Roverandom
versengt.
Was tat der Mann im Mond? Nun, er ließ eine wirklich ungeheure Rakete los; und anschließend sagte er: »Verflixtes Vieh!« und auch: »Verflixte Hündchen! Sie werden eine Mondfinsternis verursachen, bevor sie fällig ist!« Und darauf ging er in den Keller und ließ einen unheimlichen schwarzen Zauber los, der aussah wie Teer in Aspik und Honig (und roch wie derFünfte November und überkochender Kohl).
Genau in diesem Augenblick schwebte der Drache über dem Turm und hob eine gewaltige Klaue, um Roverandom einen Schlag zu versetzen – um ihn geradewegs in das leere Nirgendwo zu schleudern. Aber er kam nicht dazu. Der Mann im Mond schoss den Zauber aus einem unteren Fenster und traf den Drachen krachend in den Magen (wo alle Drachen besonders empfindlich sind) und fegte ihn schräg zur Seite. Ihm vergingen alle Sinne, und er flog mit einem Knall gegen einen Berg, bevor er wieder richtig steuern konnte; und es ist schwer zu sagen, was am meisten angeknackst war, seine Nase oder der Berg – beide waren aus der Form geraten.
So plumpsten die beiden Hunde durch das Dachfenster und kamen eine Woche nicht mehr zu Atem; und der Drache kehrte mit Schlagseite nach Hause zurück, wo er sich monatelang seine Nase rieb.Die nächste Mondfinsternis fiel aus, denn der Drache war zu sehr beschäftigt, seinen Bauch zu lecken, um sich darum zu kümmern. Und die schwarzen Flecken, wo der Zauber ihn getroffen hatte, wurde er nicht los. Ich fürchte, sie bleiben immer da. Jetzt nennt man ihn das Marmorierte Monster.
DRITTES KAPITEL
A m nächsten Tag blickte der Mann im Mond Roverandom an und sagte: »Da bist du mit knapper Not davongekommen! Für einen jungen Hund scheinst du die weiße Seite ziemlich gut erkundet zu haben. Ich glaube, wenn du wieder zu Atem gekommen bist, wird es Zeit für dich, die andere Seite zu besuchen.«
»Kann ich mitkommen?«, fragte der Mondhund.
»Es wäre nicht gut für dich«, sagte der Mann, »und ich rate dir ab. Du könntest Dinge sehen, die dir noch mehr Heimweh einflößen würden als Feuer und Schornsteinkästen, und das würde sich als so schlimm erweisen wie Drachen.«
Der Mondhund errötete nicht, weil er das nicht konnte; und er sagte nichts, sondern ging weg und setzte sich in eine Ecke und wunderte sich, wie viel der alte Mann davon wusste, was vorging, und davon, was gesagt wurde, auch. Er fragte sich auch eine Weile, was der alte Mann genau meinte; aber das beunruhigte ihn nicht lange – er war ein unbeschwerter Bursche.
Was Roverandom betraf, so war er kaum wieder zu Atem gekommen, als ein paar Tage später der alte Mann kam und nach ihm pfiff. Dann stiegen sie in die Tiefe; die Treppe hinunter und in den Keller, der ins Innere der Klippe gehauen war und auf der Seite des Abgrundes kleine Fenster hatte, durch die man auf die weiten Flächen des Mondes schauenkonnte; und dann über geheime Stufen, die stracks unter den Berg zu führen schienen, bis sie nach einer langen Zeit in einen völlig dunklen Raum kamen und stehen blieben, obwohl es sich in Roverandoms Kopf nach meilenweitem Korkenzieherweg noch immer weiterdrehte.
In völliger Dunkelheit leuchtete der Mann im Mond aus eigener Kraft wie ein fahles Glühwürmchen, und das war alles Licht, das sie hatten. Es war gerade genug, um die Tür zu erkennen – eine große Tür im Boden. Diese zog der alte Mann hoch, und als sie gehoben war, schien die Dunkelheit wie ein Nebel durch die Öffnung einzudringen, sodass man nicht einmal mehr das schwache Glimmen des Mannes sehen konnte.
»Runter mit dir, braver Hund!«, sagte eine Stimme aus der Schwärze. Und ihr werdet nicht überrascht sein, wenn ihr hört, dass Roverandom kein braver Hund war und sich nicht vom Fleck rühren wollte. Er zog sich in die entlegenste Ecke zurück und stellte seine Ohren auf. Er hatte mehr Angst vor dem Loch als vor dem alten Mann.
Aber es nutzte nichts. Der Mann im Mond hob ihn einfach hoch und ließ ihn, plumps, in das schwarze Loch fallen; und als er ins Nichts fiel und fiel, hörte er ihn bereits hoch über seinem Kopf rufen: »Fall gerade, und dann segle auf dem Wind! Warte auf mich am anderen Ende!«
Das hätte ihn trösten müssen, tat es aber nicht. Roverandom sagte später immer, er glaube, selbst über den Rand der Welt zu fallen könne nicht schlimmer sein; und das sei jedenfalls der unangenehmste Teil seiner Abenteuer gewesen, und er hätte immer noch das Gefühl, sein Bäuchlein eingebüßt zu haben, wenn er nur daran denke.
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