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Roxelane

Titel: Roxelane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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eine feindliche Galeere komme - ihnen eine Galeere von Freunden! —, wo kriegsgefangene Söhne Mohammeds ebenso sklavten wie sie.
    Alle dachten sie dasselbe: Vielleicht würden sie sterben an ihrem Ruder, untergehen mit dem Schiff, an das sie geschmiedet waren. Vielleicht würde man sie auch befreien. Und dann...!! Da, wo sie jetzt saßen, würden die Antreiber sitzen, Offiziere und Reis voran -besonders der Reis! -, und sie selbst würden die Knotenstricke bewegen !
    Ob Tod oder Freiheit - alle Sklaven, Christen und Moslems, wünschten den Kampf. Denn ihre Qual war groß, und kein Gott hörte ihr Stöhnen und Schreien, nur die erbarmungslose Sonne und der Wind ohne Mitleid. - Die Menschen aber waren taub und blind für das, was sie einander taten.
    Als der Frühling kam, lagen vierundachtzig neue Schiffe der kaiserlich osmanischen Flotte, keins mit einer Besatzung unter dreihundert Mann, im Hafen von Konstantinopel.
    Und dann kam das Opfer.
    Denn Mohammed hatte das Opfer erlaubt, falls es reinen Herzens gespendet werde. Hinzugefügt hatte er freilich auch, daß Allah nicht zu erkaufen sei.
    Barbarossa taufte also den Bug seiner Schiffe mit dem Blut geschlachteter Hammel, um diese Planken dem zu weihen, was sie in sich trugen, dem Blutvergießen und dem Tod.
    Es war ein schöner Morgen, an dem das geschah, und ein festlicher Zug begab sich zu diesem Zweck an den Hafen. Die drei Roßschweife trug man dem Kapudan Pascha, dem Großadmiral, voran. Geleitet aber wurde er von den höchsten Würden des Gesetzes und des Reichs, auch von den Wesiren.
    Dann bestieg er seine Baschtarda, sein Admiralsschiff, und nun kündeten die Kanonen den Aufbruch der Flotte.
    Vom Köschk Hebetullah aus sahen Soliman und Roxelane mit ihren Kindern dem Schauspiel zu, wie der alte Mann an der Spitze der gesamten Schlachtflotte das Serail seines kaiserlichen Herrn umschiffte und sich seinen Bart von der frischen Meerbrise zerwühlen ließ. Chaireddin Barbarossa kreuzte wider den Feind. Aber daneben hatte er auch noch ein Ziel, das nur er allein kannte. Er und kein anderer.
    Barbarossa kreuzte gegen den Feind; aber keine christliche Flotte hielt ihn auf, keine spanische und keine des Kirchenstaates, Genuas Flotte nicht und nicht die von Neapel.
    Besonders die Italiener waren viel zu gewöhnt, über die türkische Flotte ihre Witze zu reißen, um etwas Böses zu befürchten. Sie rechneten nicht damit, daß statt der schweren Kästen in wenigen Monaten eine ganz neue Flotte entstanden war und daß der alte Meerwolf sie führte.
    Ungehindert lief er durch die Meerenge von Messina, nahm Reggio, San Lucido, Citraro und überlieferte Sperlonga dem Schwert und dem Brand. Die Männer holte er an die Ruderbänke, und die Frauen und Mädchen waren die Fracht, mit der er die erbeuteten Schiffe belud.
    Seine Überfälle erfolgten schneller, als sich der Ruf von seiner Anwesenheit verbreiten konnte. Die Einwohner wurden durch das Klirren der Schwerter geweckt, und wenn man Alarm gab, war der Räuber oft schon wieder mit seiner Beute verschwunden.
    Jetzt aber näherte er sich seinem wirklichen Ziel.
    Es war eine hafenlose Küste. Wälder zogen sich zum Gebirge hin und verdeckten die Aufgänge zur Stadt. Ihre weißen Häuser, die wie angeklebt oben am Berg lagen, waren bei guter Sicht eben noch erkennbar. Die Stadt wurde von der Kirche überragt und die Kirche von der Burg.
    Kein Seeräuber hatte sich jemals bis dahin verirrt. Denn die Küste war kein Ankerplatz, selbst für die Galeotten nicht, deren sich Barbarossa bedienen wollte.
    Aber er kannte seine Männer, und diese Männer hatten ihre Freunde und Untergebenen, für die sie gutsagten. Zusammen ergab das eine ausgewählte Mannschaft von zweitausend. Und ausgewählt mußte sie sein! Denn der Weg zur Stadt und zurück und das Geschäft in ihr selbst mußten in einer Nacht bewältigt werden. Wenn die Galeotten durch Wetter oder Feinde gezwungen wurden, die Anker zu lichten -waren die Gelandeten verloren.
    Barbarossa saß mit seinen Raubkapitänen in der Kajüte der Riala, des dritten Admiralsschiffs, das die Galeotten führte. Ein Mann in der reicheren Tracht eines Dscheri Süridschi, eines Leutnants, stand vor der Versammlung. Der Mann war noch jung; aber sein Gesicht zeugte von bereits überstandenen Stürmen und Kämpfen.
    „Du bist also daher?“ fragte Barbarossa. „Aus der Stadt, meine ich?“ „Ich wurde dort geboren, Pascha. Damals hieß ich noch..."
    „Was geht uns der Name eines Ungläubigen

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