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Roxelane

Titel: Roxelane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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für wesentlich vornehmer hielt und auch von vielen dafür gehalten wurde.
    Seheb Pascha war Lala, Mustafas Oberhofmeister, und hatte unter diesem Titel die Regierung der Statthalterschaft dem Diwan gegenüber zu vertreten, wozu dann noch eine Obersthofmeisterin des Harems als Mutter und ein Kapu Aga als Bruder kamen - Schemsi Bey hingegen war im höfischen Sinn überhaupt nichts.
    In den gewöhnlichen Seraildienst einzutreten, hatte er verschmäht, und so war er dem Prinzen Dschihangir ohne ein eigentliches Amt nur als Begleiter mitgegeben worden. Seinen Bey-Titel aber führte er wegen seiner hochfürstlichen Abkunft.
    Er war der letzte Sproß der Familie Kisil Ahmedlü, die bei der Teilung des Reichs der seldschukischen Türken als ein Zweig des Kaiserhauses von Ikonium am Schwarzen Meer geherrscht hatte und ihren Stammbaum bis zu Chalid Ben Welid, dem Feldherrn des Kalifen Osman, zurückführte. Als witziger Kopf und guter Gesellschafter wurde Schemsi von Soliman gern gesehen und als Jäger geschätzt. Wenn dieser dürre und lange Vierziger nicht so vornehm gewesen wäre, hätte er einen guten Hofnarren abgegeben, und einen gefährlich gescheiten dazu. Was andere sich nicht zu träumen getrauten, das sprach er mit der größten Gelassenheit aus, und so verhehlte er auch nie, daß er das Kaiserhaus für eine Familie von Emporkömmlingen halte, weil ihr Stammvater Osman noch bei seinen eigenen Vorfahren ein kleiner Vasall gewesen sei.
    Jetzt besah er seine gelackten Fingernägel mit größter Gewissenhaftigkeit und ließ dann gelangweilt einige Worte fallen.
    „Endlich habe ich das Herrscherhaus der Ahmedlü an dem der Osmanen gerächt und, wie das Haus Osman uns einst stürzte, ihm jetzt nun selbst den Untergang bereitet.“
    „Wieso?“ fragte ein alter Janitscharenoberst ohne jede Duldsamkeit oder gar Bewunderung, wie sie Schemsi in Konstantinopel sonst gewöhnt war.
    Als eine seltsame Naturerscheinung wurde der Tapfere dafür denn auch von Schemsi ins Auge gefaßt.
    „Ich habe meinen Prinzen veranlaßt“, fuhr er dabei zur Sache selbst fort, „das brüderliche Geschenk von fünftausend Dukaten anzunehmen, die immerhin den zehnten Teil von Mustafas Jahreseinkommen ausmachen.“
    „Daß Sultan Dschihangir sich dazu entschloß, hat mich eigentlich gewundert“, mischte Seheb Pascha sich ein. „Sultan Dschihangir kann doch unmöglich an Geldmangel leiden. Bei seinen geringen Bedürfnissen ! “
    „Sie vergessen meine Bedürfnisse, lieber Pascha“, geruhte Schemsi zu erinnern, „und ich kann Ihnen versichern, die sind durchaus nicht gering!“
    Mit Seheb lachten auch die meisten andern; denn es war zu bekannt, daß Schemsi seinen Prinzen schröpfte, wo er nur konnte. Dennoch, meinte Seheb, würde die Vergeudung von fünftausend Dukaten das Kaiserhaus nicht an den Bettelstab bringen.
    „Nicht die Vergeudung“, erklärte Schemsi, „wobei ich es ablehnen möchte, etwas als Vergeudung zu bezeichnen, was meinem persönlichen Gebrauch dient, sondern etwas ganz anderes wird es besorgen. - Sehen Sie, mein Lieber“, sprach er weiter, „diese fünftausend Dukaten, ein so gutes Stückchen Geld sie sein mögen, sind doch nichts anderes als Bestechung. Damit ist also die Bestechlichkeit in die Kaiserfamilie eingedrungen, und zu meiner nicht geringen Genugtuung sehe ich das Reich wanken.“
    Der alte Oberst, dem Kaisertreue Religion war, mußte jetzt erst zur Ruhe gebracht werden - so wenig Verständnis entwickelte er für Schemsis Eigenart, die er als freche Sprache zu bezeichnen unzart genug war.
    Dagegen aber war Lala Seheb Pascha keineswegs nach Amasia geschickt worden, um dort etwa Roxelanes Absichten zu durchkreuzen. Er blickte Schemsi auf eine besondere Art an, und Blick und Art wurden von diesem erwidert. Beide verhielten ein Lächeln.
    „Auf welche Weise könnte ein Geschenk Sultan Mustafas, meines hohen Herrn“, fragte Seheb, „wohl als Bestechung anzusehen sein, mein Fürst?“
    „Auf die einfachste Weise von der Welt“, klärte Schemsi ihn auf, „weil wir nämlich keine unbeschnittenen Rajahs sind und in unsern tugendhaften Herzen Dankbarkeit nähren. Wie könnten wir also über einen uns Wohlgeneigten wie Ihren Mustafa Ungünstiges nach Konstantinopel berichten? Verstehen Sie jetzt, meine liebe Exzellenz?“
    Seheb verstand, daß Schemsi ebensowenig wie er selbst nur von ungefähr nach Amasia geschickt worden sei und daß er, Seheb, noch mit ihm reden müsse.
    In diesem Augenblick steuerte ein

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