Roxane und der Hexer (German Edition)
war, auf dem wir uns zum ersten Mal trafen. Genau einen Tag vor meinem siebe n undzwanzigsten Geburtstag. «
Linda lachte. Sie erschien Thorsten Thorn verführerischer denn je. Ihr herrliches Haar war über das Kissen ausgebreitet, ihr schlanker Körper wirkte wie eine von Meisterhand gescha f fene Statue.
» Du bist so schön « , sagte Thorn. » Es ist vielleicht falsch, jetzt davon zu reden, doch wenn wir heil aus der Sache herau s kommen, dann ... nun, ja... «
» Was hast du denn, Thorsten? Du bist doch sonst nicht auf den Mund gefallen. «
» Sonst mache ich auch keine Heiratsanträge. «
Linda sah den schwarzhaarigen Mann mit dem sympathisch-hässlichen Gesicht an.
» Ach, Thorsten « , rief sie dann und schloss ihn in die Arme.
Thorn erwiderte Lindas stürmische Zärtlichkeiten. Nach e i ner leidenschaftlichen halben Stunde lösten sie sich voneina n der. Es war schon nach zwölf Uhr, und noch kein Spuk hatte sich gezeigt.
Thorn wollte Linda darauf aufmerksam machen, doch eine ble i erne Müdigkeit überkam ihn. Seine Zunge gehorchte ihm nicht mehr. Die Augen fielen ihm zu. Fast im selben Augenblick sank auch Linda in tiefen Schlaf.
Und mit dem Schlaf kam der Traum. Diesmal träumte nicht nur Linda Scholz. Auch Thorsten Thorn und Schultz-Breitenberg ha t ten das gleiche Traumerlebnis.
*
» Bist du wahnsinnig, Roxane? Gilbert Signefeu hält um deine Hand an. Ein Schankwirt will mein Schwiegersohn werden? Das sagst du mir so einfach ins Gesicht? «
Graf Bodos Gesicht war vor Zorn gerötet. Er stand im großen Ahnensaal der Burg und schrie, dass die Scheiben klirrten.
» Genug andere Fürsten und Edle haben schon Bürgerliche gehe i ratet, Vater. Es wird eine Zeit kommen, da die Schranken zw i schen dem Adelsstand und dem Bürgerstand fallen. «
» Solange ich lebe, nicht. Sag Signefeu, er soll sich von der Burg scheren, sonst ist er ein toter Mann. «
» So hör ihn doch wenigstens an, Vater. «
» Genug. Genug. Am ersten Tag, als ich ihn sah, hätte ich den Kerl erschlagen lassen sollen. Du hast dich ins Gerede g e bracht, hast mich zum Gespött der Leute gemacht, hast dich diesem Sign e feu an den Hals geworfen. Jetzt wagst du es sogar noch, eine Ehe vorzuschlagen! «
Graf Bodo riß die Tür auf. Gilbert Signefeu saß am Tisch, schwarz gekleidet wie immer. Er hielt einen Weinbecher in der Hand, hatte die langen Beine ausgestreckt. Hinter ihm krachte und prasselte das Feuer im Kamin.
Ein Bediensteter verließ den Raum, eine wohnlich eingericht e te Kemenate, in der die Frauen abends vor dem Kamin saßen, Han d arbeiten machten und plauderten.
» Hinaus !«, brüllte Graf Bodo in höchstem Zorn, als er Sign e feu sah. » Eher gebe ich dem Teufel selber meine Tochter zur Frau als dir. Laß dich nie wieder hier blicken, sonst bist du ein toter Mann. «
Signefeu sah den Grafen seltsam an.
» Ich hoffe, Ihr wißt, was Ihr da redet. Es könnte Euch leicht gereuen. «
Graf Bodo riß den Dolch aus dem Gürtel. Gilbert Signefeu e r hob sich, warf den schwarzen Umhang über die Schultern. Ohne E i le ging er hinaus, schritt über den Hof zum Burgtor. Dort drehte er sich noch einmal um, wandte sich an den Grafen, der aus einem Fen s ter sah.
» Ich gehe, Graf Bodo, aber ich komme wieder. «
» Die Hunde !«, schrie der Graf. » Hetzt die Meute auf ihn ! «
Er rannte hinunter in den Burghof, tobte und fluchte. Die Diener holten die Meute der Jagdhunde herbei. Graf Bodo stieg auf den Söller. Roxane folgte ihm, beschwor ihn, die Hunde nicht auf Signefeu zu hetzen.
Doch Graf Bodo ließ nicht mit sich reden.
» Los, lasst sie frei! «
Heulend und kläffend hetzte die Meute hinter dem großen, schwarzgekleideten Mann her, der auf den nahen Wald zuschritt. Wenige Meter vor dem Waldrand erreichten sie ihn.
Gilbert Signefeu konnte sich losreißen, wenn auch sein U m hang dabei in Fetzen ging und er tiefe Bisswunden davontrug. Er rannte in den Wald hinein, verschwand zwischen den Bäumen.
» Das nutzt ihm nichts. Die Hunde reißen ihn in Fetzen. «
Graf Bodo von Falkenfels irrte. Plötzlich stoben die Hunde aus dem Wald hervor, winselnd und mit eingezogenen Schwänzen; Dreißig hatten Gilbert Signefeu in den Wald verfolgt, nur fün f undzwanzig kamen zurück. Viele von ihnen hatten tiefe, blutende Wunden.
» Da will ich doch verdammt sein « , rief Graf Bodo. » Sollte doch etwas an dem Gemunkel der alten Weiber sein, dass der Kerl ein Hexer ist? «
Nachdenklich verließ der Graf den
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