Roverandom
sprach.
Alle weißen Drachen kommen ursprünglich vom Mond, wie ihr wahrscheinlich wisst; doch dieser war auf der Welt gewesen und zurückgekommen, hatte also das eine oder andere gelernt. Zu Merlins Zeitenkämpfte er mit dem Roten Drachen in Caerdragon, wie ihr in allen moderneren Geschichtsbüchern nachlesen könnt; danach war der andereDrache sehr rot. Später richtete er eine Menge weiterer Verwüstungen auf denDrei Inseln an und ließ sich eine Zeitlang auf dem Gipfel desSnowdon nieder. Die Leute machten sich nicht die Mühe, hinaufzusteigen, solange er dort war – bis auf einen Mann, und der Drache überraschte ihn, als er aus einer Flasche trank. Der Mann hörte so hastig zu trinken auf, dass er die Flasche auf dem Gipfel zurückließ, und diesem Beispiel sind seitdem viele Leute gefolgt. Das ist lange her und begann erst, als der Drache nachGwynfa geflogen war, einige Zeit nach König Arthurs Verschwinden, zu einer Zeit, als Drachenschwänze von den sächsischen Königen als große Delikatesse geschätzt wurden.
Gwynfa ist nicht weit vom Rand der Welt entfernt, und es ist für einen Drachen, der so riesig und maßlos böse ist wie dieser, eine Leichtigkeit, von dort zum Mond zu fliegen. Jetzt lebte er am Rand des Mondes; denn er war sich nicht ganz sicher, was der Mann im Mond mit seinen Zaubersprüchen und Listen anrichten konnte. Trotzdem wagte er es von Zeit zu Zeit, sich in die Farbenskala einzumischen. Manchmal ließ er echte rote und grüne Flammen aus seiner Höhle schlagen, wenn er ein Drachenfest beging oder einen Wutanfall hatte; und häufig gab es Rauchwolken. Es war bekannt, dass er einmal oder zweimalden ganzen Mond in Rot getaucht oder ihn gänzlich verdunkelt hatte. Bei solchen unangenehmen Ereignissen schloss der Mann im Mond sich (und seinen Hund) ein, und er sagte nur: »Wieder dieses verflixte Vieh.« Er erklärte nie, welches Vieh er meinte oder wo es lebte; er ging einfach in den Keller, ließ seine besten Zaubersprüche los und brachte die Dinge so rasch wie möglich wieder ins Reine.Jetzt wisst ihr alles über den Drachen; und hätten die Hunde halb soviel gewusst, wären sie nie dort untergeschlüpft. Aber sie taten es, zumindest so lange, wie ich gebraucht habe, euch über den Weißen Drachen aufzuklären, und zu dieser Zeit war er in voller Größe, weiß und grünäugig, aus seiner Höhle gekommen, stieß aus allen Nähten grünes Feuer aus und schnaubte schwarzen Rauch wie ein Dampfer. Darauf gab er das entsetzlichste Gebrüll von sich.Die Berge schwankten und dröhnten vom Echo, und der Schnee trocknete ein; Lawinen donnerten nieder, und Wasserfälle standen still.
Dieser Drache hatte Flügel wie die Segel, die Schiffe hatten, als sie noch Schiffe und keine Dampfmaschinen waren; und er verschmähte es nicht, zu töten, sei es eine Maus oder eine Kaisertochter. Er hatte vor, diese zwei Hunde zu töten; und das sagte er ihnen mehrere Male, ehe er sich in die Luft erhob. Das war sein Fehler. Die beiden zischten wie Raketen von ihrem Felsen und rasten mit dem Wind davon, mit einer Geschwindigkeit, auf die selbst Möwe stolz gewesen wäre. Der Drache kam ihnen nach, schlug mit den Flügeln wie ein Flugdrache, schnappte wie ein Schnappdrache, rasierte die Bergspitzen ab und brachte alle Schafglocken zum Läuten wie die Glocken einer Stadt, die brennt. ( Jetzt seht ihr, warum sie alle Glocken hatten.)
Zum Glück flogen sie mit dem Wind in die richtige Richtung. Auch stieg, kaum hatten die Glocken rasend zu läuten begonnen, vom Turm eine mächtige Rakete auf. Sie war auf dem ganzen Mond zu sehen wie ein goldener Regenschirm, der in tausend silberne Troddeln zerplatzte, und sie rief kurz darauf einen unvorhergesehenen Fall von Sternschnuppen hervor, die auf die Welt niedergingen. Die Rakete sollte ein Wegweiser für die armen Hunde, aber aucheine Warnung an den Drachen sein; doch der hatte viel zu viel Dampf ausgestoßen, um die Warnung zu bemerken.
So ging die Jagd hitzig weiter. Wenn ihr jemals gesehen habt, wie ein Vogel einen Schmetterling jagt, und ihr euch einen mehr als riesigen Vogel vorstellen könnt, der zwischen weißen Bergen zwei völlig unbedeutende Schmetterlinge jagt, dann könnt ihr euch ungefähr ein Bild machen, wie sie auf diesem wilden Heimflug schlenkern, ausweichen und im Zickzack fliegen mussten, um mit knapper Not zu entkommen. Mehr als einmal, ehe sie auch nur den halben Weg zurückgelegt hatten, wurde Roverandoms Schwanz vom heißen Atem des Drachen
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