Roxane und der Hexer (German Edition)
Fahne.
Signefeu wusste , dass sein Spiel verloren war. Er, der sich i m mer auf seine Zauberkräfte verlassen hatte, verspürte zum e r sten Mal seit seiner Kindheit Angst. Während die Soldaten und Knechte Arkebusen holten, um Roxane und den jungen Mann zu e r schießen, floh der Hexer von der Burg. Er wollte bei den Spe s sarträubern Zuflucht suchen, mit denen er paktierte.
Daraufhin gaben auch die ändern auf und suchten ihr Heil in der Flucht. Gilbert Signefeu, die beiden Hexen und vier der A n hänger des Hexenmeisters wurden von den Belagerern gefasst . Drei Männer und die alte Dienerin entkamen.
Am Nachmittag des gleichen Tages fand die Gerichtsverhan d lung statt. Sie war kurz. Herzog Albrecht und die Richter veru r teilten die männlichen Gefolgsleute des Hexers zum Tod durch das Schwert, die weiblichen zum Tod durch das Feuer. Gilbert Sign e feu sollte lebendig in der Gruft unter dem Galgenwirtshaus ei n gemauert werden.
Der Herzog verbot, von dem Hexengericht und den Schreckenst a ten des Hexers und seiner Anhänger der Nachwelt zu berichten. Natürlich wurden trotzdem heimlich Aufzeichnungen g e macht, aber sie waren von vornherein unvollständig.
Gottfried von Falkenfels, Roxanes eigener Bruder, sagte, vom Hass verblendet, gegen sie aus. Auch Roxane sollte auf dem Sche i terhaufen sterben, wie die beiden Hexen. Da sie jedoch gegen Gilbert Signefeu gekämpft hatte, gewährte der Herzog ihr die Gnade, erdrosselt zu werden, ehe der Scheiterhaufen entzündet wurde. Auf Roxanes eindringliche Bitten hin wurde der Mörtel, der für das Zumauern von Signefeus Gruft verwendet werden sol l te, mit jenem Wasser versetzt, das Signefeus Zauberkraft gebr o chen hatte. Roxane sah zu, wie der Hexer eingemauert wurde. Se i ne Flüche und Verwünschungen schallten aus der Gruft. Als nur noch eine kleine Öffnung übrig war, in die der letzte Stein ei n gefügt werden sollte, reckte Gilbert Signefeu noch einmal die Hand aus der Gruft.
» Ich werde wiederkommen « , schrie er. » Ihr könnt mich nicht töten. Ich werde mich schrecklich rächen. «
Ein Schauer überlief das weißhaarige junge Mädchen.
» Verflucht sollst du sein, Signefeu! Für alle Zeit soll Feindschaft sein zwischen dir und mir. «
Der letzte Mauerstein wurde in die Öffnung gefügt, ve r schloss die Gruft des Hexers.
*
Die Sonne schien, die Vögel zwitscherten. Thorsten Thorn e r wachte neben Linda. Es klopfte an der Tür.
» Linda! Linda! Der Regisseur will Sie und Thorsten spr e chen. «
Auch Linda öffnete die Augen, wusste im ersten Moment nicht, wo sie sich befand.
» Ich komme gleich « , rief sie dann.
Thorn zog den Rolladen hoch. Helles Sonnenlicht flutete ins Zimmer.
» Heute Nacht habe ich ebenfalls geträumt « , sagte Thorn. » Von der unglücklichen Roxane und ihrem teuflischen Liebh a ber. «
» Merkwürdig, ich träumte ebenfalls, wie Roxane die Zaube r kraft Signefeus brach und wie er dann eingemauert wurde. «
Sie erzählten einander ihre Träume. Sie stimmten genau übe r ein. Weit größer war die Überraschung aber, als Thorsten Thorn und Linda Scholz von dem Regisseur erfuhren, dass er genau de n selben Traum gehabt hatte.
» Das heißt, dass das Wasser aus dieser Quelle Signefeus Za u bermacht aufhebt « , sagte Schultz-Breitenberg. » Ich habe nie an solche Sachen geglaubt, doch die Ereignisse der letzten Tage und dieser Traum lassen mich zweifeln. Wir müssen das Wasser haben und Signefeu den Garaus machen. «
» Das geht nicht « , antwortete Thorn mutlos. » Der Mond nimmt schon wieder ab. Das Wasser muss bei Vollmond um Mitternacht g e schöpft werden, sonst ist es wirkungslos. Der Hexer hat drei W o chen Zeit, seine dämonischen Kräfte auszuspielen. Er wird diese Zeitspanne nutzen. Ich fürchte, wir sind verloren. «
» Es ist alles umsonst « , seufzte Linda Scholz. » Wir sind di e sem Ungeheuer ausgeliefert. «
Da klopfte es an der Tür. Der alte Pfarrer aus der Stadt trat ein. Er hielt ein metallenes Wassergefäß in der Hand, stellte es auf den Tisch.
» Sie hier, Fräulein Scholz ?«, sagte er erstaunt. » Ich dac h te. Sie seien weit weg? «
» Warum sollte ich das? «
» Nun, Sie waren doch gestern noch einmal bei mir, kurz nach Mitternacht. Sie gaben mir dieses Gefäß und sagten, ich solle es ins Hotel bringen, denn Sie müssten eine weite Reise machen. Es sei sehr wichtig, dass Herr Thorn dieses Wasser bekäme, sagten Sie, und dann gingen Sie, ohne auf meine Fragen zu antworten.
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