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Roxelane

Titel: Roxelane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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besser .. .“, sagte Seheb dann aus seinen Gedanken heraus. „Hat Iskender dich eigentlich förmlich abgetreten?“
    „nicht vor dem Richter.“
    „Dann gehörst du eigentlich immer noch zu ihm?“
    „Vor dem Gesetz: ja. Aber - Sie hätten dabei sein müssen, Seheb Imrachorsade, wie Ibrahim Pascha meinen Herrn zwang, mich fortzugeben. Seine Hoheit war nicht gerade sehr zartfühlend.“
    „Doch dem Gesetz nach gehörst du Iskender. Das kann nützlich sein“, schloß Seheb. „Dir jedoch, mein Mohammed, danke ich für dein Vertrauen. Nur schenke es keinem andern, Ich bitte dich! Du bist Ibrahims Page. Sei also auch sein Bewunderer.“
    Damit hatten sie einen Buchladen erreicht und wühlten nun eine Weile in den Werken herum, lasen, verwarfen, klemmten sich den einen oder den anderen Band, die eine oder die andere Rolle unter den Arm und . . . waren bald von den Hintergründen des Ladens verschluckt. Niemand hatte ihr Verschwinden bemerkt. Jedenfalls forschte kein Mensch ihnen nach.
    Das ergab sich aus einem ungeschriebenen Gesetz dieser sonst so schwatzfreudigen Basarwelt.
    Der Geschäftsmann, dem es eingefallen wäre, über das, was er vielleicht durch einen Zufall beim Nachbarn entdeckt hatte, auch nur die leiseste Andeutung zu machen - der hätte bald seinen Laden schließen müssen.
    Anders konnte es auch nicht sein.
    Denn drei Viertel aller Familiengeheimnisse der Stadt spielten auf irgendeine Weise in den Basar hinüber, und wie hätten die Geschäfte gedeihen können, wenn nicht Verschwiegenheit geübt worden wäre, wo Verschwiegenheit ein Gebot der Schicklichkeit war?
    Das ungetrübte Familienglück der halben Stadt wäre in Frage gestellt worden.
    Im Basar der Goldschmiede saßen in einem der hinteren, teppich-verhangenen Gemächer eines großen Juwelenhändlers drei Frauen.
    Offenbar wußte der erfolgreiche Geschäftsmann, wie man gute Kundinnen zu behandeln habe. Kaffeetassen und Schalen mit Sorbet, der mit Haschisch und Opium gewürzt war, standen ebenso wie Schüsseln mit Zuckerwerk umher. Auch an Wohlgerüchen schien man nicht gespart und den Damen ihre Ankäufe in jeder Hinsicht so angenehm wie möglich gemacht zu haben.
    Zwei der Frauen hatten ihre Feredeschen abgelegt. Es waren die Obersthofmeisterin Dede Semid und Nino, die frühere Hofdame.
    Die dritte war bis auf die Augen verhüllt und saß im Schatten. „Nach dem, was mein Sohn berichtet, könnten wir es vielleicht wagen ..— Das war mehr eine Frage von Dede Semid als eine Behauptung.
    „Ich will den Sokolli sehen“, sagte die dritte.
    Und da die Damen auf jede Bedienung, auch von seiten des Geschäftspersonals, verzichtet hatten, mußte Ihre Exzellenz sich selbst bemühen, den Besuch einzuführen.
    Seheb Imrachorsade und Mohammed Sokolli traten ein.
    Niemand hatte sie gesehen, und niemand würde sie sehen. Es war Vorsorge getroffen worden, daß sie keinem Menschen auf dem entscheidenden Teil ihres Weges begegneten.
    Jetzt standen sie, wie sie es gelernt hatten, mit gekreuzten Armen und gesenktem Blick an der Tür.
    Wie die Ehrfurcht es ihnen vorschrieb, blieben sie stumm.
    „Mein Sohn“, brach Dede Semid dann das Schweigen, „du darfst deine Mutter begrüßen.“    
    Seheb tat es, indem er ihre Hand küßte und sich dann wieder zurückzog.
    „Sage, Seheb“, begann Dede Semid, „wer ist dein Gefährte?“ „Iskender Tschelebis Sklave Mohammed Sokolli, hohe Exzellenz.“ „Ich dachte, er sei Ibrahims des Großwesirs Sklave?“
    „Nach dem Gesetz ist er unter des Defterdars Hand.“
    Mit Sokolli selbst jedoch begann Nino das Gespräch.
    Sie nahm ihren leichten Schleier ab, den sie umgelegt hatte.
    „Tritt näher, Sokolli“, forderte sie den Jüngling auf und streckte ihm ihre Hand entgegen. „Erkennst du diesen Ring?“
    „Es ist der Ring meines Wohltäters und Herrn“, erklärte Sokolli. „Küsse den Ring“, befahl sie.
    Sokolli tat es. „Ich gehorche dem Ring“, sagte er dabei.
    „Und mir!“ gebot Nino. „Du bist unter meiner Hand wie unter der von Iskender. Ich bin die Gattin deines Herrn.“
    Sokolli küßte den Saum ihres Kaftans, und nun forderte Dede Semid die jungen Leute auf, sich zu setzen.
    Bis das jedoch mit dem gehörigen Anstand getan werden konnte, verging eine geraume Zeit. Dreimal wurden sie eingeladen, sich zu setzen, und dreimal taten sie es aus Gehorsam, um sich nach kurzer Frist jedoch aus Ehrerbietung wieder zu erheben und erst das letztemal auf gemessenen Befehl hin sitzen zu bleiben.
    Die

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