Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Roxelane

Titel: Roxelane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
Vom Netzwerk:
Ulemas, mit Sultaninnen und Sklavinnen - ganz wie es die königliche Laune seiner Phantasie ihm eingab.
    Ein Ereignis aber wie Mirmahs Hochzeit mit dem finsteren und ehrgeizig frommen Rustem mußte ihn einfach zur Gestaltung reizen. Die großen Aufzüge und feierlichen Handlungen, die den beiden Prinzen ja auch aus anderen Anlässen geläufig waren, gaben Dschihangir allerdings weniger Gelegenheit, sich zu entfalten, und so erwähnte er sie nur.
    Bei einer Prinzessinnenhochzeit wurde immer zuerst im Fremdensaal des Serails zwischen dem Kislar Aga als dem Vertreter der hohen Braut und einem Würdenträger als Brautführer und Stellvertreter des Bräutigams durch den Mufti die Ehe geschlossen, wobei Morgengabe und Mitgift nach dem Gesetz genannt werden mußten.
    Mirmahs Mitgift waren hunderttausend Dukaten gewesen.
    Darauf hatte der Bräutigam ein Fest zu geben, das dem geizigen Rustem, den das Bankett und das Wettrennen zwanzigtausend Taler gekostet hatten, recht sauer geworden sein mochte.
    Auch die Brautausstattung war genau festgelegt.
    Sie bestand aus dreimal neun Gaben, unter denen die von Edelsteinen funkelnden Goldpantoffel der Braut einen hohen Rang einnahmen, während bei Mirmah der Juwelenkasten selbst mit seinem Inhalt in dem ungeheuren Wert von hundertsechzigtausend Dukaten die größte Kostbarkeit gewesen war.
    Und zu diesen Geschenken kamen noch die sieben Sphären, in denen sich die Schönheit des Harems bewegte, die Arm- und Halsbänder, Gürtel und Kopfreife und die Ringe für die Ohren, die Finger und die Füße.
    Siebenundzwanzig Geschenke, von siebenundzwanzig kostbar gekleideten Knaben getragen - elf vergitterte Wagen voll Zofen und Sklavinnen zum Dienst der Braut mit zwei schwarzen Verschnittenen bei jedem Gefährt - achtundvierzig berittene Damen in goldenen Kleidern und ebenso viele Eunuchen - zweihundertfünfzig Maultiere mit Stoffen, Teppichen und Polstern ... in dieser Reihenfolge war Mirmahs Ausstattung mit vielem andern zu ihrem neuen Serail am Hippodrom gebracht worden, das einstmals Ibrahim Pascha und ihrer Tante Esma gehört hatte. Erst vierzehn Tage hernach hatte sie sich selbst in die eheliche Wohnung bemüht.
    Fünfhundert Janitscharen hatten den Zug mit ihrer Musik wie Stahl-und Glockengeklirr eröffnet, achtzig Emire in ihren heiligen grünen Kopfbünden waren ihnen als Nachkommen des Propheten mit den Imamen und Scheichen aller Moscheen und mit den Lehrern und Hörern aller Akademien von den Muderris bis zu den Danischmenden gefolgt.
    Dann hatten die höchsten Würden des Gesetzes, des Staates und des Serails bis zu den Kadiaskeren und dem Mufti, bis zu den Wesiren mit dem Großwesir und die Hofwürden bis zu dem Kapu Aga sich angeschlossen.
    An dieser Stelle des Zuges war die türkische Heeresmusik bereits in der Ferne verrauscht gewesen, und eine ägyptische aus Handtrommeln, Kastagnetten, Zithern und Harfen hatte sie mit hochzeitlichen Gesängen abgelöst.
    Die Arbeiter des Arsenals, die dann mit ihren Hauern und Hämmern, mit Stangen und Brecheisen heranmarschiert waren, hatten sich bereitgehalten, jedes Hindernis niederzureißen, das die freie Bewegung der riesigen Hochzeitspalmen hätte hindern können.
    Hinter den Palmen waren zwanzig Beamte der Kammer dem Defterdar-Brautführer vorgetreten, dem die Hochzeitsfackeln nachgetragen worden waren.
    Viele Sklaven hatten aufgeboten werden müssen, um deren Gewicht zu meistern, und besonders die goldbeschlagene dritte Fackel war von einer so ungeheuren Größe gewesen, daß sie mehr durch das Gefunkel ihres Schmucks als durch ihre Flamme geleuchtet hatte.
    Der Hauskanzler war den Fackeln mit fünfzig Beamten aus Mirmahs Hofstaat gefolgt, und hinter diesen wieder waren die hochzeitlichen Traghimmel gekommen.
    Erst unter dem zweiten aber, dessen Vorhänge aus Goldschleiern bis zum Boden niedergehangen hatten, war die Sultanin Braut auf einem arabischen Hengst dahergeritten, dessen Stammbaum mindestens so alt gewesen war, wie der ihres eigenen Hauses.
    Hinter ihr hatten sechs Schimmel von makelloser Zucht ihren goldbedeckten Staatswagen gezogen.
    Acht andere Wagen waren dann noch mit Zofen und schwarzen Verschnittenen gefüllt gewesen, während fünfundzwanzig von Mirmahs schönsten Damen den Zug zu Pferde beschlossen hatten.
    Dies Gepränge war der Schaulust des Volkes geboten worden. Über die Vorgänge dagegen, die sich der Öffentlichkeit entzogen hatten, konnten sich selbst die Brüder nur in Vermutungen ergehen. Immerhin kannten

Weitere Kostenlose Bücher