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Roxelane

Titel: Roxelane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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an? Du bist es nicht mehr - Allah sei Preis! Jetzt heißt du Chalfa, und mit Udin Reis gingst du gegen Spanien und Frankreich, und bei Dscherdschel, wo wir dem Doria — Allah weihe ihn dem ewigen Verderben! ...“ „Amin!“ fielen alle mit Frömmigkeit ein.
    „ ... wo wir es dem Doria zu kosten gaben, habe ich dich zuletzt gesehen. Stimmt das alles?“
    Der Alte war stolz auf sein gutes Gedächtnis. Und außerdem wußte er auch, daß nichts seine Männer so beglückte, als wenn er sich ihrer erinnerte.
    „Und nun sprich: Was weißt du von dieser Frau?“ fragte er jetzt. „Daß der Scheitan sie losgelassen hat!“ ergrimmte Chalfa. „Das ist eine Frau, die nicht nur ihre Mägde, sondern auch Männer prügelt, was ihr nicht zukommt. Damit meine ich natürlich nicht die Fronbauern, denen sie niemals den Stock erspart, wenn sie die Fron nicht richtig ableisten können. Ordnung muß sein. Aber ..
    „Nun, was hat sie denn dir getan?“ schmunzelte der Alte.
    „Ich war ihr Jäger und glaubte sogar, gehörig bei ihr in Gunst zu stehen. Und wenn ich mir alles genau überlege, weiß ich selbst heute nicht einmal, ob ich so unrecht damit hatte. Als mir aber ein Falke einging, ließ sie mich peitschen wie einen Ruderknecht, und ich war doch ihr Jäger! Vor dem ganzen Gesinde und all ihren Mädchen ließ sie mich peitschen und schaute selbst darauf, daß es mit Kraft geschehe. Schließlich hing ich wie ein blutiger Fetzen am Pfosten. Aus der Zelle entfloh ich dann. Lange haben sie mich gesucht. Doch wer wie ich jedes Fuchsloch im Walde kennt, ist nicht leicht zu fangen. Bei Wetterumschlag aber jucken mich keine meiner Narben so wie die, die Ich ihr verdanke.“ „Du solltest deine Narben preisen, Chalfa“, bemerkte Barbarossa weise. „Denn ohne sie wärst du nicht hier. Und wenn du nicht hier wärst, könntest du uns nicht führen. Falls du sie mir aber bringst, deine Scheitansbraut, deine Teufelin - dann sollst du die nächste Galeotte bekommen, die frei wird.“
    „Der Himmel lohne es Eurer Exzellenz.“
    „Was?!“ schrie aber Barbarossa und sprang wütend auf. „Exzellenz?! Bin ich ein Levantiner?! Bin ich ein Schreiber und Wortemacher?! Bin Ich nicht Chaireddin, den die Ungläubigen Barbarossa nennen?! Habe ich mich nicht selbst gemacht und bin ich für dich eine Exzellenz, wie sie der Kaiser jeden Tag machen kann?! Verfluchter! Wage es noch einmal, mich Exzellenz zu heißen, und du sollst dir wünschen, wieder Jäger bei deiner Hexe zu sein!“
    Damit flog auch aus seiner Hand schon der Dolch.
    Es war nicht auf Chalfas Leben, sondern nur auf eine kleine Ermahnung abgesehen.
    Aber Chalfa machte eine kaum noch merkliche Bewegung, griff zu und. . . hielt den Dolch am Griff.
    Mit einer tiefen Verneigung überreichte er ihn dem, der mehr sein Herr war als der Kaiser.
    Alles grinste.
    „Wohlgetan, mein Waffengefährte“, freute sich auch Barbarossa. „Und packe mir das Weibsstück genauso!“

30
    Madonna Giulia wußte nicht recht, ob sie sich langweilen würde oder nicht, weswegen ihre Augen den berühmten träumerisch verklärten Ausdruck annahmen, von dem die Dichter so viel hermachten.
    Viel versprach sich die Dame nicht von diesem Sommerabend. Nach ihrem Geschmack waren zu wenig Männer da, und obendrein zählte von den drei Gästen Don Felipe Feretra kaum noch mit.
    Dieser junge Spanier war schon zu lange im Schloß. Er hatte sich nicht wie die andern nach einer Weile mehr oder weniger verliebten
    Schmachtens und Hofmachens davongemacht. Ihm hatte die Zusicherung von Madonnas ewiger Freundschaft nicht genügt, weil er nichts weiter als ein ganz einfacher und eindeutiger junger Mann war, den eine ehrliche Leidenschaft gepackt hatte.
    Er besaß nichts als seinen wohlgestalteten Körper, als sein hübsches Gesicht mit dem Blick eines sehr treuen Hundes und seine vollen, lebenshungrigen Lippen, die für andere Frauen vielleicht ihre Reize gehabt hätten.
    Madonna dagegen durfte sich nur wenig Nutzen von ihm versprechen. Er war weder ein Dichter noch ein Maler, noch sonst ein berühmter Mann, der ihren Ruhm unter anderen Himmelsstrichen hätte verbreiten können.
    Und das war es, was Donna Giulia begehrte!
    Sie war ehrgeizig und wollte als Virago, als eine Frau von mannhaft starkem Herzen, besungen werden. Sie sammelte Männer, wie andere Bilder oder Edelsteine oder Handschriften oder Bücher sammelten. Sie war eine der gefallsüchtigsten Damen in ganz Italien, und wie sie nicht daran dachte, sich wieder in

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