Roxane und der Hexer (German Edition)
strömenden Regen hinaus. Wieder blitzte und krachte es. Zugleich strömte der Regen vom Himmel, als sei in den Wolken ein Damm gebrochen.
Linda beugte sich über Thorn. Er hockte völlig benommen im Regen.
» Thorsten, Liebling, ist dir etwas passiert? «
Thorn erhob sich, bewegte Arme und Beine, betastete seinen Körper.
» Ich glaube nicht. Ich bin auf allen vieren gelandet. Es ist nichts gebrochen, wie es scheint. «
Linda nahm seinen Arm und führte ihn durch den strömenden R e gen ins Hotel. Thorn setzte sich in einen Sessel nahe der Reze p tion. Er stand noch unter der Schockeinwirkung.
» Wie konnte das passieren? Bist du ausgerutscht, Thorsten? «
Thorsten Thorn sah Linda an. In seinen dunklen Augen flacke r te Angst.
» Er hat mich über das Geländer gestoßen « , an t wortete er.
» Er? Wer? Es war niemand auf dem Balkon, als ich hinau s kam. «
Thorsten Thorn konnte keine weitere Auskunft geben, denn zwei Kameraleute und vier Schauspieler kamen die Treppe heru n ter. Ein Script-Girl und drei Schauspielerinnen folgten ihnen. Der Schrei, den Thorsten Thorn bei seinem Sturz ausgestoßen hatte, hatte sie alarmiert.
» Was war denn? Was ist passiert ?«, fragte ein Kameramann.
» Ich habe mich zu weit übers Balkongeländer gelehnt, habe den Halt verloren und bin heruntergefallen « , antwortete Tho r sten Thorn.
» Großer Gott! Sind Sie verletzt? «
» Nein, Nur Hautabschürfungen. Meine linke Seite schmerzt, aber das ist nur eine Prellung. «
» Da hatten Sie mehr Glück als Verstand, Thorsten. Sie hä t ten sich den Hals brechen können. Wie konnten Sie nur so unvorsic h tig sein. «
Draußen krachten die Donnerschläge, zuckten die Blitze und tauchten für Bruchteile von Sekunden alles in grelles Licht. Der Regen rauschte. Plötzlich ertönte ein Poltern aus dem Speis e saal.
Ein Kameramann und ein Schauspieler gingen hinein, um nachz u sehen. Sie kamen bald zurück.
» Lindas Bild ..., das Gemälde jener Roxane von Falkenfels ist heruntergefallen. «
» Wenn es weiter nichts ist « , meinte Thorsten Thorn. Schwa n kend und noch immer blass erhob er sich. » Ende der Vorstellung. Die Akteure gehen zurück auf ihre Plätze. «
Linda folgte ihm die Treppe hinauf. Im ersten Stock bog Thorn in den Hotelflur ab. Nach seinem Schrei und dem Füß e trappeln auf der Treppe hatten viele die Zimmertüren geöffnet, standen im Flur und debattierten, was jetzt wohl geschehen w ä re.
Viktor Schultz-Breitenberg kam Linda und Thorsten entgegen.
» Können wir Sie einen Augenblick allein sprechen ?«, fragte Thorn.
Schultz-Breitenberg gab die Tür frei. Sein Bett war ze r wühlt. Er setzte sich auf die Couch, bot Thorn und Linda Platz an.
» Was gibt's ?«, fragte der Regisseur.
Thorn berichtete kurz von seinem Sturz. Schultz-Breitenberg schenkte ihm einen doppelten Kognak ein, für sich und Linda gleich auch einen.
Thorn leerte das Glas in einem Zug.
» Sie wissen noch nicht, wie es zu dem Sturz kam « , sagte Tho r sten Thorn. » Ich sah eine dunkle Gestalt auf dem Balkon, als ich mit Linda im Bett lag. Natürlich rannte ich gleich hinaus. Ein Mann stand vor mir. Er war bleich und hatte ein Feuermal auf der linken Gesichtshälfte, das konnte ich erkennen, denn für einen Augenblick stand er im Lichtschein, der aus dem Zimmer fiel. Er war groß, so groß wie ich. Ich packte ihn am Kragen, und er packte mich. Seine Hände waren kalt wie Eis. Er hatte Bärenkrä f te, denn er hob mich hoch wie eine Pu p pe und warf mich über das Balkongeländer hi n unter in den Hof. Es war reines Glück, dass ich unverletzt d a vonkam. «
Schultz-Breitenberg musterte Thorn skeptisch.
» Sie drehen morgen nicht « , sagte er. Er sah auf die Uhr. » Das heißt eigentlich heute, denn es ist schon halb eins. Ich werde einen Arzt bestellen. Vielleicht haben Sie sich doch verletzt, Thorsten. «
» Sie glauben mir nicht! Sie glauben, ich stünde unter einem Schock oder ich hätte mir den Kopf angeschlagen. Linda, sag du es Viktor. Was hast du gesehen und gehört? «
Auch Linda war nun blass geworden.
» Ich habe niemanden gesehen außer dir, als du hinausliefst. Dann hörte ich dich schreien. Als ich auf den Balkon kam, war er leer. «
Thorn konnte es nicht begreifen.
» Hier geht doch irgend etwas vor « , rief er. » Gestern dieser Unheimliche, der stöhnte und mit seinen Ketten rasselte. Die Vorfälle bei den Dreharbeiten. Die Kröten. Mein Sturz vom Ba l kon. Ich glaube nicht an Geister, Viktor, aber
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