Roxane und der Hexer (German Edition)
näher ritt, ihr Bräut i gam. Er trug ein grünes Wams mit weiten Ä rme l n, Kniehosen und hohe Schnürschuhe. Ein breites, federgeschmücktes Barett b e schattete sein Gesicht. Er hielt eine Armbrust in der Hand. Ein kurzer Sauspieß steckte mit dem Schaft in einer Lede r scheide am Sattel. Ein Dolch baumelte an Arno von Schönhalls Gürtel.
Er sah sich um.
» Roxane? Roxane! «
Roxane antwortete nicht, schmiegte sich enger an den Bau m stamm. Arno ging auf das Spiel ein. Er band seinen Fuchs neben ihrem Zelter an, sah sich um. Er war ein guter Spurenleser und sah sofort das niedergetretene Gras, die Fährte, die zu dem ei n zigen noch stehenden Baum im Windbruch führte.
Doch er tat so, als habe er nichts bemerkt, suchte da und dort. Roxane musste lachen, denn er tappte absichtlich ung e schickt umher. Da kam Arno auf sie zu. Sie trat hinter dem Baum hervor.
» Wen sucht Ihr, Herr Jägersmann? «
» Die Tochter des Grafen von Falkenfels. Doch ich nehme auch mit einer so hübschen Waldnymphe vorlieb, wie Ihr es seid. «
Arno zog Roxane an sich, und sie küssten sich. Sein kurz g e stutzter Kinnbart kitzelte sie. Nebeneinander saßen sie auf dem weichen, trockenen Moospolster, den Rücken gegen einen gestür z ten Baum gelehnt. Sie sahen in den blauen Himmel, zu dem Rege n bogen, der sich über den Wald spannte.
» Wie schön so ein Regenbogen ist « , sagte Roxane verso n nen.
» Wenn ich könnte, ich würde ihn dir vom Himmel holen. «
Von fern hörten sie das Gekläff der Hunde, das Signal der Jagdhörner. Arno horchte auf, als er die wohlbekannten Klänge vernahm.
» Sie haben einen Hirsch erlegt « , sagte er. Und nach einer Weile: » Der Kerl mit dem Feuermal hat sich heute wieder im Wald herumgetrieben. Dein Vater ist viel zu nachsichtig mit ihm. Er gehört längst an den Galgen. «
» Vater hält nichts von diesem Altweibergeschwätz über Zaube r kunst und Hexerei « , antwortete Roxane. » Signefeu ist ein Schan k wirt wie tausend andere auch. Er hat das Galgenwirtshaus gepac h tet, das, wie du weißt, zum Besitz meines Vaters gehört. Gewiss , mit seinem Feuermal sieht er aus wie ein Kinderschreck, doch was hat das schon zu bedeuten? «
» Die Leute sagen, er ist ein Hexenmeister, Roxane. Er ist Herr eines Hexenzirkels, sagen sie, und er und seine Hexen tre i ben schlimme Dinge in den Vollmondnächten. Sie verehren den Te u fel, feiern wilde Orgien im Wald, verhexen Vieh und Mensch, säen Krankheit, Not, Tod und Unglück. «
Roxane fror trotz des warmen Sonnenscheins.
» Geschwätz !«, sagte sie heftig. » Es gibt keine Beweise. «
» Beweise? Auf der Folter würde Gilbert Signefeu schon gest e hen. Unterzieht ihn doch der Hexenprobe. «
» Nein. Er zahlt seine Pacht und den Zehnten. Er hält das Wirtshaus instand. Er ist ein treuer Untertan meines Vaters, des Grafen. «
» Ein Untertan des Satans ist er. Du weißt doch, wie er dich immer ansieht, Roxane, mit seinen dunklen, glühenden Augen. Vielleicht verhext er dich eines Tages noch. «
Roxane lachte glockenhell.
» Du bist ja eifersüchtig, Arno. Eifersüchtig auf einen Schankwirt, der einen üblen Leumund hat. Du Dummer! Eher friert der Fluss und brennt zugleich, als dass ich Gilbert Signefeu ein Zeichen meiner Gunst zukommen lasse. Und jetzt lass uns von etwas anderem reden. Hast du am Hofe des Herzogs nichts anderes gelernt, als zu Jungfrauen von Hexern und Hexen zu reden? «
Arno küsste Roxane wieder. Sie saßen noch eine Weile beieina n der, doch als Arnos Zärtlichkeiten zudringlicher wurden, erhob sich Roxane.
» Noch sind wir nicht verheiratet, Arno von Schönhall. Du musst Geduld haben. «
Roxane schwang sich in den Sattel und preschte davon. Arno von Schönhall jagte hinter ihr her. Er sah manchmal einen Schi m mer ihres blonden Haares oder ihres himmelblauen Rei t kleides zwischen den Bäumen. Doch er konnte sie nicht einh o len, denn sie war eine ausgezeichnete Reiterin.
Sie erreichten die Jagdgesellschaft, die Treiber mit der Hu n demeute, die Damen und Herren, die Graf Bodos liebstem Zeitve r treib frönten, der Jagd. Roxane ritt an die Seite ihres Vaters, des graubärtigen, stämmigen Grafen Bodo. Er hatte ihre Abwesenheit kaum bemerkt, so fesselte ihn das Waidhandwerk.
Arno, von Schönhall hielt sich etwas hinter Bodo von Falke n fels und seiner Tochter. Plötzlich hörten sie seinen ärge r lichen Ruf. Graf Bodo wandte sich im Sattel um.
» Was gibt es? «
» Dort drüben in dem Gehölz, der Hexer
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