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Roxelane

Titel: Roxelane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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haben“, sann Ibrahim. „Und ich habe so sicher damit gerechnet, daß die beiden sich haßten!“
    „Zu sicher! Und du bist im Begriff, den Fehler zu wiederholen. Du solltest nämlich lieber deinen Feinden mißtrauen als mir, der ich dein Freund bin.“
    „Wen meinst du mit meinen Feinden?“
    „Unter anderen deinen neuen Kiaja.“
    „Iskender Tschelebi? Er ist ein Mann von großen Fähigkeiten und mein Freund.“
    „Er ist dein Nebenbuhler!“
    „Er ist ein recht umgänglicher Mann“, behauptete Ibrahim selbstgefällig. „Erst unlängst sah ich einen jungen Sklaven bei ihm, einen Bosnier aus Sokol. Der Defterdar schien sehr an ihm zu hängen. Aber als er bemerkte, daß der Junge mir ebenfalls gefiel - meinst du, er habe sich besonnen, ihn mir zu schenken?“
    „Sehr nobel“, gab Gritti zu, „aber kein Beweis.“
    „Sei nicht eifersüchtig, mein Aloysio.“
    „Höre mich an und urteile dann“, sagte Gritti. „Iskender Tschelebi ist zweifellos fähig; aber er weiß es und, was schlimmer ist, Soliman weiß es auch. Er ist so reich wie du und hat große Verdienste. Von den dreihundert Goldmützen unter seinen siebentausend Sklaven ist jeder einzelne befähigt, einmal ein großes Staatsamt zu erlangen. Laß dich also dadurch nicht blenden, daß er dir einen von seinen Goldmützen schenkte. Er hat es gewiß nicht gern getan.“ „Meinetwegen! Aber jetzt gehört der Sokolli mir, und ich sage dir, er gefällt mir.“
    „Ich scherze nicht“, lehnte Gritti diesen Leichtsinn ab, „ich wiederhole: Iskender Tschelebi ist kein Untergebener und kein Freund, sondern ein Nebenbuhler.“ „Ich habe ihn niemals feindlich gefunden“, sagte Ibrahim.
    „Mag sein. Aber ich weiß, daß er es war.“
    Jetzt blickte der Großwesir seinen Freund an.
    „Dein Beweis?“ fragte er kurz.
    Ibrahim war aufgescheucht worden.
    Eine Pause entstand.
    „Ermesse meine Freundschaft daran“, begann Gritti schließlich, „daß ich dir den Beweis nenne. Vielleicht..." - er zögerte zu vollenden und tat es schließlich doch -, „vielleicht kannst du mir dann verzeihen.“
    „Dir?“
    „Ja, mir.“
    „Sprich!“
    „Du bist meine Karte, mein Giulio“, drang Gritti in Ibrahim. „Wenn ich dich verliere, bin ich verloren. Darum darf Ich dich nicht blind bleiben lassen . . .“
    „Sprich!“
    Noch einmal mußte sich Gritti überwinden, ehe er herausstieß: „Es geschah, als Iskender Tschelebi in Buda war, und . . . wir tranken.“ Ibrahim schmetterte den kristallenen Kelch an die Wand. „Verdammter Wein!“ schrie er und durchmaß mit weiten Schritten den Raum.
    Gritti stand blaß und stumm an der Wand.
    Nach einer Weile blieb Ibrahim stehen.
    „Du hast dich um deinen Kopf geredet, Aloysio Gritti“, sagte er.
    „Ich weiß es“, kam es von der Wand.
    Ibrahim nahm seinen Gang wieder auf.
    „Du verdientest den Strick“, grollte er, „einen ganz gewöhnlichen Strick! Und den Dienst, den du mir eben erwiesest, belohn ich dir nicht.“
    „Ich erwarte es nicht.“
    „Ich rechne ihn auf gegen dein Verbrechen“, schloß Ibrahim, „und so sind wir quitt.“
    Gritti atmete auf.
    „Ich habe nachgedacht“, erklärte Ibrahim schon ruhiger. „Es ist
    alles so, wie du sagtest. Iskenders Frau kam mit der Sultana zusammen. In meinem Hause! Ich sah die Frauen zusammen im Bad.“ „Wie?“ wunderte sich Gritti.
    „Ich meine, ich weiß, daß sie da waren“, verbesserte sich Ibrahim. „Im übrigen habt ihr beide zu viel geschwatzt, du und Iskender“, fällte er dann sein Urteil: „Aber Iskender wird sterben.“
    „Das kannst auch du nicht bewirken“, sagte Gritti, „Iskender ist mächtig und hat Solimans Vertrauen.“
    Ibrahim blieb unerschüttert.
    „Er wird sterben“, wiederholte er.
    Gritti schüttelte den Kopf.
    „Ich sehe keine Möglichkeit.“
    Selbstsicher und mit verschränkten Armen stand Ibrahim da. Offenbar war er zu einem endgültigen Entschluß gekommen.
    „Ich aber sehe sie“, lächelte er voll Hohn, „eine Anklage wegen Diebstahl und Unterschlagung.“
    „Eine seltsame Klage gegen einen so reichen Mann!“ mißbilligte Gritti.
    Doch da vertiefte sich Ibrahims Lächeln nur.
    „Wisse, mein Freund Aloysio“, nickte er Gritti zu, „wenn du lügen mußt, lüge kräftig. Gerade das Unmögliche wird am ersten geglaubt.“

27
    Vom Mehltor, dem Tor bei den Mehlmagazinen am Hafen, stieg die Mühlengasse zum Bedestan, zum Basar hinan.
    Wie ein nährender Strom durchschnitt die Straße diesen Markt, auf dem es

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