Roverandom
Feenglöckchen und die Silberglöckchen, die Klingelglöckchen und die Ringelrosen; die Polyminze und Phonieminze und die Zymbelpfeifen, die Zinntrompeten und die Sahnehörnchen (eine sehr helle Sahne) und viele andere mit Namen, die man nicht wiedergeben kann – machten den ganzen Tag Musik. Und die Fiedergräser und die Farne, Feenfidelsaiten, Polifonien und Erzton-Zungen und der Knackfarn im Wald – und alle die Schilfrohre an den milchweißen Teichen, sie sorgten für die Musik, leise, sogar in den Nächten. Im Grunde genommen war immereine leise, zarte Musik zu hören.
Aber die Vögel waren stumm; und die meisten waren sehr klein, wie sie so im Gras unter den Bäumen umherhüpften und den Fliegen und den sausenden Schmetterlingen auswichen; und viele hatten ihre Flügel eingebüßt oder vergessen, wie man sie benutzt. Roverandom schreckte sie gern aus ihren kleinen Bodennestern auf, wenn er leise durch dasfahle Gras schlich, die kleinen weißen Mäuse jagte oder an den Waldrändern grauen Eichhörnchen nachspürte.
Die Wälder waren voll von Silberglöckchen, die alle zusammen leise erklangen, als er sie zum ersten Mal sah. Die hohen schwarzen Baumstämme stiegen kerzengerade und hoch wie Kirchen aus dem Silberteppich auf, und sie waren überdacht mitmattblauen Blättern, die nie abfielen; sodass nicht einmal das schärfste Fernrohr auf der Erde jemals diese hohen Stämme und die Silberglöckchen unter ihnen erspäht hat. Später im Jahr brechen an allen Bäumen mattgoldene Blüten auf; und weil die Wälder auf dem Mond nahezu endlos sind, ändert das ohne Zweifel das Aussehen des Mondes, wenn man ihn von unten auf der Erde betrachtet.
Aber ihr dürft euch nicht vorstellen, dass Roverandom seine ganze Zeit damit verbrachte, so herumzuschleichen. Schließlich wussten die Hunde, dass der Mann sie im Auge hatte, und sie unternahmen eine Menge abenteuerliche Sachen und hatten viel Spaß. Manchmal wanderten sie zusammen meilenweit weg und vergaßen tagelang, zum Turm zurückzukehren. Einmal oder zweimal zogen sie hinauf in die fernen Berge, bis sie beim Blick zurück den Mondturm nur noch ganz fern als eine schimmernde Nadel sehen konnten; und sie saßen auf den weißen Felsen und sahen den winzigen Mondschafen zu (nicht größer als der Rover des Mannes im Mond), die in Herden über die Hänge zogen. Jedes Schaf trug eine goldene Glocke, und jede Glocke erklang jedes Mal, wenn ein Schaf einen Fuß vorsetzte, um eine Portion vom frischen grünen Mondgras zu fressen; und alle Glocken erklangen zusammen, und all die Schafe leuchteten wie Schnee, und niemand störte sie. Die Rovers waren viel zu guterzogen (und fürchteten sich vor dem Mann), das zu tun, und es gab keine anderen Hunde auf dem ganzen Mond, keine Kühe, keine Pferde, keine Löwen oder Tiger und auch keine Wölfe; tatsächlich gab es keine größeren Vierbeiner als Kaninchen und Eichhörnchen (die zudem spielzeuggroß waren), außer dass man hin und wiedereinen riesigen weißen Elefanten sehen konnte, der in ernste Gedanken vertieft dastand, fast so groß wie ein Esel. Ich habe die Drachen nicht erwähnt, weil sie jetzt in der Geschichte noch keine Rolle spielen und außerdem weit entfernt vom Turm wohnten und alle große Angst vor dem Mann im Mond hatten, bis auf einen (und sogar dieser hatte ein bisschen Angst).
Wann immer die Hunde zum Turm zurückkamen und durch das Fenster hineinflogen, fanden sie ihr Futter fertig vor, als hätten sie ihre Zeit danach eingerichtet; doch vom Mann hörten oder sahen sie selten etwas. Er hatte eine Werkstatt unten in den Kellern, und gewöhnlich kamen Wolken von weißem Dampf und grauem Nebel die Treppe hinauf und trieben durch die oberen Fenster hinaus.
»Was tut er den ganzen Tag so allein?«, sagte Roverandom zu Rover.
»Was er tut?«, sagte der Mondhund. »Oh, er ist immer ziemlich fleißig – obwohl es mir so vorkommt, als wäre er seit deiner Ankunft fleißiger, als ich ihn seit langem gesehen habe. Macht Träume, glaube ich.«
»Wozu macht er Träume?«
»Na! für die andere Seite des Mondes. Auf dieser Seite hat niemand Träume; die Träumer gehen alle auf die Rückseite.«
Roverandom setzte sich und kratzte sich; er fand, dass diese Erklärung nichts erklärte. Der Mondhund wollte ihmtrotzdem nicht mehr erzählen; und wenn ihr mich fragt, ich glaube nicht, dass er viel darüber wusste.
Jedoch bald danach passierte etwas, das solche Fragen für eine Weile ganz aus Roverandoms Kopf vertrieb. Die
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