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Rubinrot

Rubinrot

Titel: Rubinrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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Esszimmer erreichte.
    »Der große Vogel ist ein Symbol für Unheil«, hörte ich Großtante Maddy sagen. Nanu! Normalerweise stand sie keinen Morgen vor zehn Uhr auf, sie war eine leidenschaftliche Langschläferin und hielt das Frühstück für die einzige überflüssige Mahlzeit des Tages. »Ich wünschte, jemand würde auf mich hören.«
    »Wirklich, Maddy! Kein Mensch kann etwas mit deiner Vision anfangen. Wir haben das jetzt schon mindestens zehnmal anhören müssen.« Das war Lady Arista.
    »Richtig«, sagte Tante Glenda. »Wenn ich noch einmal das Wort
Saphir-Ei

höre, dann schreie ich.«
    »Guten Morgen«, sagte ich.
    Es folgte eine kurze Stille, in der mich alle anglotzten wie Dolly, das geklonte Schaf.
    »Guten Morgen, Kind«, sagte Lady Arista dann. »Ich hoffe, du hast gut geschlafen.«
    »Ja, ganz hervorragend, danke. Ich war sehr müde.«
    »Das war sicher alles ein bisschen viel für dich«, sagte Tante Glenda von oben herab.
    In der Tat, das war es. Ich ließ mich auf meinen Platz fallen, gegenüber von Charlotte, die ihren Toast ganz offensichtlich nicht angerührt hatte. Sie schaute mich an, als hätte mein Anblick ihr nun erst recht den Appetit verdorben.
    Immerhin: Mum und Nick lächelten mir verschwörerisch zu und Caroline schob mir eine Schüssel Cornflakes mit Milch hin. Vom anderen Tischende winkte Großtante Maddy in ihrem rosa Morgenmantel. »Engelchen! Ich bin so froh, dich zu sehen! Du wirst endlich Licht in dieses ganze Durcheinander bringen. Bei dem Geschrei gestern Abend konnte ja kein Mensch durchblicken. Glenda hat uralte Geschichten hervorgekramt, von damals, als unsere Lucy mit diesem hübschen De-Villiers-Jungen getürmt ist. Ich habe nie verstanden, warum alle so einen Wind darum gemacht haben, dass Grace sie ein paar Tage bei sich hat wohnen lassen. Man sollte denken, das wäre längst vergessen. Aber nein, kaum ist irgendwo Gras drübergewachsen, kommt irgendein Kamel daher und frisst es wieder ab.«
    Caroline kicherte. Ohne Zweifel stellte sie sich Tante Glenda als Kamel vor.
    »Das ist hier keine Fernsehserie, Tante Maddy«, fauchte Tante Glenda.
    »Gott sei Dank nicht«, sagte Großtante Maddy. »Wenn es eine wäre, hätte ich schon längst den roten Faden verloren.«
    »Es ist doch ganz einfach«, sagte Charlotte kalt. »Alle dachten, dass ich das Gen hätte, aber in Wahrheit hat es Gwendolyn.« Sie schob ihren Teller von sich und stand auf. »Soll sie doch sehen, wie sie damit klarkommt.«
    »Charlotte, warte!« Aber Tante Glenda konnte Charlotte nicht daran hindern, aus dem Zimmer zu rauschen. Bevor sie hinter ihr herlief, warf sie Mum noch einen bitterbösen Blick zu. »Du solltest dich wirklich schämen, Grace!«
    »Die ist echt gemeingefährlich«, sagte Nick.
    Lady Arista seufzte tief.
    Mum seufzte auch. »Ich muss jetzt zur Arbeit. Gwendolyn: Ich habe mit Mr George vereinbart, dass er dich heute an der Schule abholen wird. Du wirst zum Elapsieren ins Jahr 1956 geschickt, in einen sicheren Kellerraum, dort kannst du in Ruhe deine Hausaufgaben machen.«
    »Krass!«, sagte Nick.
    Ich dachte das Gleiche.
    »Und danach kommst du sofort nach Hause«, sagte Lady Arista. »Dann ist der Tag ja auch schon vorbei«, sagte ich. Würde ab jetzt so mein Alltag aussehen? Nach der Schule zum Elapsieren nach Temple, dort in einem langweiligen Keller herumsitzen und die Hausaufgaben machen und anschließend nach Hause zum Abendessen? Was für ein Albtraum!
    Großtante Maddy fluchte leise, weil der Ärmel ihres Morgenmantels in der Marmelade auf ihrem Toast gelandet war. »Um diese Zeit sollte man im Bett liegen, ich sag's ja immer.«
    »Genau«, sagte Nick.
    Mum küsste ihn, Caroline und mich wie jeden Morgen zum Abschied, dann legte sie mir die Hand auf die Schulter und sagte leise: »Solltest du zufällig meinen Dad sehen, gib ihm bitte einen Kuss von mir.«
    Lady Arista zuckte bei diesen Worten leicht zusammen. Schweigend nippte sie an ihrem Tee, dann sah sie auf die Uhr und sagte: »Ihr müsst euch beeilen, wenn ihr pünktlich in der Schule sein wollt.«
     
    »Ich werde auf jeden Fall später mal ein Detektivbüro eröffnen«, sagte Leslie. Wir schwänzten gerade den Erdkundeunterricht bei Mrs Counter und hatten uns zu zweit in eine Kabine der Mädchentoilette gequetscht. Leslie saß auf dem Klodeckel, einen fetten Aktenordner auf den Knien. Ich lehnte mit dem Rücken gegen die Tür, die über und über mit Kugelschreiber und Edding bekritzelt war.
Jenny liebt Adam, Malcolm ist

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