie zu ihrer Überraschung vor einigen hohen Bergen, die vor ihnen aufstiegen, stumm, kahl und unheilvoll; und angesichts dieser Berge tat der Mondhund nicht mehr so, als hätte er sie je gesehen. Sie waren grau, nicht weiß, und sahen aus wie aus alter kalter Asche gemacht; und lange düstere Täler lagen zwischen ihnen, ohne eine Spur von Leben.Dann begann es zu schneien. Es schneit oft auf dem Mond, doch der Schnee (wie sie ihn nennen) ist gewöhnlich hübsch und warm und ganz trocken und verwandelt sich in feinen weißen Sand und verfliegt wieder. Dieser war mehr nach unserer Art. Er war feucht und kalt; und er war schmutzig.
»Bei diesem Schnee kriege ich Heimweh«, sagte der Mondhund. »Er ist genau wie das Zeug, das früher in der Stadt fiel, als ich klein war – auf der Welt, weißt du. Oh!die Schornsteine dort, hoch wie Mondbäume; und der schwarze Rauch; und die roten Feuer in den Öfen! Manchmal wird mir das Weiß zu viel. Es ist sehr schwierig, auf dem Mond richtig schmutzig zu werden.«
Das verrät eher die ordinären Manieren des Mondhundes; und da es solche Städte vor Jahrhunderten auf der Welt nicht gab, seht ihr auch, dass er die Länge der Zeit, die vergangen war, seit er über den Rand fiel, ebenfalls mächtig übertrieb. Doch genau in diesem Augenblick traf eine besonders große und schmutzige Flocke sein linkes Auge, und er änderte seine Meinung.
»Ich glaube, dieses Zeug hat seinen Weg verfehlt und ist von der ekelhaften alten Welt runtergefallen«, sagte er. »Verflixt und zugenäht! Und außerdem scheinen wir uns vollkommen verirrt zu haben. Zum Kuckuck damit! Lass uns eine Höhle zum Reinkriechen suchen!«
Es dauerte eine Zeit, bis sie so etwas wie eine Höhle gefunden hatten, und bis dahin waren sie sehr durchnässt und durchfroren: In der Tat fühlten sie sich so elend, dass sieden ersten Schutz aufsuchten, auf den sie stießen, ohne Vorsichtsmaßnahmen – und das ist das Erste, woran man an unbekannten Orten am Rand des Mondes denken sollte.Der Schutz, in den sie krochen, war kein Loch, sondern eine Höhle, und eine sehr große Höhle dazu; sie war dunkel, aber sie war trocken.
»Dieser Platz ist kuschelig und warm«, sagte der Mondhund, schloss die Augen und nickte fast auf der Stelle ein.
»Au!«, jaulte er kurz danach, nach Hundeart jäh aus einem behaglichen Traum aufwachend. »Viel zu warm!«
Er sprang auf. Er konnte den kleinen Roverandom weiter im Inneren der Höhle bellen hören, und als er hinlief, um zu sehen, was los war, erblickte er ein Rinnsal aus Feuer, das über den Boden auf sie zukroch. In diesem Augenblick bekam er nicht gerade Heimweh nach rotglühenden Öfen; und er packte den kleinen Roverandom im Genick, schoss wie ein Blitz aus der Höhle und flog auf einen nicht weit entfernten Steingipfel.
Dort saßen die beiden im Schnee, zitternd und glotzend; das war sehr töricht von ihnen. Sie hätten nach Hause oder irgendwo anders hinfliegen sollen, schneller als der Wind. Der Mondhund wusste nichts über den Mond, wie ihr seht, sonst hätte er gewusst, dass dies das Lager des Großen Weißen Drachen war – des Drachen, der nur ein wenig Angst vor dem Mann hatte (und so gut wie keine, wenn er wütend war). Der Mann selber fühlte sich durch diesen Drachen ein wenig belästigt. »Dieses verflixte Vieh« nannte er ihn, wenn er überhaupt über ihn
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