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Roxane und der Hexer (German Edition)

Roxane und der Hexer (German Edition)

Titel: Roxane und der Hexer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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Leonora Rycka lachte ausgelassen, bemühte sich, die düstere Atmosphäre zu zerstreuen, die über den Filmleuten l a stete. Doch nur wenige gingen darauf ein.
    » Der Boden ist nass und matschig « , sagte Schultz-Breitenberg am Nebentisch. » Ich habe veranlasst , dass heute einige der Ei n stellungen in den Gewölben gedreht werden. Wir müssen uns ra n halten, denn wir sind bereits am ersten Drehtag in Verzug ger a ten. «
    » Ja, das Wetter « , sagte der hagere Produktionsleiter. Er hieß Marksen. » Ich war von Anfang an dagegen, in Deutschland zu dr e hen. «
    » Darüber haben wir genug diskutiert « , winkte der Regisseur ab. » Der Film kann nur in Deutschland gemacht werden. Die Sz e ne, die wir gestern nicht hinbekamen, drehen wir morgen. Im August ist das Wetter auch in Deutschland beständig genug, um einwan d freie Außenaufnahmen zu garantieren. Das Wetteramt hat ein vie r wöchiges Hoch vorausgesagt. «
    » Hat es auch vorausgesagt, dass unsere Stars Gespenster s e hen ?«, fragte Marksen spitz.
    Thorsten Thorn sprang auf. Sein Stuhl fiel zu Boden.
    » Wollen Sie mir etwa unterstellen, ich hielte die Dreharbe i ten absichtlich auf, Herr Marksen? «
    Bevor Marksen antworten konnte, mischte Schultz-Breitenberg sich ein.
    » Keinen Streit. Jeder tut seinen Job. Wir arbeiten miteina n der, nicht gegen e inander. Von Ihnen, Herr Marksen, möchte ich keine spitzen Bemerkungen mehr hören. Und Sie, Thorsten, gehen nicht gleich hoch wie eine Rakete. Los, Leute, an die Arbeit. «
    Zu Thorsten Thorn gewandt, fügte der Regisseur noch hinzu: » Ruhen Sie sich aus, Thorsten, machen Sie einen Spaziergang. Dr. Heydenreich wird gegen zwölf Uhr hier sein. Ich nehme an, Sie können heute Mittag schon wieder drehen. «
    Er klopfte Thorsten Thorn freundschaftlich auf die Schulter und ging mit den anderen hinaus. Thorsten Thorn sah ihnen nach, wie sie durch die Tür des Speiseraums drängten. Linda gab ihm einen flüchtigen Kuss , dann war auch sie weg.
    Thorn saß noch da, als zwei Kellner die Tische abzuräumen b e gannen. Dann erhob auch er sich, ging hinaus.
    Die Luft war frisch und würzig, kein Wölkchen stand am Hi m mel. Thorn sah einen Bauern mit seinem Traktor vor das Hotel fahren. Der Mann trug einen verblichenen blauen Arbeitsanzug und derbe Schuhe. Er ging ins Foyer des Hotels. Neugierig g e worden, folgte ihm Thorsten Thorn und wurde Zeuge, wie der Bauer mit dem Hotelbesitzer sprach.
    » Du hast doch Telefon « , sagte der Bauer. » Ich muss den Tie r arzt anrufen. «
    » Was gibt's denn, Jochen? Das Vieh krank? «
    Der Bauer nickte.
    » Bei allen sechs Kühen war die Milch heute morgen ganz bl u tig. Hoffentlich gehen sie nicht ein. Hast du heute morgen den Sonnenaufgang gesehen, Rüger? «
    » Nein « , antwortete der Hotelbesitzer. » Ich muss früh aufst e hen, aber so früh doch nicht. «
    Wieder nickte der Bauer.
    » Der Himmel war gelb wie Schwefel « , sagte er. » So einen So n nenaufgang habe ich mein Lebtag noch nicht gesehen. Als stecke die Sonne den Horizont in Brand. «
    Er senkte die Stimme. » Das geht nicht mit rechten Dingen zu, Rüger. Ich sage dir, da ist Hexerei im Spiel. Das kommt alles nur, weil diese Filmleute den Film drehen über den Hexer Sign e feu und die Grafentochter Roxane. Es bringt nichts Gutes, in den alten Geschichten herumzustöbern. Die wussten damals schon, warum sie den Signefeu einmauerten. Du weißt doch, was mit dem Mann geschah, der damals um 1900 das Galgenwirtshaus wieder herric h tete und bewohnen wollte? «
    Der Hotelbesitzer winkte ab. Thorsten Thorn, der unbemerkt hinzugetreten war, stellte die Frage.
    » Was war denn mit dem Mann? «
    » Erhängt hat er sich « , antwortete der Bauer. » Und einen Brief hat er hinterlassen, er müsse es tun. Etwas zwinge ihn dazu. Seitdem wohnte niemand im Galgenwirtshaus. Es zerfiel wieder. «
    Der Hotelbesitzer nahm den Bauern am Arm, führte ihn zum T e lefon. Dann kam er zu Thorsten Thorn zurück.
    » Die Landbevölkerung ist sehr abergläubisch « , sagte er.
    » Bei allem, was hier so vorkommt, wundert mich das nicht « , antwortete Thorn. » Haben Sie einen Anhaltspunkt, wer für den Spuk in der vorletzten Nacht verantwortlich sein könnte? «
    Der Hotelbesitzer zuckte zusammen.
    » Um Gottes willen, lassen Sie das bloß den Bauern nicht h ö ren. «
    Thorsten Thorn verließ das Hotel. Er machte einen Spazie r gang über die sonnenbeschienenen Felder, zum Wald hinüber. Es war kühl im Schatten der Bäume, und die

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