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Roxelane

Titel: Roxelane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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äußerte Mirmah, was den Nassy eigentlich hindern solle, zu fürstlichen Ehren zu kommen? In Italien sei das Kaufleuten oft widerfahren, und die Medicis seien Apotheker gewesen, wie man sage. Dschihangir errötete.
    Den Scherz hatte er geglaubt erzählen zu dürfen, und nun erkannte er, daß er schuldig geworden war.
    Dschihangir liebte seinen Bruder Selim nicht.
    Unter dem lächelnden Blick seiner Mutter wurde er sich dessen bewußt. Um seiner Liebe zu Mustafa willen liebte er Selim nicht sehr, diesen Menschen des platten Vergnügens und der plattesten Nützlichkeit.
    Doch Selim war Roxelanes Sohn wie er, Dschihangir selbst, und so fühlte er sich schuldig vor ihr, die ihn geboren hatte, seiner Herrin, seiner Kaiserin, seiner Mutter.'
    Als Dschihangir seine Augen wieder aufhob, war das Gespräch schon über seine unwillkommene Mitteilung hinweggegangen.
    Aber das, worin er sonst belustigt eingestimmt hätte, stieß ihn heute ab. Wenn er sich auch im Bewußtsein seiner Höcker der Frauen enthielt, so hatte er doch immer eine zarte Achtung für sie, als erbitte er sich gleichsam ihre Verzeihung. Ganz neu war ihm daher das Unbehagen, mit dem er seine Schwester Mirmah den Bruder Bajesid mit den Freuden necken hörte, die dem Jüngling bei Einrichtung seines Hofstaats und damit auch seines Harems noch bevorständen.
    Es wäre übrigens auch sehr unklug gewesen, viele Worte über ein so albernes Gerücht wie das über den Juden Nassy zu verlieren. Dadurch hätte man ihm nur Nahrung gegeben. Unbehelligt gelassen mußte es dagegen an seiner eigenen Lächerlichkeit ersticken. Dschihangir schämte sich über den Mißklang, mit dem er die Harmonie für einen kurzen Augenblick gestört hatte. Doch die Rückkehr in seine gewohnte Lustigkeit blieb ihm versperrt. Und als mit Selim das unbekümmerte Leben in seiner ganzen Selbstzufriedenheit eintrat, küßte Dschihangir der Mutter die Hand und bat sie um Urlaub. Nach Ablauf der Festwochen wurde Selim nach Magnesia versetzt, und sein junger Bruder Bajesid bekam Konia.
    Wie es zu erwarten gewesen war, hatte Soliman ganz eindeutig gegen Mustafa entschieden, und selbst die Vorsichtigsten schwankten nur zwischen Selim und dem hübschen und aufgeweckten Bajesid, den Söhnen der Kaiserin.
    Trotzdem blieb Saffieje noch immer in Konstantinopel.

47
    Im Jahre 1548 kehrte Soliman die osmanischen Waffen wieder einmal gegen Persien, und dabei eroberte er von neuem die feindliche Hauptstadt. Sein Sohn Dschihangir, dessen Witz und Unterhaltung der Kaiser liebte, begleitete ihn auf diesem Kriegszug.
    Aber auch mit seinen drei andern Söhnen traf Soliman bei dieser Gelegenheit zusammen: mit Selim in Sidi Ghasi, mit Bajesid in dessen Hauptstadt Konia und mit Sultan Mustafa, den er so viele Jahre nicht gesehen hatte, in Siwas.
    Um diese Begegnung in Siwas erwarb Dschihangir sich große Verdienste. Er kannte seinen Vater gut genug, um zu wissen, daß vor allem dessen Eifersucht nicht geweckt werden dürfe. So bewirkte er denn auch nicht zuletzt dadurch, daß es ihm möglich war, alle Kundgebungen zu Mustafas Gunsten zu verhindern, eine wirkliche und herzliche Annäherung zwischen dem Vater und dem geliebten Stiefbruder.
    Nach Adrianopel allerdings ging nicht Mustafa, sondern Selim als Solimans Stellvertreter ab.    
    Adrianopel war damals der Sitz der Kaiserin, bis Soliman im Dezember 1549 schließlich zurückkehrte.
    Von dem darauffolgenden ungarischen Krieg aber konnte Roxelane ihren Gatten zurückhalten.
    Wie sie ihrem Schwiegersohn Rustem bereits in Persien Gelegenheit gegeben hatte, sich auszuzeichnen, so erhielt jetzt ihr Günstling Mohammed Sokolli dieselbe Möglichkeit als Serasker in Ungarn und Siebenbürgen.
    Schon in seiner Admiralszeit war Sokolli erfolgreich gewesen und inzwischen Beglerbey von Rumili und Pascha geworden.
    Soliman blieb also zu Hause und widmete sich dafür einer großartigen Bautätigkeit. Im Jahre 1550 wurde der Grundstein zu der Suleimanije gelegt, die einmal seine und Roxelanes Gebeine umfangen sollte.
    Fünf Jahre waren auf diese Weise mit Krieg und Bauen verstrichen, als persische Grenzüberfälle wiederum zum Vorgehen gegen den Schah zwangen.
    Der Großwesir Rustem wurde dabei mit dem Oberbefehl beauftragt. Denn durch elf Feldzüge, die des Padischahs Gegenwart beseelt hatte, waren die osmanischen Heere so an Krieg und Sieg gewöhnt worden, daß der letzte in Ungarn auch ohne Solimans Gegenwart glänzend verlaufen war und man dasselbe auch von dem kommenden

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