Roxane und der Hexer (German Edition)
einer von Ihnen ernstlich krank ?«, erkundigte sich Schultz-Breitenberg. Linda Scholz und Thorsten Thorn ve r neinten.
» Haben Sie eine Ahnung, was diese merkwürdigen Geschehnisse verursacht haben könnte? «
» Vielleicht spukt es im Galgenwirtshaus und in der Umg e bung. So viele schlimme Dinge sind geschehen, seit wir hier sind « , sagte Linda Scholz.
» Erwarten Sie von mir, dass ich eine solche Erklärung akze p tiere ?«, fragte der Regisseur schärfer, als er es beabsichtigt hatte.
Am Abend hielt er eine kleine Ansprache im Speisesaal. Es war drückend schwül, ein heißer Augusttag. Das Gewitter konnte jede Minute losbrechen.
» Meine Damen und Herren « , begann er. » Seit unserer Ankunft sind ein paar Dinge geschehen, die mir missfallen . Dazu gehören dieser alberne Spuk in der Nacht und andere Dinge, über die mir von verschiedenen Personen hier im Raum berichtet worden ist. «
Er nannte keine Namen.
» Ich ziehe daraus die Schlussfolgerung , dass entweder mehrere Mitglieder dieses Teams hochgradig hysterisch sind, oder dass j e mand mit Absicht die Dreharbeiten sabotiert. > Das Galgenwirt s haus < ist ein Experiment der Centra-Film. Ich brauche wohl nicht darauf hinzuweisen, dass von di e sem Experiment viel abh ä ngt. Der Konkurrenzkampf in der Filmbranche ist hart. Die Ce n tra-Studios kö n nen sich einen Fehlschlag nicht leisten. Und auch Sie, meine Damen und Herren, wollen von diesem Filmprojekt pr o fitieren. Zum einen finanziell, zum anderen auf Grund der Publ i zierung Ihrer darstellerischen Leistung, die Ihnen weitere Ang e bote bringen wird. Wenn also jemand hier irgend etwas weiß, was zur Aufklärung der Vorgänge in den letzten vierundzwanzig Stu n den beitragen kann, soll er jetzt r e den. «
Niemand sagte ein Wort.
» Nun gut. Falls diese Spukgeschichte sich wiederholt, oder falls andere Dinge geschehen, die Unruhe stiften und die Dreha r beiten behindern, dann hat der Urheber die Konsequenzen zu tr a gen. Das sind: Erstens fristlose Entlassung, zweitens Schadene r satzfo r derungen. Es ist mir dabei völlig gleichgültig, um wen es sich handelt und welche Position er innehat. Das war alles, me i ne Damen und Herren. «
Schultz-Breitenberg ging an die Hotelbar. Er war für den Rest des Abends mürrisch und verdrossen. Thorsten Thorn, Linda Scholz, Thomas Leupolt und Leonora Rycka tranken noch ein Glas zusammen, dann gingen Thorn und Linda nach einem kurzen Spazie r gang auf Thorns Zimmer.
Es war drückend heiß und schwül. Das blonde Mädchen und der schwarzhaarige Mann mit dem sympathisch-hässlichen Gesicht l a gen nackt nebeneinander auf dem Bett. Thorn fuhr mit der Ze i gefinger die Konturen von Lindas Gesicht nach.
» Du bist schön « , sagte er sanft.
» Manches an mir könnte besser sein « , antwortete Linda. » Mein Busen könnte größer sein, meine Beine länger. Manchmal frage ich mich, was das Publikum eigentlich an mir findet. «
» Frag, mich, ich kann es dir genau aufzählen. «
» Na, dann fang doch an. «
» Da sind zunächst de i ne Augen. «
Thorn küßte Lindas Augen. Er zählte die Nase, den Mund, das Kinn, den Hals auf. Linda lag mit geschlossenen Augen da, spürte Thorns Küsse. Ihr blondes Haar war über das Kissen ausgebre i tet.
» Ich weiß nicht, was du an deinem Busen auszusetzen hast « , sagte Thorn.
Linda spürte seine Hände an ihren Brüsten, seine Lippen. Plötzlich hielt er inne. Sie merkte, wie er sich neben ihr au f richtete, und öffnete die Augen. Thorn schaute angespannt zur Balkontür.
» Was ist denn, Thorsten? «
» Da ist jemand auf dem Balkon « , flüsterte er. » Jemand be o bachtet uns. «
Er sprang vom Bett, war mit zwei langen Schritten bei der Balkontür, riß sie auf, trat hinaus. Linda hörte einen Fluch, ein Keuchen, dann einen entsetzten Ruf Thorns und gleich da r auf einen gellenden Schrei. Im selben Augenblick brach das G e witter los. Ein Blitz zuckte aus der schwarzen Wolkendecke, beleuchtete für Augenblicke grell die Szenerie.
Der Balkon war leer. Thorsten Thorn war aus dem zweiten Stock in den Hof gestürzt. Der Donner krachte ohrenbetäubend in der Finsternis, die dem grellen Licht des Blitzes folgte. Nackt wie sie war, rannte Linda auf den Balkon hinaus. Im Schein des näc h sten Blitzes sah sie Thorsten Thorn auf dem asphaltierten Hof liegen.
Er war sechseinhalb Meter tief abgestürzt. Linda zog ihre r o ten Jeans und die Bluse über, lief barfuß aus dem Zimmer, die Treppe hinab und in den
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