Roxane und der Hexer (German Edition)
sich. Roxane wandte den Kopf. Da stand ein Mann, hochgewachsen, bleich, dunkel g e kleidet.
Ein Feuermal entstellte seine linke Gesichtshälfte. Sein Blick war auf Roxane gerichtet.
» Ihr, Signefeu? «
» Ja, Roxane von Falkenfels. Ich bin es, Euer ergebener Vere h rer Gilbert Signefeu. Ich muss mit Euch sprechen, Roxane. Schon lange suchte ich die Gelegenheit, doch immer waren and e re um Euch. Ich liebe Euch, Roxane. «
» Wie? Das sagt Ihr mir hier, am Grabe meines Bräutigams? Ihr vergesst wohl Euren Stand, Gilbert Signefeu. Es sind böse Gerüc h te über Euch im Umlauf. Ihr habt großes Glück, dass mein Vater ein so freidenkender Mann ist, sonst hättet Ihr schon längst mit dem Galgen Bekanntschaft gemacht, der Eurer Schenke den Namen gab. «
Gilbert Signefeus Blick schien Roxane zu durchbohren. Es war ihr, als wären diese dunklen Augen ein Schacht, in den sie fiel. Plötzlich verließen sie der Abscheu und die Empörung, die sie angesichts der Störung am Grabe Arno von Schönhalls empfunden hatte.
Ohne rechte Überzeugung sagte sie: » Geht, Gilbert Signefeu, und ich will Eure Worte vergessen. Eher friert der Fluss und brennt zugleich, als dass ich Euch ein Zeichen meiner Gunst g e währe. «
Ein dämonisches Feuer flackerte in Signefeus Augen.
» Kommt, Roxane « , sagte er.
Roxane gehorchte. Wie von einer fremden Kraft angetrieben, folgte sie dem hochgewachsenen Mann. Sie gingen durch den Wald und über die Felder, bis zu dem sonnenbeschienenen Fluss .
Gilbert Signefeu sah das blonde Mädchen an. Seine Hände füh r ten seltsame Gesten aus. Er zeichnete Figuren in die Luft. Sel t same, unverständliche Worte kamen aus seinem Mund. Es war Rox a ne, als verdüstere sich das Sonnenlicht.
» Seht den Fluss , Roxane! «
Die Sonne stand heiß und grell am Himmel, denn es war Juli. Doch den Fluss überzog eine dicke Eisschicht, wie im kältesten Winter. Auf dem Eis begannen blaue und rote Flammen zu tanzen. Sie wirbelten umher, bildeten ein gespenstisches Geisterballett. Ein Singen und Klingen erfüllte die Luft, eine wilde, diabol i sche, nie gehörte Melodie.
Roxane von Falkenfels erschauerte bis ins Mark. Gilbert S i gnefeu klatschte in die Hände. Roxane blinzelte, als sei sie g e rade aus einem Traum erwacht. Der Fluss lag im Sonnenlicht, glänzte wie ein silberner Spiegel, genau wie zuvor. Außer dem Zirpen der Grillen und dem Zwitschern einer Lerche war kein Ton zu vernehmen.
» Ihr ... Ihr seid ein Hexer, Signefeu « , stammelte Roxane.
Der hochgewachsene Mann verzog verächtlich die Lippen.
» Wie wäre es jetzt mit einem Zeichen Eurer Gunst, Roxane? Ich würde alles tun, um Eure Zuneigung zu erringen. «
Roxane blickte in die dunklen Augen. Wider Willen fühlte sie sich zu Signefeu hingezogen. Sie streifte ihren Handschuh ab, gab ihn dem Mann. Er führte ihn an die Lippen.
» Das Zeichen meiner Gunst « , flüsterte Roxane.
Sie wandte sich um, rannte davon. Sie raffte ihren schwa r zen Rock, lief so schnell sie konnte.
Hinter sich hörte sie die Stimme Signefeus: » Morgen Abend bei der alten Eiche. Vergesst es nicht. Kommt! «
Es klang wie ein Befehl. Roxane wusste , dass sie kommen wü r de. Sie konnte nicht a n ders.
*
Es klopfte an der Tür. Linda Scholz erwachte, war im ersten Augenblick noch in ihrem Traum gefangen. Die Stimme des alten Max brachte sie in die Wirklichkeit zurück.
» Es ist sieben Uhr, Linda. Sie müssen aufstehen. «
Linda gähnte, reckte und räkelte sich im Bett. Die schli m men Ereignisse seit ihrer Ankunft im Hotel kehrten wieder. Die Traumbilder verblassten .
Linda zog die Rollläden hoch. Sonnenlicht flutete ins Zi m mer. Sie duschte, putzte die Zähne, zog sich an. Kurze Zeit später war sie im Speiseraum. Auch Thorsten Thorn war da.
» Das ist doch Unsinn, mich heute von den Dreharbeiten ausz u schließen « , sagte er gerade zu Schultz-Breitenberg.
» Sie drehen nicht, bevor Dr. Heydenreich Sie nicht unte r sucht hat « , sagte der Regisseur bestimmt. » Es handelt sich hier nicht nur um einen Film mit Produktionskosten in Höhe von einer Mill i on Mark, es handelt sich vielmehr um. Ihre Gesundheit, Tho r sten. «
Verärgert setzte Thorsten Thorn sich an einen freien Tisch, an dem auch Linda Platz nahm. Der Regisseur begrüßte sie freun d lich.
» Gut geschlafen, Linda? «
» Danke. Sie auch? «
Schultz-Breitenberg antwortete höflich. Thomas Leupolt e r zählte ein paar Witze, um Stimmung in die Gesellschaft zu bri n gen.
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